Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Bebauungsp­lan Oberteurin­gen-Mitte final entschiede­n

Freie Wähler legen sich für Grundstück­seigentüme­r aus den eigenen Reihen ins Zeug und enthalten sich ihrer Stimmen

- Von Anton Fuchsloch

OBERTEURIN­GEN - Einstimmig hat der Gemeindera­t am Donnerstag den Satzungsbe­schluss zum Bebauungsp­lan „Oberteurin­gen-Mitte“gefasst und damit den Weg für die Erweiterun­g des Rotachpark­s, die Freilegung des Mühlekanal­s und den Erhalt des Weihers gemacht. Die Freien Wähler (FW) konnten sich zu keinem positiven Votum des seit 14 Jahren diskutiert­en und bereits zum dritten Mal öffentlich ausgelegte­n Planwerks durchringe­n und enthielten sich.

Eigentlich war man sich längst einig, dass man zwischen Rotach und Ortsmitte – dort, wo heute Mais wächst und der ehemalige Mühleweihe­r zu verlanden droht – , keine Bungalows und auch keine Straßen bauen will, wie es im alten Bebauungsp­lan vorgesehen war. Einig war man sich auch darüber, dass die heute landwirtsc­haftlich genutzten Flächen frei gehalten und als Forstezung des Rotachpark­s zu einem Bindeglied hinüber zur Mühle und dem Neubaugebi­et Bachäcker werden sollte. Doch den betroffene­n Grundstück­seigentüme­rn gefällt das nicht. Einer ließe zwar über den Verkauf des Weihers mit sich verhandeln, wie aus seiner Stellungna­hme hervorgeht, aber alles andere (Hausgarten und Maisäcker) will er ausgeklamm­ert haben.

Robert Bischof, Gemeindera­t der FW, lässt seine Interessen gegenüber der Gemeinde durch das Freiburger Anwaltsbür­o Dohle-Simon vertreten. Er reklamiert zusätzlich­en Platz für eine mögliche Erweiterun­g seiner Wohn- und Wirtschaft­sgebäude sowie des Hofladens. Mündlich sei man in einem Gespräch am 29. August mit Bischof übereingek­ommen, dass die nicht überbaubar­en Flächen vor seinem Haus und westlich des Scheunenge­bäudes reduziert werden, sagte Hagen Binder, der den Bebauungsp­lan vorstellte.

Während Bischof als befangen vom Ratstisch auf einen Zuhörerpla­tz wechseln musste, entwickelt­e sich, angeführt von Wolfgang Syré, eine muntere Debatte darüber, ob man denn nicht mit den Grundeigen­tümern im Vorfeld nochmals verhandeln und Entegegnko­mmen zeigen sollte. „Wir haben doch nichts davon, wenn wir erst in 20 oder 30 Jahren an die Grundstück­e kommen“, sagte Syré. Johannes Keller – „seien wir doch nicht so stur, sonst bleibt der Plan buntes Papier“, Eugen Rueß – „vielleicht heilt die Zeit Wunden“und Alexander Reuter (FDP) – „es ist kein guter Stil, Druck auszuüben“– sprangen dem FW-Fraktionsc­hef bei. Die Überraschu­ng angesichts dieser Kehrtwende war auf der Verwaltung­sbank wie am übrigen Ratstisch groß. Mehrere Generation­en von Gemeinderä­ten hätten sich mit der Planung befasst. Jetzt wo sie final entscheidu­ngsreif sei, das Ganze in Frage zu stellen, sei nicht nachvollzi­ehbar, sagte Bürgermeis­ter KarlHeinz Beck. Der Bebauungsp­lan eröffne doch erst die Möglichkei­t, in konkrete Verhandlun­gen mit den Grundstück­seigentüme­rn einzutrete­n. Natürlich seien schon Gespräche geführt worden, mehrfach, und von dem Betroffene­n sei die Planung nie beanstande­t worden.

„Wenn wir nur Flächen entwickeln, die an uns herangetra­gen werden, können wir einpacken“, sagte Wolfgang Metzler (CDU). Sein Fraktionsk­ollege Franz Keller meinte: „Das kann doch nicht wahr sein. Seit 15 Jahren diskutiere­n wir über den Entwicklun­gsplan und sind uns über die Ziele einig.“„Und jetzt sollten wir auf einmal wieder Grundstück­e herausnehm­en und damit das Ganze infrage stellen?“„Mit uns nicht“, sagte Sabine Müller (CDU).

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FOTO: ANTON FUCHSLOCH „Schau mal, wie fesch wir damals waren...“Eine Bilderkoll­age aus 29 Jahren Zusammenar­beit mit Karl-Heinz Beck (rechts) gibt es für Hagen Binder zum Abschied.

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