Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Ein tief gehender Tag mit bewegendem Abschluss

Tag des offenen Denkmals wird in Kluftern zum Kunst- und Geschichts­tag

- Von Lydia Schäfer

KLUFTERN - Der „Tag des offenen Denkmals“hat in diesem Jahr unter dem Thema „Macht und Pracht“gestanden. In Kluftern hat das Organisati­onsteam mit Bernd Caesar vom Geschichts­verein sowie Ragnhild Becker und Gunar Seitz von „Kunst in Kluftern“einen Tag mit zahlreiche­n Programmpu­nkten zusammenge­stellt. Der Ortsteil Kluftern hat sich zum siebten Mal an diesem Denkmaltag beteiligt.

„Ich bin überwältig­t von der Resonanz, auf die das Angebot stößt“, begrüßt Ortvorsteh­er Michael Nachbaur die Gäste im Rathaus, aber so sei eben Kluftern. Neben den drei Hauptorgan­isatoren seien zahlreiche ehrenamtli­che Helfer im Hintergrun­d aktiv.

„Ich kenne zwar die anderen Angebote am heutigen Tag des offenen Denkmals nicht, aber ich bin davon überzeugt, dass wir das beste und längste Programm über den ganzen Tag verteilt zu bieten haben“, so Nachbaur. Den Auftakt machte der Vortrag von Bernd Caesar, der über Macht und Pracht im Allgemeine­n und insbesonde­re in Kluftern referierte. Umgeben vom Glanz der barocken Innengesta­ltung, hielt Bernd Caesar einen historisch­en und auch humorvolle­n Vortrag.

Ein passender Ort

Die Kirche sei ein passender Ort, da mit dem Zeitalter des Barocks auch Pracht und Macht in den Kirchen eingezogen sei. Er referierte über die ersten urkundlich­en Erwähnunge­n Klufterns, erinnerte an die 1250-JahrFeier und resümierte, das Macht und Pracht sich nicht nur durch Reichtum definieren und auch vergänglic­h seien. Nach dem Empfang im Rathaus gab es ein Orgelkonze­rt in der Kirche mit Georg Brendle und Silke Dengler an der Querflöte. „Wir mussten nachbestuh­len. Die Kirche war brechend voll“, sagte Gunar Seitz resümieren­d. Das Thema „Macht und Pracht“hatten vier Künstler während des Symposiums im Frühsommer in Kluftern aufgegriff­en. Sie haben das Motto in Stein gemeißelt, gespiegelt, beschriebe­n und erschaffen und einen direkten Bezug zur Ortshistor­ie hergestell­t.

Kunstwerke in und um St. Gangolf

Gunar Seitz erklärte interessie­rten Bürgern die Ideen und die Schaffensp­rozesse der einzelnen Werke. Eine Installati­on der Wilhelmsdo­rfer Künstlerin Christina Lehmann spiegelt barocke Elemente in einem knappen zwei Meter hohen Dreieckssp­iegel wider. Wer einen Blick durch die schmalen Sehschlitz­e riskiert, sieht Rosettensy­mbole und das Schwert des Namenspatr­ons der Kirche vervielfäl­tigt wieder. Das Kaleidosko­p soll verdeutlic­hen, wie sich die Kirchgänge­r gefühlt haben könnten als der pompöse Barock Einzug in die sonst schlichten Kirchengeb­äude hielt.

Im Außenberei­ch erinnert René Geiger mit seiner Installati­on an den Ablasshand­el und an den Kirchenerb­auer Wolfgang von Ratzenried. Hans-Jürgen Kossak hat einen Thron aus Schwarzwäl­der Sandstein geschlagen, auf dessen Sitzfläche sich Gebeine und Totenschäd­el versammeln. Jede Form von Macht und Pracht habe ihre Leichen im Keller.

Die Schriftste­llerin Karin Nowak hat eine alte Uniform des Klufterner Bürgers Johann Böhler, der in der Nazi-Zeit auswandert­e und als US-Soldat nach dem Krieg zurück nach Kluftern kam. In einer szenischen Lesung im Dachgescho­ss des Rathauses hat die Autorin aus ihrem Werk mit dem Titel „Ansichten“gelesen und den Tag des offenen Denkmals offiziell beschlosse­n.

Gunar Seitz freute sich über die viele positive Resonanz und die Einträge ins Gästebuch sprechen für sich: „Kompliment, das war ein tief gehender Tag mit einem beeindruck­enden Abschluss“, steht da geschriebe­n und „die Lesung war ein besonderes Erlebnis“, schreibt eine weitere Besucherin. „Es waren wirklich gelungene Veranstalt­ungen, die über den Tag verteilt von vielen Besuchern wahrgenomm­en wurden“, sagte Gunar Seitz abschließe­nd.

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FOTOS: LYDIA SCHÄFER Gunar Seitz (mit Kappe) erklärt am Tag des offenen Denkmals interessie­rten Bürgern die Kunstwerke, die während des Künstler-Symposiums in Kluftern entstanden sind.
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Zur Auftaktver­anstaltung, dem Vortrag von Bernd Caesar zum Thema „Macht und Pracht“, kommen viele Klufterner Bürger in die Kirche, die den Mittelpunk­t der Veranstalt­ung bildet.
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Eine Ausstellun­g im Rathaus ist im Rahmenprog­ramm des Klufterner Tags des offenen Denkmals mitinbegri­ffen und gut besucht.

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