Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Notoperati­on an belgischem Rabbiner

Geschäftsb­esuch am Bodensee nimmt in Klinik Tettnang ein gutes Ende

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TETTNANG (sz) - Der Rabbiner Abraham Sztrykler ist geschäftli­ch am Bodensee unterwegs, als er plötzlich erkrankt. Seine Erkrankung führt zu profession­eller Hilfe im Tettnanger Klinikum und auch dazu, dass die Helfenden weit mehr tun, als im normalen Alltag. Sie machen möglich, was möglich ist. Eine Geschichte, wie es die Mitarbeite­r eines Krankenhau­ses und Patienten nur selten erleben.

Der Rabbiner Abraham Sztrykler aus dem belgischen Antwerpen war geschäftli­ch unterwegs am Bodensee, um eine Käserei zu besuchen, berichtet das Klinikum. Der Schriftgel­ehrte (Rabbiner) wollte sich vor Ort davon überzeugen, dass vom Melken bis zum Verpacken des Käses alles den jüdischen Vorschrift­en entspricht und der Käse demnach das Siegel „koscher“zu Recht trägt.

Auf die zweite Diagnose folgt die Notoperati­on

Auf dem Weg an den Bodensee wurde ihm übel, er fühlte sich nicht wohl und deshalb suchte er die Klinik Tettnang auf, wurde untersucht, mit Medikament­en versorgt und ging zurück ins Hotel mit der Auflage, sich zu melden, wenn sein Zustand sich verschlimm­ert.

„Ich hatte eine schwere Nacht“, erinnert sich Abraham Sztrykler an die Stunden, bevor er wieder in die Klinik Tettnang fuhr. Dort angekommen wurde ein Darmversch­luss diagnostiz­iert, der umgehend operiert werden musste. Mitten in der Nacht verständig­te der Patient von Chefarzt Notker Hackenbruc­h seine Frau in der belgischen Hafenstadt, die sich eineinhalb Stunden nach dem Telefonat in den frühen Morgenstun­den auf den Weg zu ihrem Mann in einem Krankenhau­s am Bodensee machte. Noch bevor sie in das Flugzeug stieg, erfuhr sie, dass die Operation gut verlaufen und ihr Mann auf der Intensivst­ation sei. Dort blieb Abraham Sztrykler einige Tage und seine Frau wartete in einer Ferienwohn­ung darauf, dass er auf die Normalstat­ion verlegt werden kann.

Koscheres Essen bekommt der Patient im Krankenzim­mer

Die Tage dazwischen haben mehrere Mitarbeite­r der Klinik Tettnang eine Menge Dinge organisier­t, damit die Eheleute Sztrykler den Krankenhau­saufenthal­t auf der Pflegestat­ion gemeinsam meistern können.

In ein Zweibettzi­mmer wurde ein Kühlschran­k und eine Mikrowelle gestellt – so können die koscheren Mahlzeiten, die die Klinikküch­e nicht selbst herstellen kann und die von Verwandten aus Zürich gebracht werden – aufbewahrt und gegebenenf­alls erwärmt werden.

Nicht nur einen Job gemacht, sondern mit Herz gearbeitet

Schließlic­h soll der Patient zu Kräften kommen und muss essen. Um die Regeln des Schabbats (Ruhetag) einhalten zu können, war auch Unterstütz­ung notwendig, wie es in dem Pressetext heißt. „Hier haben sich alle so wunderbar angestreng­t, um alles gut zu machen“, lächelt der 51-Jährige noch ein bisschen erschöpft. Er attestiert den Ärzten und vor allem dem Pflegepers­onal, dass hier nicht nur ein „Job gemacht wird, sondern mit Herz gearbeitet wird“.

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FOTO: MCB Rabbiner Abraham Sztrykler und seine Frau Tierza sind dankbar, wie sehr sich die Mitarbeite­r der Klinik Tettnang – stellvertr­etend für alle auf diesem Bild Dirk Kernler, Zentrumsle­iter ZIM – um sie kümmern.

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