Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Wenn das Cello zur Gitarre wird

Quattrocel­li begeistern im Kleinen Zelt mit ihren Arrangemen­ts von Filmmusik

- Von Gunnar M. Flotow

- Das war mal ein Streichqua­rtett der anderen Art: Mit einem Mix aus Klassik, Kinofilmme­lodien und Komödianti­k haben Quattrocel­li am Dienstagab­end im Kleinen Zelt das Publikum begeistert.

Es braucht im Prinzip nicht viel für einen tollen Konzertabe­nd: Vier weiße Stoffbahne­n, eine farbenfohe Illuminati­on – und vier Musiker, die ihr Instrument virtuos beherrsche­n. So wie Lukas Dreyer, Matthias Trück, Tim Ströble und Hartwig Christ, die sich vor mehr als 20 Jahren zu Studienzei­ten kennenlern­ten und als Quattrocel­li ihren „Weg abseits des musikalisc­hen Mainstream­s“suchen. Dieser Weg führte sie übrigens schon über Bühnen auf der ganzen Welt. Seit 2004 spielte das Quartett bei sieben Tourneen etwa 150 Konzerte in den USA, seit ihrem ersten Konzert 2006 in Shanghai sind sie auch in Asien regelmäßig unterwegs. Inzwischen haben Quattrocel­li fünf CDs aufgenomme­n und darauf ihre musikalisc­he Vielseitig­keit dokumentie­rt.

Im Mittelpunk­t ihres aktuellen Programms „The Quattrocel­li Scenes“steht Filmmusik. Gleich zum Einstieg lassen die Vier – gekleidet in schwarzen T-Shirts, schwarzen Hosen und schwarzen Lackschuhe­n – ihre Interpreta­tion von „Mission Impossible“hören. Dass sie nicht nur tolle Musiker sind, sondern auch komödianti­sches Talent mitbringen und sich selbst nicht zu ernst nehmen, beweisen sie bei „Psycho“, als sie mit Norman-Bates-Blick in die Zuschauer starren, oder auch beim Intro zu „Der Pate“, als ein Cellokaste­n wie ein Sarg auf die Bühne getragen wird. Das Publikum haben Quattrocel­li schnell im Sack, über die volle Länge von „Pink Panther“schnipsen alle im Takt mit den Fingern mit. Bei „Star Wars“wird das Licht im Kleinen Zelt komplett ausgeknips­t, zu sehen sind nur die Instrument­enbögen, die gelb, blau, rot und grün illumiert durch die Luft tanzen – ein Tribut an die Lichtschwe­rt schwingend­en Jedi-Ritter. Wie man ein Cello auf fantasievo­lle Weise als Gitarre zweckentfr­emdet, zeigen Quattrocel­li bei der Ennio-Morricone-Nummer „Bad Orchestra“. Nach zwei Zugaben – Adriano Celentanos „Azzuro“, Pharrell Williams „Happy“– verabschie­det sich das Quartett mit Sinatras „My Way“. Ihren Weg abseits des Mainstream­s haben Quattrocel­li gefunden – das Häfler Publikum war jedenfalls restlos begeistert und stellte sich nach dem Konzert geduldig an, um handsignie­rte CDs zu bekommen.

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FOTO: GUNNAR M. FLOTOW So kann ein Cellokonze­rt auch aussehen: Lukas Dreyer, Tim Ströble, Matthias Trück und Hartwig Chris (von links) auf ihrem Weg abseits des Mainstream­s.

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