Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Es geht nicht darum, Texte aufzusagen“
Kulturgemeinschaft und Theatergruppe „Mixed Pickles“laden zu Theaterwerkstatt ein
KRESSBRONN - Die Kressbronner Theatergruppe „Mixed Pickles“bietet am 23. und 24. September einen Theaterworkshop in der Aula der Nonnenbachschule an. SZ-Redakteurin Britta Baier hat sich mit Cornelia Lay und Max Schuh über Tipps zum Texte merken, Nachwuchsprobleme und Eigenschaften unterhalten. Bereits bei dem Gespräch wurde deutlich: Humor wird hier ganz groß geschrieben.
Können Sie sich beide gut Texte merken? Gibt es hierzu Tricks und Kniffs?
Schuh: Im Prinzip ja. Aber ohne regelmäßiges und konzentriertes Lernen und Üben geht es nicht. Das Älterwerden trägt nicht unbedingt dazu bei, dass es einem leichter fällt. Der Text sitzt dann, wenn er auf der Bühne – in der speziellen Situation und an einem bestimmten Ort - von selbst hoch kommt. Erst dann kann man übrigens richtig anfangen, die Rolle zu spielen.
Lay: Aus der Gehirnforschung weiß man, dass Text lernen in Verbindung mit Bewegung, zum Beispiel Gehen, besonders effizient ist. Deshalb sprechen wir den gesamten Text eines Stückes auf Band und wer will, hört ihn sich über Kopfhörer während des Spazierengehens an. So lernt man nicht nur den eigenen Text, man bekommt auch den Text der anderen mit und damit seine Sprecheinsätze, was sehr wichtig ist.
Ist das Textmerken eine Voraussetzung, um bei der TheaterwerkWie statt der „Mixed Pickles“mitmachen zu können?
Schuh: Nein, auf keinen Fall! Es geht nicht darum, Texte aufzusagen, sondern um die Freude am Spielen. Lay: Da reichen dann ein oder zwei Sätze mit denen man „arbeitet“. Soll heißen, Stimmungen und Gefühle unterschiedlich ausdrücken, Stimmlagen ausprobieren, stimmige Körperhaltungen finden, mit anderen in Kontakt kommen.
Worum geht es in dem Workshop überhaupt?
Lay: Er vermittelt einen Eindruck, wie man sich als Laie einer Rolle spielerisch annähert, wie man seine Ausdrucksfähigkeiten kennenlernt und erweitert und wie man Mitspieler in sein Tun einbeziehen kann – oder auch nicht.
Muss ich spezielle Eigenschaften mitbringen?
Schuh: Unbedingt! Sie sollten ein makelloses Gesicht, volle Haare und eine perfekte Figur haben. Jung sollten Sie sein und die hochdeutsche Theatersprache astrein beherrschen.
Lay: Mit anderen Worten: so wie wir halt…(beide lachen).
Muss ich dafür auch mutig sein?
Lay: Na klar, wir beißen! Im Ernst: Ein kleines bisschen Mut braucht es schon – aber nur für die ersten zehn Minuten. Unsere Theaterleiterin, Ute Dittmar, hat viel Erfahrung und weiß, wie sie mit Blockaden und Hemmungen umgehen muss.
sind die „Mixed Pickles“auf die Idee gekommen, zum ersten Mal einen solchen Workshop anzubieten?
Schuh: Es ist ja nicht der allererste Workshop. Wir sind Teil der Kulturgemeinschaft und wollen Menschen die Möglichkeit geben, etwas Neues auszuprobieren, ohne Leistungszwang, ohne Verpflichtung. Kultur zum Mitmachen eben. Wenn jemand anschließend mit der Gruppe weitermacht, wäre das sehr schön.
Kennen die „Mixed Pickles“Nachwuchsprobleme?
Schuh: Nein, denn wir führen unsere Enkel planmäßig ans Theater heran…(schmunzelt)
Lay: Da es noch eine Weile dauern kann, bis sie einsatzfähig sind, freuen wir uns über jeden Neuzugang. Niemand wird dabei überfordert und jeder nach seinen momentanen Möglichkeiten eingesetzt.
Können, beziehungsweise dürfen Sie schon was zum neuen Stück der „Mixed Pickles“verraten?
Lay: Wir spielen von Mitte bis Ende März 2018 das Stück „Einer flog über das Kuckucksnest“. Der gleichnamige Film mit Jack Nickolson dürfte den meisten bekannt sein. Hinter der humorvollen Geschichte, die in einer geschlossenen Anstalt spielt, steht die Frage im Raum, wer ist dort eigentlich verrückt? Was bedeutet es eigentlich, wenn einem die Perspektive etwas verrückt?
Die Kulturgemeinschaft Kressbronn und die Theatergruppe „Mixed Pickles“veranstalten am Samstag, 23. September, von 10 bis 16 Uhr und am Sonntag, 24. September, von 10 bis 13 Uhr eine Theaterwerkstatt in der Aula der Nonnenbachschule. Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldungen sind unter Telefon 07543 / 96 65 22 bis zum 21. September möglich.