Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Zementiert­e Zweiklasse­ngesellsch­aft

Am ersten Champions-League-Spieltag zeigt sich: Geld schießt viele Tore

-

LONDON (SID/dpa) - 6:0 für Chelsea, 5:0 für Paris, jeweils 3:0 für Manchester United, Barcelona und die Bayern: Europas Topclubs setzten gleich am ersten Champions-LeagueAben­d Duftmarken, vor allem aber gaben die Big Player einen Vorgeschma­ck auf die Langeweile, die in der Gruppenpha­se zu erwarten ist.

„Für die Real Madrids, Barcelonas und Bayerns dieser Welt beginnt die Champions League erst im Februar. Das hier ist für sie doch nur das Aufwärmpro­gramm“, sagte Trainer José Mourinho nach Manchester­s Sieg gegen den überforder­ten FC Basel.

Mbappé attackiert

Bei Lionel Messi rief sogar Barcelonas klares 3:0 gegen Vorjahresf­inalist Juventus keine großen Emotionen hervor. Der Superstar, dem seine ersten Treffer gegen Torwartiko­ne Gigi Buffon gelangen, winkte nach verrichtet­er Arbeit kurz ins Publikum, dann war er auch schon verschwund­en.

Paris Saint-Germain spazierte bei Celtic Glasgow zu einem lockeren 5:0. Angeführt von seinen beiden mit viel Tamtam verpflicht­eten Starstürme­rn Neymar und Kylian Mbappé hatte PSG wenig Mühe mit dem 48maligen schottisch­en Meister. Neymar gab mit seinem Führungsto­r die Richtung vor (19.), Mbappé (34.) und Edinson Cavani (40., FE/85.) legten nach. Nationalsp­ieler Kevin Trapp saß beim französisc­hen Vizemeiste­r nur auf der Bank, Julian Draxler wurde nach 61 Minuten eingewechs­elt. Eine Hereingabe des Weltmeiste­rs lenkte Celtic-Verteidige­r Mikael Lustig ins eigene Tor (83.). PSG-Coach Unai Emery warnte die Konkurrenz: „Die beiden spielen noch nicht lange zusammen. Das wird noch besser.“Seinem Gegenüber Brendan Rodgers blieb nur Resignatio­n: „Wir haben gespielt wie die U12.“Zudem droht Celtic noch eine Strafe von der UEFA. Ein Anhänger war Ende der ersten Halbzeit kurz nach dem dritten Treffer auf den Platz gestürmt und hatte nach Mbappé getreten. Die schottisch­e Polizei nahm am Rande der Begegnung sieben Personen fest, darunter den 21-jährigen Platzstürm­er.

Abgesehen von Zwischenfä­llen, verfestigt­e sich am ersten Spieltag vor allem der Eindruck, dass die Gruppenpha­se immer langweilig­er wird, weil die Topclubs dem Rest Europas längst enteilt sind. In den vergangene­n sieben Jahren kamen 27 der 28 Halbfinali­sten aus den vier großen Fußball-Nationen Spanien (14), Deutschlan­d (7), England (4) und Italien (2). In diese Phalanx brach in der Vorsaison einzig AS Monaco ein. Einen Finalisten aus einer kleinen Nation gab es zuletzt 2004 beim Endspiel zwischen dem FC Porto und Monaco.

Die Entwicklun­g dürfte sich noch verstärken. England, Deutschlan­d, Spanien und Italien erhalten nach der Reform der Champions League künftig je vier feste Startplätz­e, der Rest stellt nur noch 16 der 32 Teilnehmer. Zudem werden die Gelder – die UEFA rechnet künftig mit Einnahmen von 3,2 Milliarden Euro pro Saison – nach einem neuen Verteilung­sschlüssel vergeben, bei dem auch vergangene Titelgewin­ne berücksich­tigt werden.

 ?? FOTO: DPA ?? Ein Celtic-Anhänger attackiert­e Paris-Stürmer Kylian Mbappé.
FOTO: DPA Ein Celtic-Anhänger attackiert­e Paris-Stürmer Kylian Mbappé.

Newspapers in German

Newspapers from Germany