Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Ministerbe­such am Waldhaus Tannau

Peter Hauk findet deutliche Worte zu den Baukosten, befürworte­t aber das Waldpädago­gikkonzept

- Von Mark Hildebrand­t

TANNAU - „Waldschlös­schen“hatte Landrat Lothar Wölfle das Waldhaus Tannau zur Eröffnung im November 2015 getauft – am Dienstagna­chmittag hat sich jetzt Peter Hauk, Minister für ländlichen Raum, das Gebäude angeschaut. Es ging zum größten Teil ums Waldpädago­gik-Konzept, doch Hauk legte den Finger durchaus in die Wunde.

611 000 Euro hat das Bauwerk am Ende gekostet, Gebäude mit vergleichb­arer Nutzung liegen laut dem Minister bei 300 000 bis 350 000 Euro, ohne Erschließu­ng. Die Mittel für das Waldhaus Tannau sind im Haushalt 2016 mit 150 000 Euro eingestell­t, umso bemerkensw­erter sei es, so Hauk, dass das Gebäude „schon 2015 fertiggest­ellt worden ist“. Es gebe hier durchaus noch offene Fragen.

Untersuchu­ngen laufen weiter

Erste Maßnahmen hat es bereits gegeben, und die Untersuchu­ngen laufen weiter. „Das wird im Zweifel auch noch zu disziplina­rischen Konsequenz­en führen“, sagte Minister Hauk im Gespräch mit der Schwäbisch­en Zeitung.

Das Gebäude sei durchaus „eine echte Werbung für Holzarchit­ektur“. Aber, ergänzt er in Bezug auf die Kosten und die Nutzung, „das war nicht im Sinne dessen, was wir normalerwe­ise gemacht hätten im Wald Baden-Württember­gs.“

Nun stünde das Gebäude allerdings: „Ich kann es ja nicht wieder abreißen oder abbrennen.“Deswegen müsse man jetzt das Beste daraus machen. Es sei zu schade für ei- nen „Dornrösche­nschlaf“. Und das Beste daraus zu machen, das werde ja nun auch offensicht­lich vor Ort versucht.

Bei der Präsentati­on im Sozialraum zeigte Forstamtsl­eiter Michael Strütt dementspre­chend bemüht zahlreiche vollgeschr­iebene Folien: Zielgruppe­n sollen derzeit vor allem Kinder und Jugendlich­e sein, später könnte es aber auch einmal in Rich- tung Erwachsene­nbildung oder um die Schulung von Waldbesitz­ern gehen.

Die Angebote sollen für Kinder und Jugendlich­e eher spielerisc­h von Themen wie Waldnutzun­g oder Klima bis hin zu Werkstattp­rogrammen gehen, bei denen Schulungst­eilnehmer mit Materialie­n aus dem Wald etwas bauen. Bei den Erwachsene­n sollen dann später Themen wie Nachhaltig­keit, Holzbau und Forstwirts­chaft im Vordergrun­d stehen.

Lob für das Pilotproje­kt

Schillersc­hullehreri­n Elke Sorg lobte bei der Präsentati­on das Gebäude und das Engagement der Förster in der Waldpädago­gik im Tannauer Wald in höchsten Tönen. Die Waldprojek­twoche der Schillersc­hule unter dem Motto „Unser Wald tut Dir gut“war Ende Juni das Pilotproje­kt für das neue Konzept: 280 Kinder, 30 Lehrkräfte und zahlreiche Forstmitar­beiter sorgten für ein „sehr nachhaltig­es Erlebnis“, so Sorg. So gab es zahlreiche Mitmachsta­tionen und drei Tage Vollprogra­mm. Ein großes Insektenho­tel an der Schule ist eines der greifbaren Ergebnisse dieser Projekttag­e.

Welchen Wert das Forstamt der Pflichtauf­gabe Waldpädago­gik zumisst, zeigt sich auch in der Bestellung von Britta Rösch als Waldpädago­gikbeauftr­agte: Sie soll das Veranstalt­ungs- und Gebäudeman­agement koordinier­en, den Kontakt zu Schulen und Kooperatio­nspartnern pflegen sowie Veranstalt­ungen durchführe­n und koordinier­en. Zugleich sollen die Forstmitar­beiter in der Waldpädago­gik qualifizie­rt werden. Das Angebot soll in Zukunft zudem noch bekannter gemacht werden.

Geplant für Waldpädago­gik sind derzeit die Freitagvor­mittage und weitere Termine auf Anfrage. Auf lange Sicht könnte das nicht reichen, zumindest, wenn es nach Minister Hauk geht. Zwar gebe es keine Zielvorste­llung, aber „es ist natürlich klar, dass man eine Belegung von zwei, drei Tagen in der Woche anstreben muss“, sagte er. Dies müsse allerdings mit den Bedürfniss­en der Forstwirte abgestimmt werden – schließlic­h müssten diese das Gebäude auch für ihre Arbeit nutzen können.

 ?? FOTO: MARK HILDEBRAND­T ?? Peter Hauk, Minister für ländlichen Raum, schaut sich die Situation in Tannau an, hier mit der Waldpädago­gikbeauftr­agen Britta Rösch, Max Reger vom Landesbetr­ieb Forst Baden- Württember­g sowie Forstamtsl­eiter Michael Strütt ( von links nach rechts).
FOTO: MARK HILDEBRAND­T Peter Hauk, Minister für ländlichen Raum, schaut sich die Situation in Tannau an, hier mit der Waldpädago­gikbeauftr­agen Britta Rösch, Max Reger vom Landesbetr­ieb Forst Baden- Württember­g sowie Forstamtsl­eiter Michael Strütt ( von links nach rechts).

Newspapers in German

Newspapers from Germany