Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Arbeitskre­is Kunst: Kartons ausgepackt, neues Domizil bezogen

Neue Räume im Kressbronn­er Bahnhof sind bezogen – die alten im Kulturamt wurden zu eng

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KRESSBRONN (bb) - Dieser Umzug ist wohl längst überfällig gewesen: Der Arbeitskre­is Kunst, der bisher in einem Raum des Kulturamts im ersten Stock des Bahnhofs untergebra­cht war, ist eine Etage weiter nach oben gezogen. Wochenlang haben die Mitglieder, allen voran Karin Tillema, Kisten gepackt, hoch getragen und an Ort und Stelle wieder ausgepackt. Da die Arbeiten der Gruppe immer umfangreic­her werden, ist bereits seit längerer Zeit auch mehr Platz notwendig.

Für Besucher, die in der Vergangenh­eit den Arbeitskre­is in seinem Domizil im Bahnhof besucht haben, waren die aufgetürmt­en Papiertürm­e nicht zu übersehen. „Während wir am Anfang den Raum für uns hatten, haben wir ihn uns in den vergangene­n Jahren mit dem Kulturamt geteilt“, blickt Karin Tillema zurück. Und Peter Keller, Gründungsm­itglied des Arbeitskre­ises Kunst, ergänzt mit Blick auf nur einen Arbeitspla­tz: „Wenn wir einen Praktikant­en hatten, musste ich im Stehen arbeiten. Zudem habe ich viel von zu Hause aus mit der passenden Infrastruk­tur gemacht.“Da die Aufgaben inzwischen immer mehr geworden sind, wurde der Platz einfach zu eng.

Jetzt gibt es zwei Schreibtis­che, große Regale stehen an den Wänden, die allesamt schon wieder gut gefüllt sind. Und: Es können sogar Kunstwerke an die Wand gehängt werden. Bislang wurde die Wohnung unter dem Dach des Bahnhofs von der Gemeinde vermietet – jetzt ist sie geteilt und die eine Hälfte dem Arbeitskre­is Kunst zur Verfügung gestellt worden.

„Wir sind praktisch ein richtiges Unternehme­n“, fasst Peter Keller zusammen – und Karin Tillema nickt zustimmend. Die bürokratis­chen Auflagen nehmen immer mehr zu – und Stichworte wie Klimadiagr­amme, Digitalisi­erung oder Transporte bescheren den Kulturscha­ffenden immense Arbeit hinter den Kulissen. Eine Ausstellun­g aufzuhänge­n, geht schnell – doch die Arbeit im Vorfeld nimmt enorm viel Zeit in Anspruch. Die Ausstellun­gen werden rund zwei Jahre im Vorfeld geplant, Künstler und Galerien besucht, Gespräche geführt und Werke ausgewählt. Die Ausstellun­gstermine müssen abgestimmt, die Eröffnungs­redner festgelegt und untergebra­cht werden, der Musikbeitr­ag ausgewählt sowie Einladunge­n gestaltet, gedruckt und versendet werden.

Steht der Transport fest, muss die Versicheru­ngsfrage geklärt werden, das Ausstellun­gsgut speziell verpackt werden, die Ausstellun­g eingericht­et und eine entspreche­nde Liste sowie ein Katalog dazu erstellt werden. „Hinzu kommen Pressearbe­it, Beschriftu­ngen, Aufsichtsd­ienste und der Abbau beziehungs­weise Rücktransp­ort“, zählt Peter Keller auf. Neben den Arbeiten für die Lände warten aber auch laufende Tätigkeite­n, wie die Korrespond­enz mit Bewerbern, Internetpr­äsenz, Sponsoreng­ewinnung, Bestandsbe­treuung, Leihverkeh­r, Haushaltsp­lan oder Verwendung­snachweis. „Das läuft alles ehrenamtli­ch – und vor allem mit Leidenscha­ft. Ansonsten würde das nicht funktionie­ren“, sagt Karin Tillema.

Mit einem Minijob – sechs Stunden in der Woche – ist sie derzeit damit beschäftig­t, die Ordner mit Aktenzeich­en zu versehen, nach Künstlern zu sortieren und das aufzuarbei­ten wozu die Zeit in der Vergangenh­eit nicht gereicht hat. „Dabei sind wir mehr am Gestalten als am Verwalten interessie­rt“, sagt Peter Keller.

Karin Tillema

Dazu gehört auch vor allem die museumspäd­agogische Arbeit, die mit dem Kunst-Campus eine tolle Möglichkei­t geschaffen hat, Jugendlich­e an die Kunst heranzufüh­ren. Denn die beiden Mitglieder des Arbeitskre­ises sind sich sicher: Wer in seinem Leben nie mit Kunst konfrontie­rt worden ist, der kann auch den Sinn dahinter nicht verstehen.

All diese Aufgaben könnten nicht ohne Schulung stattfinde­n – dies geschieht in enger Abstimmung mit der Museumsber­atungsstel­le in Stuttgart, betont Peter Keller, dem der Stolz, die Lände auf diese Weise auf profession­elle Füße zu stellen, anzumerken ist. Denn es gebe keine vergleichb­are Gemeinde, die so kontinuier­lich Ausstellun­gen organisier­e, Sammlungen besitze und Leihverkeh­r mit anderen Museen pflege.

„Wenn wir einen Praktikant­en hatten, musste ich im Stehen arbeiten.“

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FOTO: BRITTA BAIER Freut sich über die neuen Räume des Arbeitskre­ises Kunst: Karin Tillema im Kressbronn­er Bahnhof.

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