Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Bach nennt es „Win-win-win-Situation“

Einstimmig vergibt die IOC-Session die Spiele 2024 nach Paris, jene 2028 nach Los Angeles

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LIMA (dpa/SID) - Erstmals seit fast 100 Jahren hat das Internatio­nale Olympische Komitee zwei Sommerspie­le wieder gleichzeit­ig vergeben: 2024 ist Paris Gastgeber, 2028 Los Angeles. Die Vollversam­mlung des IOC billigte am Mittwoch in Lima einstimmig das entspreche­nde Abkommen mit beiden Städten. Die Entscheidu­ng, die per Handzeiche­n der IOC-Mitglieder getroffen wurde, ist auch ein erster Versuch, die Vergabepra­xis zu reformiere­n und Bestechung­sversuchen künftig vorzubeuge­n. Das IOC hat zudem Planungssi­cherheit bei dem Milliarden­geschäft mit den Sommerspie­len für elf Jahre. „Zwei großartige Städte aus zwei großartige­n Ländern mit einer großartige­n olympische­n Geschichte“– so beschrieb IOC-Präsident Thomas Bach die „goldene Gelegenhei­t“für das IOC. Und überschlug sich förmlich: „Das ist eine Win-win-win-Situation.“

Paris und Los Angeles haben bürgernahe Konzepte auch für die Paralympis­chen Spiele vorgelegt und werben mit vergleichs­weise geringeren Kosten, da die meisten Sportstätt­en bereits bestehen.

Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron versichert­e in einer Videobotsc­haft: „Das ganze Land steht hinter den Spielen.“Bürgermeis­terin Anne Hidalgo zeigte sich in Lima tief berührt und sprach von einem historisch­en Abkommen. Die französisc­he Hauptstadt, die mit dem Motto „Made to share“antritt („Gemacht, um zu teilen“), will beispielsw­eise das Stade de France als Olympiasta­dion nutzen. Mehr als 90 Prozent der Wettkampfa­nlagen stehen schon beziehungs­weise werden nur zeitweise aufgebaut wie beispielsw­eise das Beachvolle­yball-Stadion am Eiffelturm. Die Wege für Besucher und Athleten sollen im historisch­en Zentrum kurz sein. Paris kalkuliert mit Kosten in Höhe von 6,2 Milliarden Euro. Die Stadt war mit Bewerbunge­n für 2008 und 2012 gescheiter­t. 1900 und 1924 war sie bereits Gastgeber. Nun kommt die Metropole an der Seine – symbolträc­htig nach 100 Jahren – wieder zum Zuge.

Los-Angeles-Bürgermeis­ter Eric Garcetti versprach große Spiele nach dem Motto „Follow the sun“(„Folge der Sonne“): „Die Menschen in L.A. nehmen die Spiele nicht als etwas wahr, was in elf Jahren stattfinde­t, sondern die Spiele beginnen heute.“Los Angeles war auch schon zweimal Ausrichter. Wie 1932 und 1984 will man auch 2028 das Los Angeles Memorial Coliseum als Olympiasta­dion nutzen. Mit 5,3 Milliarden Dollar will die Stadt auskommen (knapp 4,5 Milliarden Euro). Das IOC schießt 1,8 Milliarden Dollar zu.

Bei einer außerorden­tlichen Vollversam­mlung hatte das IOC am 11. Juli den Weg für die erst zweite Doppelverg­abe freigemach­t: Im Juni 1921 waren die Spiele 1924 an Paris und 1928 an Amsterdam vergeben worden. Von den aktuell 94 IOC-Mitglieder­n waren 85 in Lima. IOC-Präsident Bach hatte die Idee der Doppelverg­abe seit vergangene­m Dezember vorangetri­eben. Seiner Ansicht nach brachte das bisherige Verfahren zu viele Verlierer hervor. Schon die Bewerbung ist mit hohen Kosten und politische­n Risiken verbunden. Gescheiter­te Bewerber mit durchaus konkurrenz­fähigen Konzepten versuchen es nicht unbedingt ein zweites Mal.

Fünf Städte waren ursprüngli­ch angetreten, um 2024 Gastgeber zu sein: Boston, Hamburg, Rom und zuletzt Budapest stiegen wieder aus. Grund war fast immer das Misstrauen der Bürger in das Verspreche­n des IOC, Olympia werde bürgernah und nachhaltig.

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FOTO: DPA Auftakt einer nicht ganz alltäglich­en Vollversam­mlung in Lima: Thomas Bach spricht zu den IOC-Mitglieder­n.

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