Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Blütenfreude am Bodensee-Airport
Warum die Stadt Friedrichshafen am Flughafen bunte Blumen sät
FRIEDRICHSHAFEN (sz) - Wer in letzter Zeit am Bodensee-Airport war, hat gemerkt, dass die offenen Wiesenflächen abseits der Landebahn dieses Jahr noch ein bisschen bunter sind als in den vorhergehenden Jahren. Die Umweltabteilung der Stadt Friedrichshafen hat nämlich im Frühling auf den Schotterflächen am Nordrand des Flughafens Blumen gesät.
„Nun wachsen die Blumen und verschönern nicht nur den Flughafen, sondern bilden auch eine weitere Nahrungsgrundlage für die ansässigen Bienen“, teilt die Stadtverwaltung mit.
„Manch einer wäre verwundert, wenn man die Themen Natur und Flughafen in einem Satz verbinden würde. Genau dies ist aber am Bodensee-Airport möglich“, heißt es weiter. Die Flächen um die Landebahn müssten für den Betrieb des Luftverkehrs so bewirtschaftet werden, dass eine gute Sichtbarkeit gewährleistet ist und dass gleichzeitig das Auftreten von Vogelschwärmen und sonstigen Großtieren, welche zu Schlagunfällen an Flugzeugen führen könnten, vermieden werden.
Deswegen wurden laut Stadt gezielt Wiesen angelegt, die gemeinsam mit einem Häfler Landwirt gepflegt werden. Teile der Grünflächen werden nur zweimal im Jahr gemäht, und das Heu wird vom Landwirt für seine Tiere abgefahren. Die dadurch entstehenden Langwiesen seien für „Problemvögel“wie Möwen und Krähen unattraktiv, da diese Vögel kurze Rasenfluren bevorzugen wo die Sicht besser sei. Die Abfuhr des Mähguts und die Vermeidung von Düngemitteln magert die Flächen aus. Durch diese Pflege sei über die Jahre eine blumenreiche Wiesengemeinschaft entstanden. „So ist die in Friedrichshafen größte zusammenhängende Fläche an extensivem artenreichem Grünland entstanden. Auch seltene Tiere profitieren davon, zum Beispiel brüten Friedrichshafens letzte Feldlerchen auf dem Flughafengelände“, heißt es.
Die Umweltabteilung des Amts für Bürgerservice, Sicherheit und Umwelt der Stadt Friedrichshafen arbeitet nun mit dem Bodensee-Airport zusammen, um die Artenvielfalt am Flughafen weiter zu erhöhen. So wurde Anfang des Jahres auf einer Randfläche für die Messe Aero eine Schotterrasen-Blühmischung ausgesät, die sich prächtig entwickelt habe. Auch eine Zusammenarbeit mit einem Imker, der Bienenstöcke auf dem Flughafengelände betreut, steht an: Hier soll um die Stöcke die Blumenvielfalt erhöht werden, um den fleißigen Bienen mehr Nahrung bieten zu können.
Die Möglichkeit und Fähigkeit, wirtschaftliche Interessen mit ökologischen Gesichtspunkten zu vereinen ist laut Verwaltung im Bodenseekreis von hoher Bedeutung. Es sei oft möglich, für wenig Geld oder auch mit Geldeinsparungen die Unterhaltung betrieblicher Grünflächen so zu gestalten, dass sie für die Natur etwas bringen. Und an Farbenfroheit und Vogelgesang erfreue sich am Ende auch der Mensch.