Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Dynamische Farberuptionen
Hendrik Tuttlies stellt in der Sparkasse Bodensee aus
- Farbintensive Traumwelten leuchten einem in der Kundenhalle der Sparkasse Bodensee entgegen, wo Hendrik Tuttlies bis 18. August Bilder und bearbeitete Holzfundstücke ausstellt.
Unter das Thema „Schöpfung“hat Tuttlies seine großflächigen Farberuptionen gestellt, die wirken, als seien sie in spontanem Schöpfungsakt entstanden, mit leichter Hand hingeworfen, im Fließen erstarrt, sodass die Ränder der abstrakten Kompositionen wie vom Wind zerzauste Federkleider erscheinen. „Alles schöpft dann aus mir, alles fließt, geht ineinander über, alles entwickelt sich wie von selbst, existiert, verändert sich, wird schön oder explosiv bis ins kleinste Detail“, sagt dazu der in Magdeburg geborene Künstler, der seit vergangenem Jahr sein Atelier in Tettnang hat.
Auch mit 73 Jahren steckt er mitten im Malprozess, sucht nach immer neuen Ausdrucksformen. Nach einer Ausbildung als Werkzeugmacher hat er an den Bodensee-Kunstschule Grafik-Design studiert und eine eigene Werbeagentur gegründet, bis es ihn nach Kanada zog. Dort hat er vor sechzehn Jahren mit Zeichnen und Malen angefangen, eine explosive Entwicklung in Gang gesetzt. Nach Deutschland zurückgekehrt, lebte er erst in Bermatingen, ehe er nach Tettnang zog. Heute lebt er von seiner Malerei, wobei man die Werke auch mieten kann.
Seine Bilder sind wie Momentaufnahmen eines Bewegungsflusses: angehaltene Dynamik. Manches erinnert an Bilder von Tornados, hier verwirbeln sie nicht die Luft, sondern die Farben. Dabei finden sich geheimnisvolle Abstraktionen mit Tusche auf Papier, großflächige Ölbilder auf Leinen, doch immer öfter auch Öl hinter Glas oder auf Folie sowie Tusche auf großen Aluminiumplatten. In der Abstraktion meint man Figuren wie den Feuervogel oder Schattenspiele zu erkennen. Surreal mutet an, wenn sich mitten durch gelb-roten Farbrausch einer untergehenden Sonne ein ganz reales Segelschiff schiebt.
Ganz im Gegensatz zu den Bildern stehen einige in sich ruhende „Skulpturen aus dem Bodensee“: von Stein und Wasser geschliffenes Treibholz, in sich verwunden oder gebogen wie Reste von Holzbooten, jetzt stolz aufrecht stehend.