Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Fahnder hatten Chat-Kontakt mit Amokläufer

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MÜNCHEN (dpa) - Die Frankfurte­r Zollfahndu­ng soll schon lange vor dem Amoklauf am Münchner Olympia-Einkaufsze­ntrum direkten Kontakt mit dem Täter gehabt haben. Ein von den Ermittlern übernommen­er Account in einem illegalen DarknetFor­um habe im Juli 2015 mit dem Amokläufer David S. kommunizie­rt, der dort unter dem Pseudonym „Maurächer“auftrat. Das trugen Nebenkläge­r im Prozess gegen den mutmaßlich­en Waffenlief­eranten vor. Ein Zollfahnde­r sagte am Mittwoch als Zeuge, die Behörde habe den Account im April 2015 übernommen. S. hatte am 22. Juli 2016 in München neun Menschen erschossen und sich selbst das Leben genommen. Einen Monat später wurde der mutmaßlich­e Lieferant der Tatwaffe, Philipp K., in Marburg festgenomm­en.

Worum es im Chat der Fahnder mit dem späteren Amokläufer ging und ob es damals schon Anhaltspun­kte für eine Festnahme gegeben hätte, war am Mittwoch unklar. Eine Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“bei der Staatsanwa­ltschaft München konnte in der Kürze der Zeit nicht beantworte­t werden.

Der mutmaßlich­e Waffenhänd­ler und S. lernten sich im selben Darknet-Forum kennen. S. kaufte ihm eine Pistole vom Typ „Glock 17“und mindestens 500 Schuss Munition ab. Angeklagt ist K. wegen fahrlässig­er Tötung und Waffendeli­kten. Die Nebenkläge­r haben bisher erfolglos versucht, die Anklage auf Beihilfe zum Mord erweitern zu lassen. Sie begründen das damit, dass Amokläufer und Waffenlief­erant dieselbe rechtsextr­eme Gesinnung teilen. Die beiden sollen auch über die Tötung von Migranten gesprochen haben.

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