Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Vernetzer
kurz Marco genannt, ist kein Zögerer. Der studierte Philosoph, verheiratet und Vater zweier Kinder, mag es ganz und gar nicht, wenn zu viel geredet und zu wenig entschieden wird. Seit Ende 2016 ist der 1956 im süditalienischen Kalabrien geborene Minniti Italiens Innenminister.
Und das bedeutet, dass der 60-jährige Sozialdemokrat sich vor allem um die Bewältigung der Flüchtlingskrise kümmern muss. Seit der Schließung der Route über die Türkei und den Balkan kommen immer mehr Menschen über das Mittelmeer in Italien an. Es seien zu viele, so der Sozialdemokrat, und die Ströme müssen mit den Mitteln des Rechtsstaats eingeschränkt werden. Ohne Wenn und Aber.
Dabei setzt der Innenminister auf eine enge Zusammenarbeit mit dem Verteidigungsministerium. Anders als in Deutschland patrouillieren in Italiens Städten nicht nur Polizisten, sondern auch schwer bewaffnete Soldaten – auch im Kampf gegen den Terrorismus. Minniti, der bereits in vergangenen Regierungen Erfahrungen im Innenministerium und bei den Geheimdiensten sammelte, verlässt sich deshalb vor allem auf die Zusammenarbeit seines Ressorts mit den Militärs und den Diensten. Schlepper sind für ihn Kriminelle und Mafiosi, und solche müsse man deshalb vereint bekämpfen.
Seit Minniti Minister ist, wurden neue Auffanglager eingerichtet und bereits bestehende mit neuen Kapazitäten ausgestattet. Gleichzeitig verdoppelte sich die Zahl der Ausweisungen illegaler Flüchtlinge. Minniti ist sehr daran gelegen, Entscheidungen in enger Zusammenarbeit mit dem libyschen Präsidenten zu treffen. Dem Minister ist es auch zu verdanken, dass in Tripolis wieder eine italienische Botschaft eingerichtet wurde.
Minnitis größter politischer Erfolg ist ein am 31. März 2017 in Rom unterzeichnetes Abkommen zwischen Italien, Libyen und rund 60 Anführern libyscher Bevölkerungsgruppen, mit dem Ziel, die aus Zentralafrika kommenden Flüchtlinge schon im Süden Libyens aufzuhalten.
Thomas Migge