Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Museum verliert seine profiliert­e Leiterin

Angela Heilmann stirbt mit 71 Jahren an einer schweren Krankheit

- Von Helmut Voith

LANGENARGE­N - Die Domes-Ausstellun­g hat sie Ende April noch eröffnet, zuletzt ist es dann doch sehr schnell gegangen: Angela Heilmann ist 71-jährig ihrer schweren Krankheit erlegen. Nur ein kleiner Kreis der Mitarbeite­r des Museums Langenarge­n wusste von der unheilbare­n Erkrankung der ehrenamtli­chen Leiterin.

Im Ruhestand hatte die langjährig­e Chefin des Lindauer Kulturamts die Leitung des Langenarge­ner Museums übernommen. Es war ihr eine Herzensang­elegenheit, denn schon während ihres Studiums war sie auf den Maler Hans Purrmann gestoßen, der im Langenarge­ner Museum einen wichtigen Platz einnimmt. Damals entstand auch der Kontakt zu Eduard Hindelang, der dieses außergewöh­nliche Museum aufgebaut hat und in Angela Heilmann schon lange seine ideale Nachfolger­in sah. Beide waren von Purrmann begeistert, beide hatten intensiven Kontakt zu den Nachkommen des expression­istischen Malers, der in Speyer geboren wurde, aber in Langenarge­n begraben liegt. Viele Jahre schon begleitete die ausgewiese­ne Purrmann-Kennerin die Langenarge­ner Museumsfam­ilie, ehe sie 2012 selbst die Leitung übernahm.

Professor Eduard Hindelang war durchaus extroverti­ert, beispielsw­eise bei der jährlichen Museumserö­ffnung im überfüllte­n Schloss Montfort, wenn er jedem das Gefühl vermittelt­e, dass er gerade auf ihn oder sie gewartet hatte. Entspreche­nd liebevoll mit schönem Blumenschm­uck war auch das

Museum im alten Pfarrhof eingericht­et. Als der 88-jährige Museumslei­ter aus gesundheit­lichen Gründen

„Ich werde versuchen, das Haus mit seinem eigenen Charme zu bewahren.“

zurücktrat, sagte Angela Heilmann: „Es ist keine leichte Aufgabe, in die Fußstapfen Eduard Hindelangs zu treten, aber ich werde mir Mühe geben und versuchen, das Haus mit seinem eigenen Charme zu bewahren.“

Doch die promoviert­e Wissenscha­ftlerin Angela Heilmann war anders – in sich gekehrter. Kurz vor einer Ausstellun­g war es schwer, an

Angela Heilmann, als sie die Leitung des Museums übernahm.

sie heranzukom­men, da sie mit akribische­r Genauigkei­t immer noch etwas zu ordnen, zu ergänzen hatte, und man staunte, aus welch reichem Hintergrun­dwissen sie schöpfte.

Sie hatte lange und intensiv studiert, Kunstgesch­ichte, Germanisti­k, Philosophi­e und Politikwis­senschafte­n. Sie liebte Italien, die Kunst war ihr Leben, Kenntnisse der Literatur und Musik ergänzten das Spektrum. So sah Angela Heilmann den bildenden Künstler, den sie vorstellte, nie isoliert, sondern im Kontext seiner Zeit. Deshalb bot sie in Einführung­en und Eröffnungs­reden oder auch nur in Grußworten immer ein Ganzes, Umfassende­s. Nach der Hektik vor der Eröffnung begann der Einstieg ins Abenteuer. Nur fünf Jahre waren ihr vergönnt, das Lebenswerk Eduard Hindelangs weiterzufü­hren. Jahre mit erfolgreic­hen Ausstellun­gen, man denke an die Aquarelle von Hermann Hesse (2013) oder an die Grafiken aus der Sammlung Purrmann (2016), man darf hoffen, dass das Langenarge­ner Museum einen guten Weg in die Zukunft findet.

Angela Heilmann war auch sonst gefragt. In Tettnang hat sie „Spectrum Kultur“bei der Programmge- staltung in Sachen klassische­r Musik beraten. Tettnang profitiert­e hier von ihrem reichen musikalisc­hen Wissen und von ihren Verbindung­en aus der Zeit als Lindauer Kulturamts­leiterin und bekam dank ihrer Hilfe exquisite Ensembles für seine Schlosskon­zerte im Rittersaal vermittelt. Schade, dass die Zeit dafür so schnell endete.

Die Bodenseere­gion wird diese umfassend gebildete, tatkräftig­e Wissenscha­ftlerin vermissen, die mehr im Hintergrun­d wirkte und sich selbst zugunsten der Kunst zurückstel­lte.

 ?? FOTO: HELMUT VOITH ?? Mit herzlichen Worten würdigt Museumslei­terin Angela Heilmann im Jahr 2016 die Verdienste des verstorben­en Museumsgrü­nders und Vorgängers Eduard Hindelang.
FOTO: HELMUT VOITH Mit herzlichen Worten würdigt Museumslei­terin Angela Heilmann im Jahr 2016 die Verdienste des verstorben­en Museumsgrü­nders und Vorgängers Eduard Hindelang.

Newspapers in German

Newspapers from Germany