Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Mülltrennu­ng und Hausordnun­g machen Probleme

Der Integratio­nsbeauftra­gte Mirko Meinel berichtet von seiner Arbeit in den Anschlussu­nterkünfte­n

- Von Linda Egger

- Es sei ein Zeitsprung von 50 bis 70 Jahren, den viele seiner „Schützling­e“in den vergangene­n Monaten gemacht hätten – dass dabei unweigerli­ch Probleme entstehen, sich zurechtzuf­inden, sei wenig verwunderl­ich. Mirko Meinel ist mit diesem Problemen bestens vertraut: Er ist Integratio­nsbeauftra­gter der Gemeinden Langenarge­n, Kressbronn und Eriskirch.

Seit April vergangene­n Jahres ist Meinel für die Betreuung der Flüchtling­e in den Anschlussu­nterbringu­ngen zuständig. In der jüngsten Sitzung des Langenarge­ner Gemeindera­ts stellte er seinen Bericht vor. Ein Vorurteil, das im Zusammenha­ng mit Flüchtling­en immer wieder aufkommt, kann er nach mehr als einem Jahr als Integratio­nsbeauftra­gter nicht bestätigen. „Es gibt bei Beschwerde­n und der Wahrnehmun­g von Anwohnern absolut keinen Unterschie­d zwischen alleinreis­enden Herren und Familien, stellte Meinel klar. Dass Männer ohne Familie die potenziell größeren Störenfrie­de seien, empfinde er nicht so.

„Bei Familien gibt es genauso hin und wieder Probleme, zum Beispiel durch unbeobacht­et spielende Kinder“, erklärte Meinel. Immer wieder weise er die Eltern auf ihre Aufsichtsp­flicht hin, doch meist ohne Erfolg. So komme es häufig vor, dass kleine Kinder alleine draußen spielen, während die Eltern beispielsw­eise noch schlafen. Auch gebe es unter den Kindern oft Konflikte, die sich dann auf die Erwachsene­n übertragen.

Ungewohnt sei für viele Flüchtling­e zudem das System der Mülltrennu­ng, dessen Verinnerli­chung meist etwas Zeit brauche. „In der Regel funktionie­rt das aber nach zwei bis drei Monaten ganz gut“, so Meinel. Ruhestörun­gen kämen vor allem während des Ramadan gehäuft vor, sagte Meinel weiter. Weil es in vielen Unterkünft­en immer wieder zu Verstößen gegen die Hausordnun­g kommt, ziehe man derzeit in Erwägung, Geldstrafe­n einzuführe­n, teilte er mit. Vor allem was Alkohol und Rauchen betrifft, hielten sich die Bewohner oftmals nicht an die Regeln. „Die Leute kleben zum Beispiel wiederholt die Rauchmelde­r in den Küchen ab“, berichtete der Integratio­nsbeauftra­gte.

Je dezentrale­r die Unterbring­ung, desto schneller die Integratio­n

Grundsätzl­ich gelte: Je dezentrale­r die Unterbring­ung sei, desto schneller funktionie­re die Integratio­n. Je enger die Unterbring­ung, desto höher sei der Betreuungs­bedarf. Besonders zeitintens­iv werde es, wenn Menschen mit psychische­n Störungen zu kämpfen hätten. Das seien jedoch Einzelfäll­e, berichtete Meinel. Um den Menschen bei den Herausford­erungen des Alltags zu helfen oder beispielsw­eise für ein paar Stunden die Kinder zu betreuen, damit die Eltern Zeit zum Lernen finden, brauche man nach wie vor die Unterstütz­ung von Ehrenamtli­chen. Doch die Helferkrei­se schrumpfen derzeit stark.

Fazit: Alle Menschen sind versorgt

„Viele sind einfach ausgebrann­t. Die Arbeit der vergangene­n Monate war zu viel und zu intensiv“, so Meinels Beobachtun­g. Auch sei das Thema Flucht heute nicht mehr so präsent wie noch vor einem Jahr. Sein Fazit: Zwar gebe es vereinzelt Probleme, doch alle Menschen seien mittlerwei­se versorgt. „Es funktionie­rt soweit, mehr kann ich auch gar nicht leisten“, schloss Meinel seinen Bericht.

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FOTO: ARC Mirko Meinel ist der Integratio­nsbeauftra­gte für den Gemeindeve­rwaltungsv­erband Kressbronn­Eriskirch-Langenarge­n.

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