Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Bergische Volleys kämpfen um jeden Cent mehr

Ex-VfB-Manager Stefan Mau blitzt beim Volleyball-Bundesligi­sten ab – Neuer Trainer: Johan Isacsson

- Von Christian Schyma

FRIEDRICHS­HAFEN - Die letzten wichtigen Wasserstan­dsmeldunge­n liegen schon einige Zeit zurück. Am 28. April freuten sich die Fans der Solingen Volleys über die Nachricht, dass man dank einer Wildcard weiter für die Volleyball-Bundesliga planen kann. Und am 13. Juni erhielt der Verein dann vom Verband der Volleyball-Bundesliga (VBL) die Lizenz für die Saison 2017/2018 inklusive der Bestätigun­g für die Namensände­rung in Bergische Volleys. Doch bis weit in den August hinein häuften sich die Gerüchte, der letztjähri­ge Aufsteiger würde aus wirtschaft­lichen Gründen doch noch die Segel streichen.

„Alles Quatsch“, sagt Geschäftsf­ührer Helmut Weissenbac­h und wiegelt ab: „Es geht weiter mit den Bergischen Volleys.“Zwar seien die Verhandlun­gen mit den Sponsoren in den vergangene­n Wochen bei dem ohnehin schlanken Etat von

300 000 Euro schwierig gewesen. Doch jetzt können zumindest noch einmal

150 000 Euro draufgesat­telt werden. Das erlaubt allerdings keine Höhenflü- ge, erklärt aber zumindest den Zeitfaktor, bis dato – während die Konkurrent­en schon längst in die Trainingsv­orbereitun­g eingestieg­en sind – weder einen Trainer noch das neue Gesicht der Mannschaft präsentier­en zu können.

Nun stehen seit Kurzem jedoch zwei Personalie­n fest: Helmut Weissenbac­h verpflicht­ete am gestrigen Dienstag den schwedisch­en Nationaltr­ainer Johan Isacsson. Und Daniel Mey, ehemals Geschäftsf­ührer des TV Rottenburg, wird neuer Manager im Bergischen Land. In den Wochen zuvor hatten die Volleys eigentlich mit Stefan Mau, dem früheren Manager der Volleyball­profis des VfB Friedrichs­hafen, geflirtet. Doch eine echte Liebe ist letztendli­ch nicht daraus geworden. „Er hat einige sehr gute Ideen“, so Weissenbac­h, „doch wir sind eben nicht der VfB.“

Mau habe ganz andere Vorstellun­gen, die nicht in das Konzept des Vereins passten. „Ich kann mir nur dann Dienstleis­tungen einkaufen“, findet Weissenbac­h, „wenn ich das Geld dafür habe. Wir müssen hier aber eher kreativ handeln.“Jede Idee müsse gleichsam zur Identität wie auch zum Budget passen – und am Ende war Mau „ein polarisier­ender Charakter.“Gerade im Bergischen Land sei nicht eine Person entscheide­nd, sondern das große Ganze. Und das betreut Helmut Weissenbac­h seit zehn Jahren mit viel Herzblut.

Vielleicht spielt nach dem Abstieg des Bergischen HC aus der Handball-Bundesliga auch eine gewisse Verpflicht­ung mit, den Sportfans in der Region zwischen Solingen und Wuppertal wenigstens eine Sportart auf höchstem Niveau präsentier­en zu können. „Wir wollten eine regionale Marke bilden, denn nur so kann man heute bestehen“, erklärt Geschäftsf­ührer Weissenbac­h die Namensände­rung. Ein starker Fokus im Verein wird indes weiterhin auf die vielen Jugendmann­schaften gelegt, die unter dem Dach der Solingen Volleys antreten.

Sechs Heimspiele sollen in der Halle in Wuppertal, der früheren Heimat der Bayer-Volleyball­er, ausgetrage­n werden. Werbung für den Ortswechse­l machte da schon die Partie in der vergangene­n Saison gegen den späteren Meister aus Berlin: 1250 Zuschauer kamen nach Wuppertal, eine deutliche Steigerung im Vergleich zu den üblichen 400 Fans in der Halle Wittkulle in Solingen.

Darüber hinaus sitzen wichtige größere wie auch mittelstän­dische Firmen in Wuppertal. „Vielleicht lassen wir da die guten, alten Volleyball-Zeiten wieder aufleben“, hofft Helmut Weissenbac­h und fügt hinzu: „Wir finden jedenfalls profession­elle Strukturen vor, die Halle ist auf dem neuesten Stand. Hinzu kommt die gute Infrastruk­tur.“Und die Kosten für die Volleys halten sich in erträglich­em Rahmen.

Ziel ist nur der Klassenerh­alt

Sportlich gesehen geht es so oder so erst einmal um den Klassenerh­alt. Da aber in der kommenden Saison 2017/18 die Pre-Play-offs entfallen, lautet auch im Bergischen Land das ambitionie­rte Ziel: die Play-off-Teilnahme.

„Ich denke, wir werden Teams wie den Netzhopper­s, dem TV Rottenburg, TV Herrsching und TV Bühl auf Augenhöhe begegnen“, gibt sich Weissenbac­h optimistis­ch und meint ergänzend: „Das Ziel kann jedenfalls nicht sein, wieder nur zwei Siege zu feiern.“

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ARCHIVFOTO: CONNY KURTH Auch in der neuen Spielzeit trifft der VfB Friedrichs­hafen (gelbe Trikots) in der Volleyball-Bundesliga auf die Mannschaft aus dem Bergischen Land.
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ARCHIVFOTO: GKR Stefan Mau

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