Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

„Alles dreht sich um die Liebe“

Joya und Peter Reiser feiern goldene Hochzeit – Von Delhi nach Oberteurin­gen

- Von Michael Tschek

OBERTEURIN­GEN - Am 16. September 1967 haben sich Joya und Peter Reiser auf dem Standesamt in der Millionenm­etropole Delhi, das mit Neu-Delhi die indische Hauptstadt bildet, das Ja-Wort gegeben. Eine Woche später, am 23. September, haben sie dann dort in der Kathedrale Redemtion kirchlich geheiratet. Fast drei Jahrzehnte ist das Ehepaar beruflich in der Welt unterwegs gewesen. Seit 1992 verbringen die beiden in Oberteurin­gen ihren gemeinsame­n Lebensaben­d. Bürgermeis­ter KarlHeinz Beck überbracht­e am Montag die Glückwünsc­he der Gemeinde samt einem Geschenkko­rb und der Urkunde des Ministerpr­äsidenten Winfried Kretschman­n.

Wenn zwei Menschen über Tausende Kilometer voneinande­r entfernt zueinander finden, dann ist das schon ein ganz besonderes Ereignis. Joya ist am 12. August 1932 in Mussooril, im Norden Indiens, geboren. Aufgewachs­en ist sie in Lakhnau, der Hauptstadt der Provinz Uttar Pradesh, am Fuße des Himalaya-Massivs, südwestlic­h von Kathmandu. Dort ging sie auch zur Schule und studierte anschließe­nd Bibliothek­wissenscha­ften. Ihre erste Anstellung habe sie beim amerikanis­chen Informatio­ns- und Kulturzent­rum bekommen.

Dreher bei Maybach

Als Joya bereits eingeschul­t wurde, erblickte Peter Reiser am 19. Juli 1939 in Friedrichs­hafen das Licht der Welt. Nach dem Besuch der Hauptschul­e begann er eine Lehre als Dreher bei Maybach. Doch schon bald zog es ihn hinaus in die Ferne, und so wanderte er im Alter von 20 Jahren 1959 in das australisc­he Melbourne aus, um dort als Dreher und Werkzeugma­cher in verschiede­nen Fabriken zu arbeiten. „Die Australier haben damals dringend Arbeitskrä­fte in Europa gesucht“, sagt er. Vier Jahre später kehrte er wieder nach Friedrichs­hafen zurück, doch sein Aufenthalt und die Arbeit bei ZF, Maybach und MTU sollten nur von begrenzter Dauer sein. Anfang 1965 ging Reiser für MTU auf Montage nach Chandigarh in Nordindien, nördlich von Delhi, um dort Lokomotive­n zu reparieren.

Die Entfernung zu seiner zukünftige­n Frau wurde ab diesem Augenblick immer kürzer. Zum ersten Zusammentr­effen kam es dann 1966, als Joyas Freundin im Hotel „Imperial“in Delhi, in dem sie arbeitete, eine Party gegeben hatte. Eine weitere Freundin der Gastgeberi­n besaß ein Auto- und Busunterne­hmen. Bei ihr hatte Peter Reiser ein Auto erworben und von ihr sei er zur Party eingeladen worden. „Wir haben danach immer öfters miteinande­r telefonier­t und sind auch zusammen ausgegange­n“, erinnert sich Joya. Im Sommer 1967 entschloss­en sie sich dann, zu heiraten.

„Neben den Ausweispap­ieren musste ich von meinem Arbeitgebe­r in Friedrichs­hafen den Beweis erbringen, dass ich ledig bin“, sagte Peter Reiser. Nach der standesamt­lichen und kirchliche­n Trauung in Delhi kam das Ehepaar am 1. Dezember 1967 nach Friedrichs­hafen. Für Joya war das der erste Aufenthalt in Deutschlan­d. Allerdings blieben die beiden in Friedrichs­hafen nur für vier Jahre sesshaft, denn bereits 1971 ging es zunächst nach Norddeutsc­hland auf Montage und dann wieder nach Indien. 1975 folgte ein weiterer Montageauf­enthalt in Singapur.

Reisen und tanzen

„Meine Frau hat mich überallhin begleitet“, sagt Peter Reiser. Ihren endgültige­n Wohnsitz haben sie 1992 in Oberteurin­gen gefunden. Das Haus in der Berghalde hatten sie bereits 1974/1975 gebaut. „Wenn ihr jetzt nicht einzieht, könnt ihr es gleich verkaufen“, hatte ein Freund von uns gemeint. Im Jahr 1999 ging Peter dann in den wohlverdie­nten Ruhestand. Einmal im Jahr fliegt das Ehepaar in die Heimat von Joya, um dort ihre beiden Brüder zu besuchen.

Aber auch sonst sind sie noch sehr aktiv, indem sie Kreuzfahrt­en unternehme­n oder das Tanzbein beim Tanzverein Meersburg schwingen, dem sie seit 1993 angehören. Außerdem singen sie im Chor „Klangvoll“der Chorgemein­schaft Liederkran­z Ailingen, mit dem sie am Samstag, 30. September, im Gemeindeha­us in Berg unter dem Motto „Alles dreht sich um die Liebe“einen Auftritt haben. Der Titel könnte nicht besser zu ihrem 50jährigen Treuebund passen.

 ?? FOTO: MICHAEL TSCHEK ?? Zwei, die zusammen um die Welt gereist sind, dürfen jetzt in aller Ruhe an ihrem Ruhesitz in Oberteurin­gen die goldene Hochzeit feiern. Bürgermeis­ter Karl-Heinz Beck (rechts) gratuliert im Namen der Gemeinde und des Ministerpr­äsidenten.
FOTO: MICHAEL TSCHEK Zwei, die zusammen um die Welt gereist sind, dürfen jetzt in aller Ruhe an ihrem Ruhesitz in Oberteurin­gen die goldene Hochzeit feiern. Bürgermeis­ter Karl-Heinz Beck (rechts) gratuliert im Namen der Gemeinde und des Ministerpr­äsidenten.

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