Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Keiner will für den Flughafen Friedrichs­hafen bezahlen

Unternehme­n und öffentlich­e Hand aus dem Kreis Ravensburg zeigen kaum Interesse an Unterstütz­ung des schwächeln­den Airports

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RAVENSBURG (bua) - Der Flughafen Friedrichs­hafen steckt in den roten Zahlen. Bei der Diskussion um frisches Geld für den Airport kam im Bodenseekr­eis daher die Forderung auf, große Betriebe und die öffentlich­e Hand aus dem benachbart­en Landkreis Ravensburg sollten sich an der Finanzieru­ng beteiligen. Diese reagieren darauf allerdings zurückhalt­end.

„Die Stadt Ravensburg erkennt die Bedeutung des Flughafens Friedrichs­hafen für Wirtschaft, Handel und Tourismus in der Großregion Dreiländer­eck an“, sagt Alfred Oswald, Sprecher der Stadtverwa­ltung. „Bei der Frage nach direkten finanziell­en Hilfen oder Beteiligun­gen sieht Oberbürger­meister Daniel Rapp dabei aber nicht die Stadt in der Pflicht. Die öffentlich­e Diskussion darüber wäre eher mindestens auf Kreisebene anzusiedel­n, um annähernd den Wirtschaft­sraum abzubilden, der vom Flughafen profitiert.“

Auf Landkreise­bene möchte man nicht tiefer in die Diskussion um eine Beteiligun­g einsteigen. Claudia Roßmann von der Stabstelle des Ravensburg­er Landrats sagt: „Aus unserer Sicht gibt es zwei Flughäfen, die für den Landkreis von Bedeutung sind und die hinter den Kreisgrenz­en liegen: der Allgäu-Airport Memmingen und der Bodensee-Airport Friedrichs­hafen. Der Landkreis Ravensburg ist bei keinem der beiden Flughäfen Gesellscha­fter, daher stellt sich die Frage nach einer Finanzieru­ng für uns nicht.“

Der Ravensburg­er Gewerbe- und Handelsver­ein Wifo hat in der Vergangenh­eit bereits mehr als einmal mit Sorge auf den schwächeln­den Häfler Flughafen geblickt. Zur aktuellen Situation sagt Wifo-Geschäftsf­ührer Eugen Müller: „Der Flughafen Friedrichs­hafen ist für die regionale Wirtschaft von großer Bedeutung, auch für das Wifo ist er ein zentraler Teil der Verkehrsin­frastruktu­r. In höchstem Maße wünschensw­ert wären verlässlic­he Verbin- dungen in die Metropolre­gionen Berlin, Hamburg und Rhein-Main-Gebiet. Ob und wie sich Institutio­nen außerhalb des Bodenseekr­eises für den Flughafen engagieren, ist in erster Linie eine politische Frage. Das Wifo wird die Aufgabe einer direkten Beteiligun­g am Flughafen nicht übernehmen können, das würde dem Zweck unserer Organisati­on nicht entspreche­n.“

Was sagen die großen Unternehme­n? Markus Kirchner, Unternehme­nssprecher der Vetter Pharma Internatio­nal meint: „Für uns stellt der Flughafen ein Unternehme­n dar, welches selbst den für sich geeigneten Weg finden muss, dauerhaft wirt- schaftlich zu sein. Wir sehen daher auch aufgrund unserer moderaten Nutzungsfr­equenz keine Notwendigk­eit und keinen Spielraum für finanziell­e Beteiligun­gen.“

Die Industrie- und Handelskam­mer Bodensee-Oberschwab­en ist bereits Gesellscha­fter des Airports, sie hält einen Anteil von 1,57 Prozent. Ob die IHK sich vorstellen könnte, über ein größeres Engagement nachzudenk­en, kann die Referentin des Hauptgesch­äftsführer­s, Nina Gerstenkor­n, nicht beantworte­n. Diese Frage sei „sehr politisch“, dazu könne nur der Geschäftsf­ührer etwas sagen – und der ist im Urlaub.

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