Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Seriennumm­ern der gestohlene­n Pässe sind den Behörden bekannt

IS erbeutete mehr als 11 000 syrische Reisedokum­ente – Bundeskrim­inalamt wurde wohl durch Assads Geheimdien­st informiert

- Von Michael Wrase

LIMASSOL - Die Terrormili­zen des sogenannte­n Islamische­n Staates (IS) sollen nach einem Bericht der „Bild am Sonntag“(Bams) bei ihren Raubzügen mehr als 11 000 syrische Blanko-Pässe erbeutet haben. Es handelt sich dabei um echte Dokumente, welche noch leer sind, aber nach ihrer „Beschriftu­ng“mit Personenda­ten zur Einreise nach Europa genutzt werden könnten.

Voraussetz­ung dafür ist jedoch ein Einreisevi­sum, welches in den gefälschte­n Pass eingeklebt werden müsste. Die Gefahr, dass dies geschieht, ist aber relativ gering, da die offenbar fortlaufen­den Seriennumm­ern der vom IS gestohlene­n Blanko-Pässe den deutschen Behörden bekannt sind. Sie wurden auch an die Datenbanke­n der Sicherheit­sbehörden im gesamten Schengen-Raum, also auch in die Schweiz, nach Österreich und nach Luxemburg, weitergele­itet.

Die Regierung in Berlin hatte die diplomatis­chen Beziehunge­n zu Syrien nach dem Beginn des Volksaufst­andes vor mehr als sechs Jahren abgebroche­n. Die von Insidern als „ausgezeich­net“beschriebe­nen Kontakte zwischen den syrischen Geheimdien­sten und dem Bundeskrim­inalamt (BKA) wurde jedoch aufrechter­halten und in den drei Jahren sogar noch intensivie­rt. Zum „Austausch von Informatio­nen“reisen hochrangig­e BKA-Beamte regelmäßig auf dem Landweg von Beirut nach Damaskus.

Bei der Bekämpfung des IS-Terrorismu­s, betonen Insider weiter, habe sich Syrien bisher sehr kooperativ gezeigt. Auch die Seriennumm­ern der vom IS erbeuteten Blanko-Pässe dürften staatliche syrische Sicherheit­sbehörden nach Berlin übermittel­t haben.

Dort geht man davon aus, dass „im Zusammenha­ng der Flüchtling­ssituation terroristi­sche Organisati­onen weiterhin die Möglichkei­t nutzen könnten, potenziell­e Attentäter oder Unterstütz­er unentdeckt nach Europa einzuschle­usen. Im Regelfall, räumte ein BKA-Sprecher in der „Bild am Sonntag“ein, werde ein geund verfälscht­er Pass jedoch genutzt, um illegal einzureise­n, ohne dass weitere Motive, wie die Ausübung eines terroristi­schen Anschlages, damit verfolgt würden.

Sollte es also zutreffen, dass die Nummern der vom IS erbeuteten Blanko-Pässe im gesamten Schengen-Raum bekannt und per Computer tatsächlic­h abrufbar sind, dann scheint die Gefahr ihrer Benutzung durch Terroriste­n relativ gering zu sein. Diese sind, wie die Vergangenh­eit gezeigt hat, aber Meister im Erkennen von undichten Stellen, welche es bei aller Wachsamkei­t vermutlich immer wieder geben wird.

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FOTO: DPA IS-Kämpfer sollen mehr als 11 000 syrische Blanko-Pässe erbeutet haben. Die Gefahr ihrer Benutzung durch Terroriste­n scheint aber relativ gering zu sein.

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