Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Die einzig wahre Methode
Selbstverständlich gibt es immer mindestens zwei Arten, Dinge zu erledigen, das gebe ich theoretisch gerne zu. In Wahrheit gilt natürlich nur die Methode, die ich zu Hause gelernt habe. Päckchen packen zum Beispiel geht so: Ein paar Tage vorher ein Packset kaufen, daheim in Ruhe füllen, Lücken ausstopfen und alles so gut verkleben, dass der Empfänger mit dem Öffnen eine Weile zu tun hat. Den Adressaufkleber, den ich dauernd vergesse, seit er nicht mehr im Packset enthalten ist, fülle ich dann auf der Post hinten bei den Tischchen aus, damit niemand auf mich warten muss.
Das geht offensichtlich auch anders. Neulich auf der Häfler Post kommt ein blonder Schlaks, etwa 20 Jahre alt, herein, schnappt sich im Vorbeigehen ein Packset und faltet es beim Warten auseinander. Aus seinem Rucksack wühlt er eine Trainingsjacke heraus, stopft sie in das Paket und stellt die noch halb offene Schachtel dem Mitarbeiter am Schalter hin. Der guckt nur kurz etwas irritiert und erweist sich als Mann der Tat. „Das wollen wir jetzt erst mal ordentlich packen“, meint er beherzt, legt die Jacke schön zusammen, schließt das Paket vorschriftsgemäß und verklebt es ruckzuck – mit übrigens deutlich weniger Klebestreifen als ich. „Jetzt brauchen wir eine Adresse“, sagt er aufmunternd. Sein unbekümmerter Kunde zückt das Handy und sucht, leider ohne Erfolg. Also ruft er schnell einen Kumpel an und fragt, wie der Matze eigentlich mit Nachnamen heißt und wo er wohnt. Die Auskunft diktiert er gleich dem unverändert hilfsbereiten Postangestellten.
Ich habe kurz darüber nachgedacht, ob diese unbestritten zeitsparende Methode auch etwas für mich wäre, mich dann aber dagegen entschieden und zwar mit dem Argument, das immer zieht: Wenn das alle machen … spart es zumindest auf der Post auch keine Zeit mehr. Außerdem macht Päckchen packen ja auch Spaß, vorausgesetzt, man geht nach der einzig wahren Methode vor.