Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Lindauer Klee-Ausstellung geht zu Ende
Mehr als die Hälfte der 55 000 Besucher bucht Führungen oder Audio-Guide
LINDAU - 55 000 Besucher haben die Paul-Klee-Ausstellung im Lindauer Stadtmuseum besucht. Damit waren es deutlich mehr als bei der PicassoAusstellung im Vorjahr, obwohl diese drei Wochen länger lief. Erstaunlich ist auch, dass mehr als die Hälfte der Besucher eine Führung oder den Audio-Guide gebucht hat. Kein wunder, dass die Verantwortlichen rundum zufrieden sind.
Kulturamtsleiter Alexander Warmbrunn gestand am Sonntagabend im Gespräch mit der SZ, dass er zwischendurch wenig zuversichtlich war. Denn bei sehr gutem Wetter fanden im Juni nur wenige Besucher den Weg ins Museum. „Aber dann waren Juli und August so sensationell“, dass Warmbrunn stolz verkünden kann: In sieben Jahren haben die Ausstellungen zur Klassischen Moderne 400 000 Besucher ins Museum gelockt.
Alexander Warmbrunn ergänzt weitere Zahlen: 3500 Kataloge hat das Museum verkauft – so viele wie noch nie. Mehr als 600 Führungen haben stattgefunden, davon 250 für Kindergruppen aus Kindergärten und Schulen. 60 Mitarbeiter haben durch die Ausstellung knapp ein halbes Jahr lang Arbeit im Museum gefunden.
Äußerst zufrieden zeigte sich am Sonntagabend auch Stefan Frey, Generalbevollmächtigter der Klee-Familienstiftung, aus deren Eigentum fast zwei Drittel der Bilder stammen, die in Lindau zu sehen waren. Es habe sich zwar um eine kleine Ausstellung – Frey sprach von einer „Kabinettausstellung“– gehandelt, doch diese habe in „sehr attraktiven Räumen“stattgefunden, „für die Kleinformate ideal geeignet“. Begeistert ist Frey über die Besucherzahlen, denn das habe die Familienstiftung bei eigenen Ausstellungen in Bern nicht annähernd erreicht.
Leihgeber lobt Zusammenarbeit mit dem Lindauer Museum
Frey lobte die Zusammenarbeit mit dem Lindauer Kulturamt, als Leihgeber könne er deshalb das Lindauer Museum sehr empfehlen. Auch vom Katalog ist er begeistert, er lobte vor allem die wissenschaftliche Arbeit von Co-Kuratorin Sylvia Wölfle, weil diese den bisher nicht beleuchteten Aspekt von Paul Klees Bezug zu Lindau und dem Bodensee herausgearbeitet hat.
Warmbrunn hebt die Erfahrung und die Kontakte von Ausstellungsmacher Roland Doschka hervor, der Leihgeber dazu bringt, ihre Bilder für einige Monate nach Lindau zu geben. Natürlich sei solch ein Lob wie von der Familie Klee hilfreich für künftige Projekte. Lindau sei auf ein dichtes Netzwerk angewiesen, da die Stadt mangels eigener Bestände keine Gegenleihen anbieten kann.
Umso mehr ist Warmbrunn Doschka dankbar, der seine Kontakte nutzte, um die 45 Werke nach Lindau zu holen. Neben der Familie Klee hat auch die Nationalgalerie in Berlin Bilder zur Verfügung gestellt, obwohl von dort zunächst sogar eine Absage kam.
So freut sich auch Ausstellungsmacher Roland Doschka über den neuerlichen Erfolg. Dies umso mehr, als die Klee-Ausstellung wegen der hochempfindlichen Papierarbeiten für die Ausstellungstechnik die bisher aufwendigste war. So stehen in jedem Raum Klimaschreiber, die Mitarbeiter zweimal täglich auslesen mussten, damit Temperaturen und Luftfeuchtigkeit immer perfekt eingestellt waren.
Warmbrunn dankt vor allem seinem Team im Kulturamt
Warmbrunn hebt drei Aspekte hervor, die für ihn wichtig sind. Denn die Ausstellungen richteten sich an Lindauer, die herausragende Kunst in der eigenen Stadt sehen könnten. Zudem wolle er Kinder und Jugendliche mit großer Kunst in Berührung bringen, um sie dafür zu sensibilisieren. Zu guter Letzt lockten die Bilderschauen berühmter Künstler Touristen nach Lindau. Aus Besucherbefragungen weiß Warmbrunn, dass einige Gäste extra zum Museumsbesuch nach Lindau kommen.
Warmbrunn dankte den Sponsoren und Unterstützern, denn ohne deren finanzielles Engagement wäre eine solche Ausstellung mitsamt Katalog nicht möglich. Den großen Erfolg der Schau führt Warmbrunn aber auch auf seine Mitarbeiter zurück: „Wir haben ein kleines, aber arbeitsstarkes Team, das immer mit äußerstem Engagement bei der Sache ist. Jeder ist sich hier bewusst, Teil von etwas Großem zu sein.“