Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Vier Häfler besuchen Absturzstelle in Lakehurst
Vor 80 Jahren ist die „Hindenburg“in Flammen aufgegangen – Gedenkstein erinnert an die Katastrophe
ANZEIGE FRIEDRICHSHAFEN - Nach einer halben Minute war alles vorbei: Vor 80 Jahren – am 6. Mai 1937 – explodierte die „Hindenburg“im amerikanischen Lakehurst. 36 Menschen kamen ums Leben, weil sich der Wasserstoff entzündet hatte. Die Ursache ist bis heute nicht geklärt. Vier Häfler haben den Ort besucht, an dem sich die Katastrophe zugetragen hat.
Drei Wochen waren Ina und Wolfgang Ott in den USA unterwegs. Mit dabei: Barbara und Herbert Springer, ein befreundetes Ehepaar. „Als Häfler fühlen wir uns mit dem Zeppelin verbunden“, sagt Wolfgang Ott. „Deshalb wollten wir den Ort besuchen, an dem die Luftfahrt einen schweren Rückschlag erfahren hat.“Doch das war leichter gesagt als getan.
Lakehurst liegt südlich von New York. Die Absturzstelle, an der ein Gedenkstein an das Unglück erinnert, befindet sich auf einem Militärgelände. Wer keine amerikanische Staatsbürgerschaft hat, muss eine Genehmigung beantragen. Und das erfordert Zeit und Nerven. Das haben die Häfler am eigenen Leib erfahren: Vor der Reise hatten sie einen Antrag bei der „Navy Lakehurst Historical Society“(NLHS) gestellt, einem historischen Verein, der das Denkmal betreut. Ihre Namen, Geburtsdaten und Passnummern mussten sie angeben. Lange passierte nichts.
Als sie nach sechs Wochen immer noch keine Antwort erhalten hatten, nahm Wolfgang Ott Kontakt zu einem Bekannten in Texas auf, einem Veteran und angesehenen Mann innerhalb des Militärs. Dieser telefonierte mit der NLHS. Mit Erfolg: Jetzt ging alles sehr schnell. Die Ehepaare bekamen die Erlaubnis, an einer Führung über das Gelände teilzunehmen. Ott erzählte Oberbürgermeister Andreas Brand von dem Vorhaben, der war begeistert und gab ihm ein Grußschreiben und Geschenke mit auf die Reise. Für die NLHS. Und schließlich flogen die vier Häfler in die Vereinigten Staaten von Amerika.
Der Treffpunkt in Lakehurst, an dem die Führung startete, befand sich neben einer Kirche, die zum Militärgelände gehört. „Die Glasfenster zeigen verschiedene Motive aus der Luftfahrt“, erinnert sich Ott und fügt hinzu: „Darunter sind auch Zeppeline.“An der Führung haben auch Veteranen teilgenommen, lässt er wissen. Einige seien sich vor Freude in die Arme gefallen, weil sie sich so lange nicht gesehen hätten. „Hier haben wir auch Donald Adams getroffen, unseren Guide“, erzählt Ott. Gemeinsam seien sie im Konvoi auf das Militärgelände gefahren.
Die Katastrophe im Detail
Die Fahrzeuge parkten im Kreis um den Gedenkstein herum, der an die Katastrophe erinnert. Fotografieren war dort erlaubt, aber auf dem Rest des Geländes strengstens verboten. Donald Adams erläuterte den Verlauf der Katastrophe im Detail. Er sprach über das Gewitter, das den Piloten zum Abbruch des ersten Landeversuchs zwang. Über die Angehörigen, die am Boden auf ihre Familien, Freunde und Verwandten warteten. Und über die Tonaufnahmen eines Reporters, der am Tag der Katastrophe live im Radio über die Ankunft der „Hindenburg“berichtete.
Als das Luftschiff explodierte, wurde aus der festlichen Reportage ein Katastrophenbericht. Die Häfler hörten sich die Aufnahme im Museum an, das ein Stück weiter in einem Hangar untergebracht ist. „Der Reporter war in Tränen aufgelöst und im Hintergrund schrien die Menschen“, erinnert sich Barbara Springer. Plötzlich sei die Katastrophe greifbar geworden. Die Stimmung unter den Teilnehmern der Führung sei zu diesem Zeitpunkt bedrückt gewesen.
Im Museum trafen die Häfler auf Carl Jablonski, den Präsidenten der NLHS. „Das Eis ist sofort gebrochen“, erzählt Wolfgang Ott. Jablonski sei begeistert gewesen, Menschen aus der Heimatstadt des Zeppelins kennenzulernen. Und auch über das Grußschreiben des Oberbürgermeisters und die Geschenke – darunter ein Bild der „Hindenburg“und ein entsprechendes Modell – habe er sich sehr gefreut. Die Häfler werden sich noch lange an den Tag in Lakehurst erinnern: „Wir hätten es bereut, wenn wir nicht hingefahren wären.“