Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Wieder ein Taxifahrer überfallen
Täter auf der Flucht – Polizei prüft Zusammenhang mit anderem Taxi-Raub
FRIEDRICHSHAFEN - Zum zweiten Mal innerhalb von acht Tagen ist am Donnerstagabend in Friedrichshafen ein Taxifahrer Opfer eines Raubüberfalls geworden. Mit vorgehaltenen Schusswaffen haben zwei Männer den 58-jährigen Fahrer eines Häfler Taxiunternehmens gezwungen, sein Bargeld herauszugeben. Sie entkamen unerkannt.
Wie die Polizei mitteilt, wurde der 58-Jährige am Donnerstagabend gegen 22.45 Uhr über die Zentrale des Taxiunternehmens Fuhrmann von einem Unbekannten zu einem Parkplatz in der Vogelsangstraße, in der Nähe der Schreienesch-Schule, bestellt. Zwei Personen sollten zum Stadtbahnhof Friedrichshafen gebracht werden.
Als der Fahrer an der Adresse eintraf, sei zunächst keine Person zu sehen gewesen. Deshalb habe er am Fahrbahnrand geparkt. Kurze Zeit später seien zwei Männer an der Fahrerund Beifahrerseite des Taxis aufgetaucht. Wie die Polizei mitteilt, seien sie mit Sturmhauben maskiert gewesen und hätten den 58-Jährigen mit vorgehaltenen revolverähnlichen Schusswaffen bedroht. Sie forderten ihn auf, sein Bargeld herauszugeben. Nachdem der Fahrer den beiden seinen Geldbeutel gegeben hatte, flüchteten die Täter über einen Fußweg in Richtung Rotach und die dahinter liegende Berufsschule. Trotz der sofort eingeleiteten Fahndung entkamen die Täter unerkannt.
Der Überfall hat starke Parallelen zu einem anderem Fall. Bereits am Mittwoch vor acht Tagen war ganz in der Nähe, in der Steinbeisstraße, ein anderer Taxifahrer überfallen worden. Drei Täter hatten damals ebenfalls ein Taxi bestellt und dem Fahrer nach dessen Eintreffen mit vorgehaltenen Pistolen sein Bargeld geraubt. Einer der Täter hatte eine Guy-Fawkes-Maske, das Erkennungszeichen der Hackergruppe Anonymous, getragen. „Die Kollegen prüfen, ob es einen Tatzusammenhang gibt“, sagt Dorothee Lautenbach, Sprecherin des Polizeipräsidiums Konstanz. Die Kriminalpolizei gehe weiterhin Zeugenhinweisen nach, die nach der ersten Tat eingegangen seien. Hinweise auf die Täter gebe es bisher nicht.
Im aktuellen Fall werden die Täter wie folgt beschrieben: Sie sollen zwischen 20 und 25 Jahre alt sein, ein Täter ist etwa 1,80 Meter groß, der andere etwa 1,75 Meter. Beide waren dunkel gekleidet, trugen Stoffhandschuhe und waren bei dem Überfall mit schwarzen Sturmhauben maskiert. Da der Überfall bereits um 22.45 Uhr und in einem Wohngebiet passierte, hofft die Polizei, dass vielleicht Anwohner oder Spaziergänger etwas beobachtet haben.
„Mit so etwas rechnet keiner“, sagt Taxiunternehmer Marcel Fuhrmann, der noch keine Gelegenheit gehabt habe, mit dem Fahrer zu sprechen. Zwar gebe es gerade bei den nächtlichen Fahrten immer wieder Schwierigkeiten mit Betrunkenen oder Rangeleien, aber Waffen kämen dabei eigentlich nicht vor. „Wir geben den Fahrern schon an die Hand: Es macht keinen Sinn, einen auf dicken Max zu machen“, sagt Fuhrmann. Im Fall eines Überfalls sollten die Fahrer das Geld herausgeben.
Der Unternehmer ist froh, dass der Überfall für seinen Mitarbeiter letztlich glimpflich ausgegangen ist. „Er fährt schon lange Taxi und kennt auch einen raueren Umgangston. Er hat, glaube ich, ein dickes Fell“, sagt Fuhrmann. Er hoffe, dass der Fahrer über die psychischen Folgen des Überfalls schnell hinweg kommt.
Für die Betroffenen sei es immer schwer, erklärte Polizeisprecherin Lautenbach. Die Nähe zum Täter und zur Waffe sei für manche ein Schock. „Man steht dem Täter direkt gegenüber.“Die Sprecherin machte klar, dass bewaffnete Überfälle, wie die auf die Taxifahrer, vor Gericht als schwerer Raub gewertet würden. ANZEIGE Dafür drohten den Tätern Freiheitsstrafen von mindestens fünf Jahren.
Um seine Fahrer künftig besser zu schützen, will Fuhrmann nachts künftig nur noch Kunden befördern, die zuvor ihre Rufnummer übermittelt haben. „Ich bin überzeugt, dass man die Täter zeitnah schnappt“, sagt Fuhrmann. „Sonst wird es echt komisch. Das passt nicht zu Friedrichshafen.“