Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
SZ-Leser bestaunen „Tante Ju“und den Zeppelin NT
Führung durch den Hangar: Historisches Flugzeug macht Halt in Friedrichshafen
FRIEDRICHSHAFEN - „Tante Ju“ist 81 Jahre alt: Das Flugzeug des Typs Junkers Ju 52 ist das Herzstück der Deutschen Lufthansa Berlin-Stiftung und seit Sonntag zu Gast beim Zeppelin in Friedrichshafen. Am Montag haben Tante Ju und der Zeppelin Besuch von 20 SZ-Lesern bekommen, die eine Werftführung gewonnen hatten. Heute Abend fliegt das historische Flugzeug weiter.
Während der eine Zeppelin über dem Bodensee seine Kreise zieht, steht der andere im Hangar. Sorgfältig bekleben die Arbeiter die Hülle mit einer neuen Werbebotschaft. „Der Zeppelin ist ein beliebter Werbeträger“, sagt Martin Billeisen, der regelmäßig Werftführungen leitet. Außerdem nutzen Wissenschaftler das Luftschiff für ihre Forschung, berichtet er. Im Gegensatz zu Flugzeugen könne es senkrecht starten und landen, sich um die eigene Achse drehen, in der Luft stehen bleiben und rückwärts fliegen. Diese Eigenschaften seien für bestimmte Messungen ein großer Vorteil. Die Teilnehmer bestaunen die drei mächtigen Propeller, deren Spitzen gelb lackiert sind: Normalerweise hat der Zeppelin den Hangar für sich, heute parkt neben dem Zeppelin eben das historische Flugzeug. Auf der linken Seite, ganz vorne am Cockpit, steht „Berlin-Tempelhof“, der Taufname. Darunter die Unterschrift von Reinhardt Abraham, einem ehemaligen Manager der Lufthansa, der sich für den Wiedererwerb von „Tante Ju“eingesetzt hat.
Airshows in Amerika
Thomas Grütjen, der zuständige Technikchef, nimmt seine Zuhörer mit auf eine Reise durch die bewegte Geschichte des Flugzeugs: „Es wurde 1936 an die Lufthansa ausgeliefert“, lässt er wissen. Die Maschine sei verkauft worden und als Wasserflugzeug in Norwegen, als Passagierflugzeug in Ecuador und als Showflugzeug in Amerika im Einsatz gewesen. „Schließlich hat die Lufthansa es zurückgekauft“, erzählt Grütjen. Die Restaurierung habe von 1984 bis 1986 gedauert. Die Maschine stehe unter Denkmalschutz. Änderungen müssten mit dem Amt abgestimmt werden. Ersatzteile gebe es nicht mehr: Wenn in der Kabine etwas kaputtgehe, müsse man auf Sonderanfertigungen zurückgreifen.
Bei den Teilnehmern kommt die Werftführung gut an. Sie stellen zahlreiche Fragen zu technischen Details. Viele nutzen die Gelegenheit, einen Blick in den Innenraum des Flugzeugs zu werfen. Von April bis Oktober steuert „Tante Ju“diverse Städte an. Die nächste Station ist Memmingen. Dorthin wird sie am Dienstagabend aufbrechen.