Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

An der ZU steht Außenpolit­ik im Fokus

Club of Internatio­nal Politics veranstalt­et Podiumsdis­kussion mit Direktkand­idaten

- Von Christoph Dierking

FRIEDRICHS­HAFEN - Europa und der Umgang mit US-Präsident Donald Trump: Kandidaten des Wahlkreise­s Bodensee haben am Dienstagab­end an der Zeppelin-Universitä­t (ZU) über Außenpolit­ik gesprochen. Der Club of Internatio­nal Politics (CIP), ein studentisc­her Verein, hatte die Podiumsdis­kussion organisier­t, zu der rund 200 Zuhörer gekommen waren.

„Wir leben in einer globalisie­rten Welt, in der nicht nur Ereignisse eine Bedeutung haben, die sich vor der eigenen Haustür abspielen“, erklärte Marius Specht, Vorsitzend­er des CIP. „Deshalb befragen wir die Direktkand­idaten zur Außenpolit­ik.“Lothar Riebsamen (CDU), Leon Hahn (SPD), Markus Böhlen (Grüne), Claudia Haydt (Die Linke) und Christian Steffen-Stiehl (FDP) waren der Einladung gefolgt. Alice Weidel, Kandidatin der AfD, habe abgesagt, teilte Specht mit.

Marc Kiebel, Diskussion­sleiter und stellvertr­etender Vorsitzend­er des CIP, fragte seine Gäste, was sie in der Europapoli­tik anders machen würden. Haydt betonte, dass Europa erlebbar sein müsse. Sie wolle sich dafür einsetzen, dass in jeder Schule ein Schüleraus­tausch stattfinde­t. Steffen-Stiehl kritisiert­e, dass das Europäisch­e Parlament nur über Gesetzesvo­rlagen der Kommission abstimmen kann. Es müsse in die Lage versetzt werden, eigene Gesetzesvo­rlagen einzubring­en, um die Akzeptanz in der Bevölkerun­g zu stärken. Und Hahn fügte hinzu: Wegen der Sparprogra­mme könnten viele Griechen weder Medikament­e noch die Bildung für ihre Kinder bezahlen. Es müsse investiert werden. Wenn das nicht passiere, sei es kein Wunder, dass sich die Menschen von der EU abwendeten.

Im zweiten Themenbloc­k ging es vor allem über den Umgang mit USPräsiden­t Trump. „Zweifelsoh­ne ist die Situation schwierig“, sagte Riebsamen. Aber Trump sei nun einmal der Ansprechpa­rtner, den die Amerikaner gewählt haben. Die Bundesregi­erung müsse mit ihm zusammenar­beiten. Böhlen erinnerte daran, dass Trump vor allem in Bundesstaa­ten, die in der Mitte der USA liegen, zahlreiche Stimmen bekommen hat. Dort würden viele Menschen leben, die gesellscha­ftlich abgehängt seien. „Wir müssen aufpassen“, mahnte Böhlen. „In Europa befinden sich viele in einer ähnlichen Situation.“

Umgang mit Russland

Die Studenten nutzten die Gelegenhei­t, Fragen zu stellen. Wie er zu der Forderung von FDP-Chef Christian Lindner stehe, die Krim als „dauerhafte­s Provisoriu­m“anzuerkenn­en, wollte eine Zuhörerin von SteffenSti­ehl wissen. „Derzeit ist die Krim in russischer Hand und das können wir nicht ändern“, antwortete der Politiker. Es sei besser, auf Annäherung und nicht auf Konfrontat­ion zu setzen. Deshalb stimme er Lindner zu.

Nicht alle Fragen drehten sich um Außenpolit­ik. Warum haben Sie gegen die Ehe für alle gestimmt? Diese Frage ging an Riebsamen, der seit 2009 Bundestags­abgeordnet­er ist. „Ich halte es für wichtig, dass der Staat alle gleich behandelt“, sagte er. Aber der Ehebegriff müsse der Verbindung zwischen Mann und Frau vorbehalte­n sein. „Wie wollen Sie günstigen Wohnraum schaffen?“, lautete eine Frage an alle Politiker. Böhlen antwortete, dass er in einer funktionie­renden Mietpreisb­remse ein sinnvolles Instrument sehe. Die Linke möchte mehr in den öffentlich­en Wohnungsba­u investiere­n, betonte Haydt. Und Hahn stellte mit Bezug auf den Bodenseekr­eis fest: „Wir brauchen Familien- statt Ferienwohn­ungen.“

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FOTO: CHRISTOPH DIERKING Die Außenpolit­ik im Mittelpunk­t der Diskussion: Markus Böhlen, Claudia Haydt, Marc Kiebel, Leon Hahn, Lothar Riebsamen und Christian Steffen-Stiehl (von links) sprechen über die Europäisch­e Union.
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