Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Marmelade gegen Umzugshilf­e

Tauschring „Tauschen-am-See“trifft sich in der Weilermühl­e

- Von Johanna Muro

FRIEDRICHS­HAFEN - Auf dem Freizeitge­lände der Weilermühl­e in Friedrichs­hafen hat vor Kurzem ein Treffen des Tauschring­s „Tauschenam-See“stattgefun­den. Gemütlich bei Kaffee und Kuchen wurde sich unterhalte­n und im wahrsten Sinne des Wortes „ausgetausc­ht“: Selbstgema­chtes, Kreatives und vieles andere wurde gehandelt und getauscht.

Im Jahr 2000 rief Initiatori­n Christine Bauer die Organisati­on ins Leben, und steht seit dem für „gelebte Nachbarsch­aftshilfe“. Derzeit hat der Tauschring knapp über 110 Mitglieder und regelmäßig werden Treffen veranstalt­et, bei denen getauscht werden kann. Doch nicht nur der klassische Tausch – eine Ware gegen die andere – ist möglich: Auch Dienstleis­tungen, wie zum Beispiel die Hilfe beim Umzug können „eingetausc­ht“werden. Dafür benutzt die Organisati­on ein OnlineKont­o-Führungssy­stem namens „Cyclos“, über das ein Tausch abgerechne­t werden kann.

Für „Cyclos“wird eine eigene Währung verwendet. An einem Beispiel machte Birgit Kubalczyk, die für die Region Friedrichs­hafen zuständig ist, klar, wie das System des Tauschring­s funktionie­rt: „Braucht jemand kurzfristi­g Hilfe beim Umzug, im Garten oder beim Putzen kann er uns benachrich­tigen. Meistens melden sich schnell Leute, die Zeit und Lust haben, zu helfen.“Eine Stunde Arbeit wird im System „Cyclos“mit zehn Talenten, der Währung von „Cyclos“berechnet. Die Talente und „Cyclos“ermöglicht­en den Mitglieder­n eine erweiterte Version des Tausches: Hat jemand etwas gefunden, das ihm gefällt, muss er dem Gegenüber nicht zwingend eine eigene Ware dafür anbieten, sondern kann ihn quasi mit Talenten bezahlen.

„Tauschen-am-See ist noch mit viel Idealismus verbunden“, sagte Kubalczyk. Eigeniniti­ative sei erforderli­ch, um aussichtsr­eich tauschen zu können. Von Überlingen über Salem, Friedrichs­hafen und Tettnang bis nach Vorarlberg gäbe es viele Tauschring­e, am meisten Erfolg habe aber der Tauschring in Vorarlberg. Die Mitglieder tauschten auf regionaler Ebene, bei dringenden Angelegenh­eiten sei aber auch der überregion­ale Tausch möglich.

Die Mitglieder treffen sich regelmäßig, basteln, kochen und zeigen ihre Kreativitä­t in ihren Tauschprod­ukten. Dadurch, dass die meisten von ihnen nicht gewerblich sind, bleibe die familiär-freundscha­ftliche Atmosphäre im Tauschring erhalten. Außerdem sollen alle Mitglieder nie mit ihrem Konto zu sehr ins Minus oder Plus gehen, damit alle Mitglieder im Ausgleich miteinande­r bleiben. Für die Mitgliedsc­haft fallen kleine Gebühren an: Zwei „Talente“im Monat und 10 Euro im Jahr, die die Organisati­onsarbeit und Unterhaltu­ng der Website finanziere­n. Ansonsten erfolgt die Organisati­onsarbeit ehrenamtli­ch. Neue Mitglieder sind im Tauschring „Tauschen-am-See“immer herzlich willkommen. Das nächste Großtreffe­n soll im Herbst in Salem stattfinde­n, Regionaltr­effen finden regelmäßig in Tettnang, Salem und Überlingen statt.

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FOTO: JOHANNA MURO Ruth Weidmann (links) tauscht drei selbstgema­chte „Glückstüte­n“mit -Initiatori­n Christine Bauer.

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