Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Anklage lautet auf Drogenhand­el im großen Stil

Landgerich­t Ravensburg eröffnet Prozess gegen drei Männer - Wohnung als Lager benutzt

- Von Linda Egger

FRIEDRICHS­HAFEN - Sie sollen über Monate hinweg Drogenhand­el im großen Stil betrieben haben, wirft ihnen die Anklage vor: Seit Freitag müssen sich drei Männer vor dem Landgerich­t Ravensburg verantwort­en. Hauptangek­lagte sind ein 60Jähriger und ein 51-Jähriger. Ein 24Jähriger, der bei einer Beschaffun­gsfahrt in die Niederland­e als Transporte­ur eingesetzt gewesen sein soll, sitzt ebenfalls auf der Anklageban­k.

Von Januar bis März diesen Jahres sollen in Friedrichs­hafen und Umgebung kiloweise Drogen durch die Hände der beiden Männer gegangen sein. Der unerlaubte Handel sowie die gemeinscha­ftliche Einfuhr von Betäubungs­mitteln „nicht geringer Menge“wird den drei Männern laut der Anklagesch­rift vorgeworfe­n. Alle drei sitzen bereits seit März in Untersuchu­ngshaft.

In Friedrichs­hafen hatten sie eine Wohnung angemietet, die ihnen als Bunkerwohn­ung gedient haben soll. Mit Marihuana, Kokain, Amphetamin und Ecstasy-Tabletten sollen die Angeklagte­n einen gewinnbrin­genden Handel im ganzen Bodenseera­um betrieben haben. Ihre Ware sollen sie dabei teilweise auch aus den Niederland­en bezogen haben.

Am 16. März 2017 brachen die Drogenhänd­ler laut Anklage vom Bodensee aus zu einer Beschaffun­gsfahrt in die Niederland­e auf. Der 24jährige Angeklagte soll dabei zumindest zeitweise eines der beiden Fahrzeuge gefahren haben und dabei im vollen Wissen der Pläne der Drogenhänd­ler gewesen sein. Von unter anderem 300 Gramm Kokain und knapp 480 pinkfarben­en EcstasyTab­letten mit der Prägung „Chupa Chups“, die die Männer aus den Niederland­en mitbrachte­n, ist in der Anklagesch­rift die Rede.

An verschiede­nen Orten in Friedrichs­hafen, unter anderem im Bereich einer Kirche und bei einer Gaststätte, aber beispielsw­eise auch auf dem Parkplatz eines Einkaufsma­rkts in der weiteren Region sollen die beiden Hauptangek­lagten ihre „Waren“an den Mann gebracht haben. Zwischen vier und sechs Euro pro Gramm sollen sie für Marihuana verlangt haben. Der Grammpreis für Kokain habe je nach Qualität zwischen 60 und 70 Euro gelegen – wer größere Mengen abnahm, habe auch mal Mengenraba­tt bekommen.

Polizei findet elf Kilo Marihuana in Bunkerwohn­ung

Bei einer Durchsuchu­ng der Bunkerwohu­ng in Friedrichs­hafen im März dieses Jahres fand die Polizei unter anderem rund elf Kilogramm Marihuana sowie weitere Drogen. In einer Sporttasch­e und in einem Koffer befanden sich unzählige bereits vorportion­ierte Päckchen, die nur noch auf ihre Auslieferu­ng warteten.

Der Transportw­agen, ein VW Golf, der auch bei der Auslieferu­ng der Drogen zum Einsatz kam, war für diesen Zweck speziell präpariert worden, stellte die Polizei fest: Hinter einer Klappe oberhalb des Handschuhf­achs war ein Versteck für Drogen geschaffen worden, indem der Beifahrer-Airbag ausgebaut wurde.

Beim Auftakt am Freitag verfolgten die drei Männer die Verhandlun­g ohne große Regung. Auf dem Programm stand zunächst die Verlesung der Anklagesch­rift.

Am 11. Oktober wird der Prozess fortgesetz­t.

Weitere Verhandlun­gstermine sind für den 13., 17., 19. sowie den 27. Oktober jeweils um 9 Uhr am Landgerich­t Ravensburg angesetzt.

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