Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Paul Maurer aus Fischbach feiert seinen 90. Geburtstag

Heitere, fröhliche aber auch dunkle Seiten des Lebens erfahren

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FISCHBACH (mt) - Im Kreis seiner Angehörige­n und Freunde hat Paul Maurer aus dem Schienerbe­rgweg 13 in Fischbach am Sonntag seinen 90. Geburtstag gefeiert. Von vielen schönen Jahren zusammen mit seiner Frau Babette und seinen Kindern Bettina und Peter, einem abwechslun­gsreichen Berufslebe­n und einer 69-jährigen Mitgliedsc­haft im Fischbache­r Männerchor hat der Jubilar neben den fröhlichen Seiten des Lebens auch die dunkle Seite mit Krieg und Gefangensc­haft als 17-jähriger erfahren müssen.

„Im Altersheim leben kann ich mir nicht vorstellen“, meint Paul Maurer zu seinem ehemaligen Gesangskol­legen vom Fischbache­r Männerchor, Hermann Baumgartne­r, der mit Erich Habisreuth­er, als Vertreter von Oberbürger­meister Andreas Brand, am Sonntag zu den ersten Gratulante­n gehören. Und so vital, wie er seine Gäste empfängt, kann man sich das tatsächlic­h auch nicht vorstellen. Sein Anwesen mit einem großen Gemüse- und Blumengart­en im Schienerbe­rgweg 13, das er nach dem Tod seiner Frau Babette vor vier Jahren immer noch alleine in Stand hält unterstrei­cht dies. „Das Haus haben wir 1959 von Hand aufgebaut“, blickt Maurer zurück.

„Ich habe viel in meinem Leben erlebt, aber auch erleben müssen“, erinnert sich der Fischbache­r, der sich seit27 Jahren im Ruhestand befindet. Nach dem Besuch der Volksschul­e hat er 1942 eine Lehre als Metallflug­zeugbauer bei der Firma Dornier in Manzell begonnen, bei der er auch zwei Jahre später die Gesellenpr­üfung abgelegt.

Kurze Zeit später wurde er jedoch in den Arbeitsdie­nst einberufen und musste Ende 1944 – im Alter von 17 Jahren – als Fallschirm­jäger nach Italien, um dort an der Front gegen die amerikanis­che Armee zu kämpfen. „Ich musste trotz der Ausbildung zum Glück nicht ein einziges Mal abspringen“, blickt Maurer zurück. Nach einer halbjährig­en Gefangensc­haft bei den Amerikaner­n im italienisc­hen Livorno kehrte er zurück nach Fischbach, wo ihn die Nachricht erreichte, dass sein 22-jähriger Bruder in den letzten Stunden des Krieges ums Leben gekommen war.

Drei Jahre absolviert­e er eine Bäckerlehr­e in Manzell, nach der man „einen nahrhaften Beruf hat, bei dem man den Ausschuss selber essen kann“. „Mein Vater macht heute noch das beste Bauernbrot“, schwärmt Tochter Bettina. Die folgenden Jahre ab 1948 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1990 sollten dann ein bewegtes Berufslebe­n haben. Das reichte vom Städtische­n Boten der Stadt Friedrichs­hafen bis über die 40-jährige Tätigkeit als Werkschutz­leiter im heutigen MTU Werk II in Manzell. Unter anderem war er auch in der Prüfungsko­mmission der Industrie- und Handelskam­mer für Sicherheit­sbeauftrag­te.

Viel Sport, vor allem Fahrradfah­ren, Leichtathl­etik, Gartenarbe­it und ab und zu mal „ä Fläschle Bier“sind für den 90-Jährigen das Geheimreze­pt für sein langes, gesundes und erfülltes Leben.

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FOTO: MICHAEL TSCHEK Paul Maurer (Bildmitte) feiert mit seinen Kinder Bettina und Peter (rechts) sowie Hermann Baumgartne­r und Erich Habisreuth­er seinen 90. Geburtstag.

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