Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Ärzte fordern: Krebsbehandlung muss günstiger werden
Flächendeckende Versorgung noch nicht gewährleistet – Unabhängige Forschung ist Medizinern wichtig
FRIEDRICHSHAFEN (sz) - Die Versorgung von Krebspatienten muss besser und kostengünstiger werden. Das fordert die Deutsche Krebsgesellschaft. Darüber und über das Thema, wie Hochleistungsmedizin in die Fläche gebracht werden kann, sprachen die Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie (AIO) in der Krebsgesellschaft Prof. Dr. Volker Heinemann (München) und Prof. Dr. Helmut Oettle (Friedrichshafen) mit Gesundheitspolitikern in Berlin.
In Deutschland erkranken jedes Jahr ungefähr eine halbe Million Menschen neu an Krebs, so die Mediziner. Tendenz steigend. Hauptursache hierfür sei eine eigentlich erfreuliche Tatsache: Die Lebenserwartung steigt, die Menschen werden im Schnitt immer älter. Allerdings bringen diese Auswirkungen des demographischen Wandels auch große Herausforderungen im Gesundheitswesen mit sich. So sei eine adäquate Krebsversorgung längst nicht in allen Teilen unseres Landes gewährleistet, stellt die deutsche Krebsgesellschaft fest. Hochleistungsmedizin dürfe sich nicht nur in den Universitätskliniken in den Ballungsräumen konzentrieren, sondern müsse auch in der Fläche, wie beispielsweise in Friedrichshafen, gewährleistet sein.
Heinemann und Oettle haben als klinische Forscher das Gespräch mit Vertretern des Gesundheitsausschusses gesucht, um das Thema Vorsorgungsforschung auch unter dem Druck der Kosten Politikern nahezubringen. Neben Lothar Riebsamen, Abgeordneter des Wahlkreises Bodensee und Mitglied im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages, nahm an den Gesprächen der Obmann der AG Gesundheit der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Michael Hennrich, teil.
Nach Mitteilung von Oettle waren sich die Teilnehmer einig, dass die Grundlagenforschung, aber auch die Vorsorgungsforschung im Krebsbereich ausgebaut und kostengünstiger werden müssen. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung sei die Förderung einer unabhängigen Forschung. Beispielhaft nennen die Mediziner den von der Bundesregierung aufgelegten und mit 300 Millionen Euro ausgestatteten Innovationsfonds, der wegweisende Modellprojekte im Gesundheitsbereich fördert. Eine Verlängerung des Fonds wird von der Krebsgesellschaft klar befürwortet. Zudem müsse weiter am Ziel der Entbürokratisierung gearbeitet werden. Die Entwicklung von Krebsmedikamenten müsse beschleunigt werden, um diese günstiger zu machen und die klinische Forschung zu stärken. Außerdem sollten die Kostenträger an der unabhängigen Vorsorgungsforschung beteiligt werden.