Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Lachen und Weinen beim Sommerjazz Jazz
Furioser Einstand von Peter Vogel und seinem Quintett in der Lindauer Eilguthalle
(chv) - Ein Riesenerfolg war der Sommerjazz, zu dem Peter Vogel und sein Quintett erstmals nicht vor das Langenargener Schloss, sondern in die neue Eilguthalle am Lindauer Hafen eingeladen hat. Die unglückliche Doppelbelegung in Langenargen erwies sich als ausgesprochener Glücksfall, weil so in perfektem Ambiente deutlich mehr Besucher den begehrten Event erleben konnten, und das im Trockenen und bei bester Aussicht auf den Hafen.
Wer Peter Vogel bei einem Jazzkonzert live erlebt, der spürt, dass hier ganz besonders seine Seele schlägt. Wenn er am Piano sitzt und ekstatisch phantasiert und improvisiert und eigene Kompositionen zelebriert, da wehen die Locken, da glühen die Tasten. Diese Begeisterung beflügelt auch seine Mitstreiter. Schon zum Saisonauftakt in Langenargen war Peter Vogels Band mit „Just Jazz“zu erleben, und wie dort sprang auch in Lindau der Funke schon über, als das Musikerquartett mit „A Taste of Samba“, 2014 als Hommage ans WM-Gastgeberland Brasilien komponiert, loslegte. Neben Peter Vogel am Piano zündeten seine bewährten Mitstreiter, allen voran der virtuose Klangzauberer Christian Maurer, Professor an der Musikuniversität Wien und renommierter Jazzsaxophonist, dazu fürs rhythmische Fundament Schlagzeuger Wolfi Rainer aus Innsbruck und der mazedonische Bassist Dragan Trajkovski, der mit ihm für den Groove sorgte. Bewährt ist auch die Mischung aus eigenen Stücken und berühmten Jazztunes.
Neu war an diesem Abend die Tiroler Sängerin Heidi Erler. In ihrem Heimatort Schwaz hatte sie Unterricht in Klassischem Gesang und in Innsbruck ein Studium in Jazz und Improvisierter Musik abgeschlossen. Seit März ist sie Dozentin am Konservatorium Claudio Monteverdi in Bozen. Sehr geschmeidig ist ihre Stimme, voller Volumen und dann wieder sanft und warm in den Balladen, die Vogel ausgewählt hatte. Die Liebe stand im Mittelpunkt, auch die Liebe der Enkelin zum sterbenden Großvater in „Abby’s Song“oder die elterliche Kindesliebe in „Forever“.
Ein melancholisches Liebeslied war der Song „Just a Memory“über eine Liebe, die der Karriere geopfert wurde, ebenfalls von Enttäuschung erzählte der Song „Dazzling Boy“. Dazwischen heizten Instrumentalstücke wie „Think Pink“mit prägnantem Motiv und vehementen Einlagen der einzelnen Musiker den Zuhörern ein. Aufpeitschend war auch „Mr Saxophone“, ganz im Gegensatz zum atmosphärischen „Somewhere over the rainbow“oder den Gershwin-Zugaben „A Foggy Day in London Town“und „It’s wonderful“, mit dem das Quintett einen dynamischen Abend beendete.