Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Künstlergruppe beleuchtet das Zeitgefühl
Galerie Plattform 3/3 mischt beim FAB-Festival im Fallenbrunnen mit
FRIEDRICHSHAFEN - Eingebettet in das FAB-Festival, das vom 21. bis 23. September alle Akteure und Genres des kreativen Zentrums im Fallenbrunnen vereint, ist auch die Ausstellung „hier und jetzt“der Künstlergruppe „KG-See“und ihres GastKünstlers Klaus Maschanka aus Sinsheim, die am Freitag, 22. September, eröffnet wird. Weitere Künstler der Region werden den Innenhof zur „Skulpturenwiese“machen, in der Metall- und Aktionskünstler am Samstag, 23. September, zur Performance einladen.
Am vergangenen Sonntag hatte die Presse Gelegenheit, die Ausstellung der „Indoor-Künstler“beim Aufbau zu besuchen. An den Wänden hingen schon die Bilder von Galerie-Leiterin Erika Lohner, Günther Widenhorn aus Immenstaad, Marianne Riexinger aus Konstanz, Alexander Weinmann aus Radolfzell und Wolfgang Schmidberger aus Bermatingen, während die Plastiken von Markus Meyer aus Ravensburg noch ihren endgültigen Standort suchten. Frei geblieben waren die Wände im Flur, da der Gast Klaus Maschanka, dem sie vorbehalten sind, seine Hängung verschieben musste.
Armut, Flucht, Katastrophen
Zu dem offenen Thema „hier und jetzt – Aufbruch und Zeitgefühl“hat jeder Künstler sein eigenes Motto ausgewählt. Ins Auge fallen die Worte „soziale politische Gerechtigkeit“auf Marianne Riexingers Collagen, die aktuelle brennende Fragen aufnehmen. Aus der Malerei schauen Titel und Bildschnipsel heraus, die Jugendarmut, Flüchtlingsströme, Katastrophen, Armut und Reichtum vor Augen führen. Daneben zeigt Wolfgang Schmidberger stolz Bilder, die von einem Neuanfang erzählen: „Ich bin relativ grafisch geworden gegenüber früher.“Abstrakte Schichtungen, Graffiti, Sprühtechnik und Schablonen künden von seinem „gewagten Neubeginn“mit faszinierend strengen Bildern. Darunter hat Alexander Weinmann unter dem Motto „Ganze Tage am Wasser...gestrandet“aus Fassdauben das Gerippe eines Bootes ausgelegt, über dem auf einer Stele ein eiserner Poseidon wacht. Die nächste Wand gehört Günther Widenhorn, der die Malerei in seine Farbholzschnitte hereinholt und damit eine eigene Handschrift entwickelt hat. Hildegard von Bingens Spruch „Jedes Wesen wird durch ein anderes gehalten“hat er sich zum Leitspruch für Holzschnitte gemacht, die in starker Abstraktion Frauenbilder zeigen, hinter denen schemenhaft eine weitere Figur verschlüsselt steht. Lebendig wirken die stillen Bilder auch durch die sichtbare Holzmaserung. Erika Lohner beschreibt ihr Zeitgefühl mit „Eins, zwei, drei, im Sauseschritt läuft die Zeit, wir (ich) laufe(n) mit.“Unruhig sind die Bilder, eine Uhr steht auf fünf vor zwölf, ein bisschen Frust mischt sich in die Hektik. Sie komme sich vor, als sei sie immer auf Achse – die Bilder bedeuten Bewältigung. „Zeit ist eine Illusion, real ist das Jetzt“, setzt Markus Meyer dagegen. Er hat Vergangenes in Kunst umgewandelt, Teile eines Kartoffelroders werden ebenso zur Plastik wie Überbleibsel aus einer Klavierverbrennung von Mirko Siakkou-Flodin, der bei der Feuer-Performance am Samstag mitwirkt.
Die Ausstellung von KG-See wird am 22. September um 19 Uhr eröffnet. Die Laudatio hält der Künstler und Lyriker Jürgen Weing, Musik macht Andieh Merk. Sie läuft bis 8. Oktober, geöffnet beim FAB-Festival und Freitag bis Sonntag von 14-18 Uhr.