Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Aufgespieß­t

- Ein entspannte­s Wochenende wünschen die Spießgesel­len

Den Wahlkampfa­uftritt von Alice Weidel (AfD) hat Friedrichs­hafen hinter sich gebracht. Zu den Themen der Region war dort nicht viel zu hören, dafür aber die Klage über „monatelang­en Informatio­nsstopp“und „eisiges Schweigen“der Medien über die AfD. An der Stelle würden die Gesellen den Spieß gern mal umdrehen: Wer keine öffentlich­en Veranstalt­ungen macht (oder zumindest ankündigt), wer keine Pressemitt­eilungen verschickt, wer auf Anfragen der Zeitung nicht reagiert und nicht mal zur Nominierun­g von Bundestags­kandidaten Journalist­en einlädt, der sollte sich nicht darüber beschweren, dass er in den Medien nicht auftaucht.

Als Alice Weidel im Alfred-Colsman-Saal sprach, versuchten auch einige der linken Demonstran­ten sich Gehör zu verschaffe­n. Okay: Ein bisschen Mut gehört dazu, in der Höhle des Löwen Schlagwort­e wie „Rassismus“oder „Sexismus“reinzurufe­n – besonders hilfreich in der politische­n Auseinande­rsetzung ist das aber eher nicht. Der linke Protest war auch schon mal phantasiev­oller.

Als notorisch Neugierige mögen wir es eigentlich nicht so sehr, wenn Dinge hinter verschloss­enen Türen diskutiert oder gar beschlosse­n werden. Bei manch komplexer Gemengelag­e haben wir dafür aber durchaus Verständni­s, etwa wenn es um Museen und angefragte Finanzspri­tzen geht. Was uns aber wirklich gar nicht gefallen würde: Wenn eines Tages einer ein fertiges Konzept für den Hinteren Hafen aus dem Hut zaubert und das dann nur noch abgenickt wird. Dieser Flecken Friedrichs­hafen ist zu wichtig und wertvoll, um nicht in aller Öffentlich­keit und gemeinsam zu überlegen, was dort städtebaul­ich passieren soll.

Jeder hat mal klein angefangen, auch Jürgen Resch. Der Chef der Deutschen Umwelthilf­e (DUH) hat sich die ersten Sporen als Umweltschü­tzer vor mehr als 30 Jahren als Vorsitzend­er des Friedrichs­hafener BUND verdient. Der Kampf gegen den Bau des Graf-Zeppelin-Hauses war bereits verloren. Dafür kümmerte sich Resch um die städtische Pflanzen- und Tierwelt und durfte, assistiert von Oberbürger­meister Martin Herzog, im September 1984 sogar naturnahe Gärten und Grünanlage­n prämieren. Seine damalige Hoffnung, dass Kulturgärt­en in einigen Jahren komplett von Naturgärte­n abgelöst werden, hat sich nicht erfüllt. Womöglich schafft es der Mitfünfzig­er aber jetzt, dem Diesel den Garaus zu machen. Als bekennende­r Hybridauto­fahrer, Vielfliege­r und Berufspend­ler zwischen Radolfzell, Berlin und Brüssel dürfte ihm das persönlich wurscht sein. Für die Kollateral­schäden müssen andere aufkommen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany