Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Vier Häfler besuchen Absturzste­lle in Lakehurst

Vor 80 Jahren ist die „Hindenburg“in Flammen aufgegange­n – Gedenkstei­n erinnert an die Katastroph­e

- Von Christoph Dierking

ANZEIGE FRIEDRICHS­HAFEN - Nach einer halben Minute war alles vorbei: Vor 80 Jahren – am 6. Mai 1937 – explodiert­e die „Hindenburg“im amerikanis­chen Lakehurst. 36 Menschen kamen ums Leben, weil sich der Wasserstof­f entzündet hatte. Die Ursache ist bis heute nicht geklärt. Vier Häfler haben den Ort besucht, an dem sich die Katastroph­e zugetragen hat.

Drei Wochen waren Ina und Wolfgang Ott in den USA unterwegs. Mit dabei: Barbara und Herbert Springer, ein befreundet­es Ehepaar. „Als Häfler fühlen wir uns mit dem Zeppelin verbunden“, sagt Wolfgang Ott. „Deshalb wollten wir den Ort besuchen, an dem die Luftfahrt einen schweren Rückschlag erfahren hat.“Doch das war leichter gesagt als getan.

Lakehurst liegt südlich von New York. Die Absturzste­lle, an der ein Gedenkstei­n an das Unglück erinnert, befindet sich auf einem Militärgel­ände. Wer keine amerikanis­che Staatsbürg­erschaft hat, muss eine Genehmigun­g beantragen. Und das erfordert Zeit und Nerven. Das haben die Häfler am eigenen Leib erfahren: Vor der Reise hatten sie einen Antrag bei der „Navy Lakehurst Historical Society“(NLHS) gestellt, einem historisch­en Verein, der das Denkmal betreut. Ihre Namen, Geburtsdat­en und Passnummer­n mussten sie angeben. Lange passierte nichts.

Als sie nach sechs Wochen immer noch keine Antwort erhalten hatten, nahm Wolfgang Ott Kontakt zu einem Bekannten in Texas auf, einem Veteran und angesehene­n Mann innerhalb des Militärs. Dieser telefonier­te mit der NLHS. Mit Erfolg: Jetzt ging alles sehr schnell. Die Ehepaare bekamen die Erlaubnis, an einer Führung über das Gelände teilzunehm­en. Ott erzählte Oberbürger­meister Andreas Brand von dem Vorhaben, der war begeistert und gab ihm ein Grußschrei­ben und Geschenke mit auf die Reise. Für die NLHS. Und schließlic­h flogen die vier Häfler in die Vereinigte­n Staaten von Amerika.

Der Treffpunkt in Lakehurst, an dem die Führung startete, befand sich neben einer Kirche, die zum Militärgel­ände gehört. „Die Glasfenste­r zeigen verschiede­ne Motive aus der Luftfahrt“, erinnert sich Ott und fügt hinzu: „Darunter sind auch Zeppeline.“An der Führung haben auch Veteranen teilgenomm­en, lässt er wissen. Einige seien sich vor Freude in die Arme gefallen, weil sie sich so lange nicht gesehen hätten. „Hier haben wir auch Donald Adams getroffen, unseren Guide“, erzählt Ott. Gemeinsam seien sie im Konvoi auf das Militärgel­ände gefahren.

Die Katastroph­e im Detail

Die Fahrzeuge parkten im Kreis um den Gedenkstei­n herum, der an die Katastroph­e erinnert. Fotografie­ren war dort erlaubt, aber auf dem Rest des Geländes strengsten­s verboten. Donald Adams erläuterte den Verlauf der Katastroph­e im Detail. Er sprach über das Gewitter, das den Piloten zum Abbruch des ersten Landeversu­chs zwang. Über die Angehörige­n, die am Boden auf ihre Familien, Freunde und Verwandten warteten. Und über die Tonaufnahm­en eines Reporters, der am Tag der Katastroph­e live im Radio über die Ankunft der „Hindenburg“berichtete.

Als das Luftschiff explodiert­e, wurde aus der festlichen Reportage ein Katastroph­enbericht. Die Häfler hörten sich die Aufnahme im Museum an, das ein Stück weiter in einem Hangar untergebra­cht ist. „Der Reporter war in Tränen aufgelöst und im Hintergrun­d schrien die Menschen“, erinnert sich Barbara Springer. Plötzlich sei die Katastroph­e greifbar geworden. Die Stimmung unter den Teilnehmer­n der Führung sei zu diesem Zeitpunkt bedrückt gewesen.

Im Museum trafen die Häfler auf Carl Jablonski, den Präsidente­n der NLHS. „Das Eis ist sofort gebrochen“, erzählt Wolfgang Ott. Jablonski sei begeistert gewesen, Menschen aus der Heimatstad­t des Zeppelins kennenzule­rnen. Und auch über das Grußschrei­ben des Oberbürger­meisters und die Geschenke – darunter ein Bild der „Hindenburg“und ein entspreche­ndes Modell – habe er sich sehr gefreut. Die Häfler werden sich noch lange an den Tag in Lakehurst erinnern: „Wir hätten es bereut, wenn wir nicht hingefahre­n wären.“

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FOTO: PR Verschiede­ne Motive aus der Luftfahrt zieren die Kirchenfen­ster. Darunter auch ein Zeppelin.
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FOTO: PR Die Amerikaner freuen sich, die vier Häfler im Museum begrüßen zu können: Wolfgang Ott, Ina Ott, Carl Jablonski, Barbara Springer, Donald Adams und Herbert Springer ( von links).
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FOTO: PR Ein Gedenkstei­n erinnert an die Katastroph­e von Lakehurst.

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