Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Die örtlichen Parteien geben sich zufrieden
Den Wahlkampf vor Ort haben alle positiv erlebt – Jetzt wird gespannt auf den Wahlabend gewartet
FRIEDRICHSHAFEN (mh/jul/ras/ sle/af ) - Plakate, Kulis, Flyer, Gummibärchen – im Wahlkampf geben auch die Häfler Parteien alles. Vier Tage vor dem Urnengang ist die Stimmung in allen politischen Lagern gut und hoffnungsvoll. Zumindest vermitteln alle dieses Bild, wie eine Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“ergeben hat.
„Es läuft richtig gut“, sagt
Yvonne Eberhard, Vorsitzende der Häfler CDU.
Die Stimmung innerhalb der Partei sei prima, nicht nur wegen der guten Umfragewerte für die Union. Der gesamte Vorstand sei am Start, auch viele Gemeinderäte und einfache Parteimitglieder. „Ihr gewinnt doch eh“– den Spruch höre man öfter an den Ständen auf dem Wochenmarkt. Besonderer Renner dort: Spätzle, die die CDU an ihre Anhänger verteilt. Negativ fallen Eberhard rechte Kritiker auf, die „auffallend aggressiv“und an echtem Dialog gar nicht interessiert seien. Einen Tipp für Sonntagabend will die CDU-Chefin nicht abgeben, hofft aber für Ihre Partei auf ein Ergebnis von mehr als 35 Prozent.
Roland Kaczmarek, Vorsitzender der Häfler SPD,
hofft auf ein Ergebnis wie vor fünf Jahren. Damals holte Jochen Jehle fast 25 Prozent der Erststimmen. „Mit Leon Hahn haben wir jedenfalls einen guten Mann“, sagt Kaczmarek. Doch die Parteienlandschaft habe sich inzwischen verändert, sodass Prognosen schwierig seien. Vor Ort brauche sich die SPD gewiss nicht den Vorwurf zu machen, man habe zu wenig getrommelt. Die vergangenen vier Wochen sei er zusammen mit Parteifreunden jeden Freitag und Samstag mit Infoständen auf den Märkten gestanden, man habe Wohnzimmergespräche geführt und Tausende Flyer verteilt. Mit Andreas Stoch, dem Vorsitzenden der SPDLandtagsfraktion, und Bundesaußenminister Sigmar Gabriel habe man auch prominente Unterstützung gehabt. Die Stimmung sei gut gewesen, man habe viel Zuspruch erfahren, doch das sei vor jeder Wahl so. Am Ende entscheide das Kreuz hinter Kandidaten und Partei: „Wir hoffen das Beste“.
Abgesehen vom Patzer mit dem Wahlplakat sei der Wahlkampf gut gelaufen, sagt
Felix Bohnacker, der Vorsitzende des Häfler Grünen-Ortsverbandes.
In „Chancen“hatte sich ein zusätzliches H geschlichen und Wahlplakate hatten überklebt werden müssen. An den Aktionsständen in Fußgängerzonen seien die Parteikollegen mit vielen Menschen ins Gespräch gekommen. Der Bundestagskandidat der Grünen, Markus Böhlen, habe seiner Meinung nach bei den verschiedenen Podiumsgesprächen einen guten Eindruck hinterlassen. „Wir wissen alle, dass die aktuellen Umfragewerte nicht rosig aussehen für die Grünen, aber ich lasse mich nicht entmutigen. Ich hoffe, dass viele zur Wahl gehen und uns die Zweitstimme geben“, sagt Bohnacker. Dass die Grünen drittstärkste Kraft vor der FDP und der AfD werden, hält der Grünen-Vorsitzende „persönlich für unrealistisch“. „Sieben, acht, neun Prozent – irgendwas in dem Bereich ist realistisch. Alles darüber ist Hoffen und Optimismus.“Von den BundesGrünen hätte sich Bohnacker etwas mehr Unterstützung und Präsenz gewünscht. „Ich habe das Gefühl, dass wir da ein bisschen vernachlässigt wurden. Da bin ich etwas enttäuscht.“Aber aus Sicht von Berlin sei der Bodensee eben weit weg.
Für die
FDP zeigt sich Ortsverbandsvorsitzende Gaby Lamparsky
nicht nur zufrieden, sondern sieht dem Sonntagabend optimistisch entgegen. „Die Stimmung und das Interesse an den Wahl-Infoständen und Veranstaltungen ist sehr gut“, sagt sie. Bei den aktuellsten Umfragen würden der FDP neun bis zehn Prozent vorausgesagt. „Das sollte zu erreichen sein. Der Kampf um Platz drei bleibt bis zur Auszählung am Wahlsonntag spannend“, meint die FDP-Chefin. Was die Präsenz der Bundes-FDP angeht, sieht Lamparsky noch Luft nach oben. „Trotzdem hatten wir gute eigene Veranstaltungen.“
Guter Wahlkampf, aber kein optimaler Listenplatz – so schätzt
Detlef Boehnert, Vorsitzender des Kreisverbandes der Linken,
die Situation von Kandidatin Claudia Haydt ein. Sowohl mit prominenter Unterstützung, unter anderem von Sahra Wagenknecht, Vorsitzende der Linksfraktion, als auch mit Aktivitäten der Mitglieder sei er sehr zufrieden. „Außerdem sind wir unbestechlich und haben keinerlei Spenden aus der Industrie angenommen. Daher haben wir allerdings auch keine entsprechenden Großplakattafeln bekleben können“, sagt Boehnert.
Von der AfD gibt es eine E-Mail auf die Fragen der „Schwäbischen Zeitung“. „Abgesehen von einer systematischen Zerstörung unserer Plakate“laufe der Wahlkampf „sehr zufriedenstellend. An unseren insgesamt fast 60 Infoständen verzeichnen wir einen enormen Zuspruch“, heißt es in der E-Mail. Die Stimmung sei ausgezeichnet, „die Chancen auf ein zweistelliges Ergebnis stehen gut.“Vor allem die Tatsache, dass die Direktkandidatin der AfD, Alice Weidel, auch bundesweite Spitzenkandidatin ist, werde positiv bewertet.