Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Betörende Schönheiten im Eriskircher Ried
Gerhard Kerstings Fotoausstellung im Naturschutzzentrum führt zu den Bewohnern des Rieds
ERISKIRCH - Mit seiner Fotoausstellung „Neue Impressionen aus einem Naturschutzgebiet“hat Gerhard Kersting voll ins Schwarze getroffen. Denn diese Ausstellung ergänzt die Dauerausstellung im Naturschutzzentrum Eriskirch (NAZ) auf das Beste und dürfte nicht nur für Einheimische, sondern gerade auch für Fremde, die jetzt einen Besuch machen, ideal sein, um ihre Urlaubsregion besser kennenzulernen.
Der Leiter des Naturschutzzentrums ist nicht nur Diplom-Biologe, sondern zugleich ein ausgezeichneter Naturfotograf. Er kennt jeden Winkel im Eriskircher Ried und natürlich auch alle seine Bewohner. Viele von ihnen bekommt der normale Besucher kaum zu Gesicht, da sie nur zu bestimmten Zeiten im Jahr im Ried Station machen oder nachtaktiv sind oder früh am Morgen unterwegs, wenn nur Frühaufsteher eine Chance haben, sie zu Gesicht zu bekommen. Zudem sind Vögel wie der Eisvogel oder der Teichrohrsänger recht klein. Wer hat schon beim Spaziergang durch das Ried ein passendes Fernglas dabei oder weiß, wo sich welche Vögel oder anderen Tiere bevorzugt aufhalten. Der hauptamtliche Betreuer des größten Naturschutzgebiets im Bodenseekreis, der fast jeden Tag zu unterschiedlichen Zeiten im Ried unterwegs ist, hat das Wissen und den Blick und die Geduld, auch die scheuen Bewohner aufzuspüren und mit der Kamera festzuhalten.
Einzelne breite Panoramabilder zeigen das Ried und den Bodensee zu verschiedenen Jahreszeiten. So ist es an heißen Sommertagen erquickend, wenn ein Mann ein Kind auf dem Schlitten über das Eis schiebt. Natürlich im Gegenlicht, welches das glitzernde Eis vorzüglich heraushebt. Grau ist der Himmel, die Berge im Hintergrund sind fast verborgen. Gerade richtig im Licht getroffen sind zwei gestochen scharfe Singschwäne im Flug, Licht scheint durch die Federn der ausgebreiteten Flügel. Daneben eine Gruppe von Schwänen, die einen im Wasser, die anderen vor den blauen Bergen, die der Fotograf mit starkem Teleobjektiv zum Greifen nah hergeholt hat.
Einsamer Eisvogel
Zu sehen sind zum einen betörende Schönheiten: der einsame Eisvogel mit seinen schimmernden Farben, die „Südliche Mosaikjungfer“, eine blaue Libelle mit hauchzarten Flügeln, der Haubentaucher mit seinem prächtigen Kamm, daneben bezaubernde Stimmungen wie das aufgeplusterte Rotkehlchen im winterkahlen Geäst oder die Nachtigall im Frühlingsgrün.
Eingefangen sind spannende Momente, wie der laichende Wildkarpfen in der Flachwasserzone oder in der überfluteten Wiese, der durchs Wasser pflügende Biber oder die im Kampf beobachteten Haubentaucher im Wasser und die in der Luft kämpfenden Turmfalken. Und wer hat schon Ameisen gesehen, die bei Hochwasser kleine Kolonien in den Zweigen bilden, um sich und ihre Brut zu retten. Man kann nur schauen und genießen und staunen.
Ausstellung bis Oktober 2017 im Naturschutzzentrum Eriskirch. Öffnungszeiten: Bis 30. September jeweils Dienstag bis Donnerstag 14 bis 17 Uhr, Freitag bis Sonntag 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr.
Ab 1. Oktober Dienstag bis Donnerstag 14 bis 16 Uhr, Freitag 9 bis 12 Uhr und Sonntag 14 bis 17 Uhr.