Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Anton Zwick verhinderte Katastrophe
Maybächler reagiert umsichtig bei Probefahrt und erhält Auszeichnung von Graf Zeppelin
FRIEDRICHSHAFEN (sz) - Ab Freitag, 22. September, zeigt der „Freundeskreis Maybach-Museum“unter dem Titel „In der Luft, zu Wasser und zu Land“ausgewählte Sammlungsstücke aus dem Umfeld der beiden Konstrukteure Wilhelm und Karl Maybach, die später einmal dauerhaft zu sehen sein sollen. Andrea Böttcher, Vorstandsmitglied des Freundeskreises, stellt vorab in der Schwäbischen Zeitung einige Objekte vor. Heute: ein bronzenes Prägebild mit einer ganz speziellen Geschichte.
Jede Woche hatte der Luftschiffbau Friedrichshafen während des Ersten Weltkriegs ein Luftschiff auszuliefern. Die Motoren kamen von der Maybach-Motorenbau GmbH, und Anton Zwick, 1912 als Monteur im Unternehmen eingestellt, nun Montagemeister, später hochdekorierter Werksrennfahrer, hatte den Motor zu prüfen, mit dem LZ 82 an diesem Tag im Jahr 1916 auf Probefahrt gehen sollte. Weder die Abnahmebeamten noch der Luftschiffführer nahmen seine Bedenken ernst, als er mitteilte, dass nach seiner Beobachtung mit dem Getriebe etwas nicht stimmte, und so startete man zur Probefahrt Richtung Konstanz. Zwick blieb vorsichtshalber bei den Motoren.
Schon auf halber Strecke erhitzte sich ein Wellenlager am Getriebe, doch wieder schlug man Zwicks Warnung in den Wind und setzte die Fahrt fort. Von Konstanz ging es weiter Richtung Lindau.
Auf der Höhe von Meersburg war das Getriebe so heiß, dass das Bronze-Wellenlager-Gehäuse braun anlief. Als Anton Zwick einen harten Schlag im Getriebe vernahm, stellte er die Motoren ab und kuppelte aus. In diesem Augenblick platzte das Gehäuse und die beiden Zahnräder liefen an der Stirnkante auf. Der Funkenflug entzündete das Getriebeöl und blitzschnell breitete sich ein Feuer aus.
Anton Zwick sorgte dafür, dass die Propeller abgebremst und in horizontaler Lage festgebunden wurden, damit sie kein Feuer fingen. Mit Streufeuerlöschern und Kühlwasser versuchte man den Brand zu löschen; doch erst die starke Dampfbildung erstickte die Flammen. Dann konnte man in langsamer Fahrt noch die Werkhalle erreichen.
Die Umsichtigkeit Antons Zwicks und der Einsatz seiner Mitstreiter rettete 57 Menschen das Leben und verhinderte einen Totalschaden des Luftschiffes. Er erhielt dafür einen Betrag von einhundert Mark zur Beschaffung eines neuen Anzugs vom LZ – und kurz darauf das bronzene Prägebild des Grafen Zeppelin mit persönlicher Widmung.