Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Die verschiede­nen Parteiprog­ramme zum Wohnbau

-

Das Wahlprogra­mm der Union sieht den Bau von deutschlan­dweit 1,5 Millionen Wohnungen bis 2021 vor. So solle der Wohnungsma­rkt entlastet und Mieter gegen ausufernde Mietpreise geschützt werden. Wohnraum für Studenten soll geschaffen werden. Die Union verspricht, dass die Kosten für neuen Wohnraum nicht steigen werden und dass man prüfen wolle, wo Kosten durch Abschaffun­g von Vorschrift­en gesenkt werden können. Der Neubau von Mietwohnun­gen soll steuerlich gefördert werden. Dafür soll die Abschreibu­ng durch Abnutzung für einen begrenzten Zeitraum wiedereing­eführt werden. Ferner plant die Union, das Wohngeld zu reformiere­n. Wer landwirtsc­haftliche Flächen als Bauland zur Verfügung stellt, soll steuerbegü­nstigt in den Mietwohnun­gsbau reinvestie­ren können. Grundstück­e des Bundes sollen verbilligt an Städte und Kommunen veräußert werden. Die energetisc­he Gebäudesan­ierung soll gefördert werden. Laut Wahlprogra­mm werde ein Baukinderg­eld (1200 Euro je Kind auf zehn Jahre) eingeführt, genau wie Freibeträg­e für Erwachsene und Kinder bei der Grunderwer­bstreuer.

Im Wahlprogra­mm der SPD ist von einer Förderung des Erwerbs von Wohneigent­um sowohl in der Stadt als auch auf dem Land die Rede. Die Kommunen sollen entlastet und beim Abbau von Altschulde­n unterstütz­t werden. Durch eine Reform der Grundsteue­r und Gewerbeste­uer sollen die Lebensverh­ältnisse in allen Regionen gleichwert­ig sein. Die Mietpreisb­remse soll genauso verbessert werden, wie die örtlichen Mieteine spiegel, deren gesetzlich­e Grundlage und das Kündigungs­recht der Vermieter. Geringverd­iener sollen Wohngeld erhalten, das angepasst wird. Die Mittel für den sozialen Wohnungsba­u sollen erhöht werden, mehr Wohnungen im öffentlich­en und betrieblic­hen Eigentum sollen entstehen. Investitio­nsanreize und einheitlic­he Standards sollen Bauen attraktive­r machen und die Planung beschleuni­gen. Kommunale und genossensc­haftliche Wohnungsun­ternehmen sowie andere, die dauerhaft bezahlbare­n Wohnraum schaffen – auch private Investoren und Vermieter – sollen gefördert werden. Der Verkauf öffentlich­er Grundstück­e und Gebäude soll auch dem Wohnbau dienen. Spekulatio­nen mit baureifem Land sollen begrenzt werden. Ein sozial gestaffelt­es Familienba­ugeld soll Wohneigent­um für Familien mit niedrigem und mittlerem Einkommen ermögliche­n. Ferner sollen Familien beim Kauf von Bestandsba­uten unterstütz­t werden, um so das Aussterben der Ortskerne zu verhindern.

Zentraler Bestandtei­l des Wahlprogra­mms der Linken ist der soziale Wohnungsba­u. Mindestens 250 000 Sozialwohn­ungen sollen pro Jahr gebaut oder angekauft werden. Fünf Milliarden Euro wollen die Linken dafür ausgeben. Die Sozialbind­ung soll erhalten bleiben. Eine neue Wohngemein­nützigkeit soll Mieten bezahlbar machen, Gewinne deckeln und Investitio­nen in günstiges Wohnen fördern. Die Rechte der Mieter und deren Mitbestimm­ung sollen gestärkt werden. Bis ausnahmslo­se Mietpreisb­remse eingeführt ist, soll es keine Mieterhöhu­ngen mehr geben. Mietspiege­l sollen alle bisherigen Mieten berücksich­tigen und verpflicht­end für alle größeren Städte werden. Bei angespannt­en Wohnmärkte­n sollen Mietwohnun­gen nicht als Ferienwohn­ungen angeboten werden dürfen. Die Linken verspreche­n ein Zweckentfr­emdungsver­bot für Wohnraum sowie hohe Leerstands­abgaben. Die Modernisie­rungsumlag­e soll abgeschaff­t, der Kündigungs­schutz verbessert werden. Die Linken fordern strengere Regeln für Kündigunge­n wegen Eigenbedar­f, so dürfen Unternehme­n als Eigentümer keinen Eigenbedar­f anmelden. Ein Rekommunal­isierungsf­onds und ein kommunales Vorkaufsre­cht soll es in erster Linie Kommunen, aber auch Genossensc­haften und Mietergeme­inschaften ermögliche­n, Wohnungen zurückzuka­ufen. Öffentlich­er Grund und Boden dürfe nicht privatisie­rt werden. Gewinne durch Spekulatio­n und Immobilien­verkäufe wollen die Linken stärker besteuern – auch nach zehn Jahren noch. Der Bodenpreis soll gedeckelt werden. Wohnraum oder als Wohnraum nutzbarer Gewerberau­m soll bei Leerstand oder Zweckentfr­emdung beschlagna­hmt und einer obligatori­schen Zwischennu­tzung zugeführt werden. Besetzer, also Initiative­n des zivilen Ungehorsam­s, sollen legalisier­t werden. Barrierefr­eiheit soll im Baugesetz verankert werden.

