Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Einmal hinter die Kulissen schauen
Technikführung im Frei- und Seebad Fischbach: Ein eigenes Blockheizkraftwerk liefert Wärme und Strom
FISCHBACH - Marmorkies sorgt für den richtigen pH-Wert. Jüngst haben Interessierte an der Technikführung im Frei- und Seebad Fischbach teilgenommen. Betriebsleiterin Christine Kirchner und Uwe Dikreiter vom Stadtwerk am See erklärten ihren Zuhörern die Vorgänge, die im Hintergrund ablaufen, während sich die Badegäste im Wasser vergnügen. Das Bad ist im Juli eröffnet worden.
Bisher ist Hannelore Walter jeden Morgen schwimmen gewesen. Dabei folgt sie einem festen Ritual: Erst steigt sie in den Bodensee. Dann zieht sie im großen Schwimmerbecken ihre Bahnen. Und zum Schluss geht es ins Thermalbecken. „Ich bin schon jetzt ein Stammgast von A bis Z“, sagt Walter. Sie habe früh von der Technikführung erfahren und sich sofort angemeldet. Die Plätze waren schnell vergeben: 15 Personen durften teilnehmen. Auch die zweite Führung, die für heute vorgesehen ist, war umgehend ausgebucht.
Die Führung beginnt am Blockheizkraftwerk. Das Stadtwerk am See hat es geplant und gebaut. Uwe Dikreiter öffnet ein Tor, das sich links vom Haupteingang befindet. Die Gruppe staunt, als nur ein Anhänger zum Vorschein kommt. Klein und mobil ist das Blockkraftheizwerk. „Wenn das Bad im September schließt, bringen wir es nach Überlingen“, erklärt Dikreiter. Dort komme es in einem Wohngebiet zum Einsatz, bis die Badesaison wieder beginnt. Die elektrische Leistung beträgt – bezogen auf ein Jahr – 50 Kilowatt. Das bedeutet: Das Blockheizkraftwerk ist in der Lage, 50 Haushalte mit Strom zu versorgen.
Es gibt Fragen. Wie oft muss die Maschine gewartet werden? Gibt es einen Wärmespeicher? Dikreiter hat die Antworten parat: Die Maschine werde alle 3000 Stunden gewartet. Und einen Wärmespeicher gebe es. Dieser sei in der Lage, die Wärme einen Tag zu speichern. „Wir verschwenden keine Energie“, betont der Ingenieur. Die Technik sei nachhaltig.
Ein Fahrstuhl für Chemikalien
Kirchner führt die Gruppe durch eine Tür, die normalerweise dem Personal vorbehalten ist. Bunte Schwimmnudeln liegen auf dem Boden. Außerdem gibt es einen Fahrstuhl. „Der ist für den Transport von Chemikalienfässern“, erklärt die Betriebsleiterin. Heute muss die Gruppe die Treppe benutzen, die sich gleich neben dem Fahrstuhlschacht befindet.
Es geht hinunter in den Technikkeller. Die Teilnehmer werfen einen Blick in einen Seitenraum, wo ein Computer steht. „Hier laufen alle Daten zusammen“, erzählt Kirchner. Alles werde von der EDV gesteuert. Der pH-Wert des Wassers müsse immer zwischen 7,2 und 7,4 liegen. Wenn der Wert zu niedrig ist, sorge Marmorkies dafür, dass er wieder ansteigt. Dieser befindet sich in blauen Behältern, die an der Kellerwand stehen. Die Teilnehmer hören aufmerksam zu. Einige machen Fotos von dem Labyrinth aus Rohren, das sich über den gesamten Kellerraum erstreckt. Bevor das Wasser über den Abwasserschacht ins Klärwerk zurückfließt, werde es vom Chlor befreit. „Darüber sind sie im Klärwerk nicht so glücklich“, sagt Kirchner mit einem Augenzwinkern. Schließlich habe das Chlor eine reinigende Funktion, von der auch das Klärwerk profitieren könne. Wenn Hannelore Walter am nächsten Morgen ins Thermalbecken steigt, wird sie sich an die Technikführung erinnern. Ihr Fazit: „Ich fand es sehr spannend und habe viel gelernt.“