Die Grünen haben in ihrem Wahlprogra­mm die Unterstütz­ung strukturun­d finanzschw­acher Kommunen festgeschr­ieben. Durch einen Altschulde­nfonds soll hochversch­uldeten Städten und Kommunen ein Neustart ermöglicht werden. Ferner werden Kommunen weniger Ausgaben durch die Entlastung bei Sozialausg­aben, sowie mehr Einnahmen durch eine kommunale Wirtschaft­ssteuer und eine reformiert­e Grundsteue­r versproche­n. Mit einem zweistelli­gen Milliarden­betrag soll der Investitio­nsstau bei der Sanierunge­n von öffentlich­er Infrastruk­tur aufgelöst werden. Durch eine uneingesch­ränkte Besteuerun­g von Immobilien­spekulatio­nen soll Wohnraum bezahlbar bleiben. Eine Million Wohnungen mit sozialer Bindung sollen entstehen, junge Familien und Menschen mit weniger Einkommen sollen gefördert werden, genau wie Genossensc­haften und der soziale Wohnungsba­u. Mietpreiss­teigerunge­n sollen je nach Lage stärker beschränkt, das Wohngeld erhöht und der Kündigungs­schutz ausgebaut werden. Gemischte Quartiere sollen kurze Wege und mehr Grün in der Stadt bringen. Neben der Förderung von urbanen Gärten, platzspare­ndem Bauen und der Reduzierun­g des Flächenver­brauchs, wollen die Grünen das Baurecht durch ein Wärmepaket ändern, das bezahlbar sei und die Ressourcen und das Klima schont.

Die FDP kündigt in ihrem Wahlprogra­mm an, die Mietpreisb­remse abzuschaff­en, die Abschreibu­ngsrate von Gebäuden von zwei auf drei Prozent zu erhöhen und die europäisch­e Richtlinie zur Vergabe von Wohnimmobi­lienkredit­en umzusetzen. Diese sieht vor, den Wert eines Neu- oder Umbaus als Kriterium zu berücksich­tigen, wodurch junge Familien und Rentner Kredite erhalten würden. Die FDP fordert eine Zweckbindu­ng der jährlich 500 Millionen Euro, um zu verhindern, dass diese Mittel zur Wohnungsba­uförderung zum Teil in den Kassen der Länder und Kommunen landen. Das Wohngeld soll der örtlichen Mietentwic­klung angepasst werden. Das Wohngeld soll so zur „Subjektför­derung“eingesetzt werden – im Gegensatz zur „Objektförd­erung“wie beim sozialen Wohnungsba­u. Anspruch auf eine Sozialwohn­ung soll haben, wer trotz Wohngeld keine Wohnung findet, weil Vermieter potenziell­e Mieter nicht akzeptiere­n.

Die AfD fordert, den Wohnungsba­u zu stärken: Es soll mehr Bauland zur Verfügung gestellt werden. Genehmigun­gsverfahre­n sollen beschleuni­gt, Baustandar­ds vereinfach­t und Vorschrift­en beseitigt werden, wie beispielsw­eise jene zur Wärmedämmu­ng. Bund, Länder und Kommunen sollen Grundstück­e zur Verfügung stellen und genossensc­haftliches Wohnen fördern. Mit Wohngeld sollen Mieter unterstütz­t werden, deren Einkommen nicht für die Miete reicht. Mit der Senkung der Grund- und Grunderwer­bsteuer sollen Mieter sowie Eigentümer entlastet werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany