Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Bebauungsplan Oberteuringen-Mitte final entschieden
Freie Wähler legen sich für Grundstückseigentümer aus den eigenen Reihen ins Zeug und enthalten sich ihrer Stimmen
OBERTEURINGEN - Einstimmig hat der Gemeinderat am Donnerstag den Satzungsbeschluss zum Bebauungsplan „Oberteuringen-Mitte“gefasst und damit den Weg für die Erweiterung des Rotachparks, die Freilegung des Mühlekanals und den Erhalt des Weihers gemacht. Die Freien Wähler (FW) konnten sich zu keinem positiven Votum des seit 14 Jahren diskutierten und bereits zum dritten Mal öffentlich ausgelegten Planwerks durchringen und enthielten sich.
Eigentlich war man sich längst einig, dass man zwischen Rotach und Ortsmitte – dort, wo heute Mais wächst und der ehemalige Mühleweiher zu verlanden droht – , keine Bungalows und auch keine Straßen bauen will, wie es im alten Bebauungsplan vorgesehen war. Einig war man sich auch darüber, dass die heute landwirtschaftlich genutzten Flächen frei gehalten und als Forstezung des Rotachparks zu einem Bindeglied hinüber zur Mühle und dem Neubaugebiet Bachäcker werden sollte. Doch den betroffenen Grundstückseigentümern gefällt das nicht. Einer ließe zwar über den Verkauf des Weihers mit sich verhandeln, wie aus seiner Stellungnahme hervorgeht, aber alles andere (Hausgarten und Maisäcker) will er ausgeklammert haben.
Robert Bischof, Gemeinderat der FW, lässt seine Interessen gegenüber der Gemeinde durch das Freiburger Anwaltsbüro Dohle-Simon vertreten. Er reklamiert zusätzlichen Platz für eine mögliche Erweiterung seiner Wohn- und Wirtschaftsgebäude sowie des Hofladens. Mündlich sei man in einem Gespräch am 29. August mit Bischof übereingekommen, dass die nicht überbaubaren Flächen vor seinem Haus und westlich des Scheunengebäudes reduziert werden, sagte Hagen Binder, der den Bebauungsplan vorstellte.
Während Bischof als befangen vom Ratstisch auf einen Zuhörerplatz wechseln musste, entwickelte sich, angeführt von Wolfgang Syré, eine muntere Debatte darüber, ob man denn nicht mit den Grundeigentümern im Vorfeld nochmals verhandeln und Entegegnkommen zeigen sollte. „Wir haben doch nichts davon, wenn wir erst in 20 oder 30 Jahren an die Grundstücke kommen“, sagte Syré. Johannes Keller – „seien wir doch nicht so stur, sonst bleibt der Plan buntes Papier“, Eugen Rueß – „vielleicht heilt die Zeit Wunden“und Alexander Reuter (FDP) – „es ist kein guter Stil, Druck auszuüben“– sprangen dem FW-Fraktionschef bei. Die Überraschung angesichts dieser Kehrtwende war auf der Verwaltungsbank wie am übrigen Ratstisch groß. Mehrere Generationen von Gemeinderäten hätten sich mit der Planung befasst. Jetzt wo sie final entscheidungsreif sei, das Ganze in Frage zu stellen, sei nicht nachvollziehbar, sagte Bürgermeister KarlHeinz Beck. Der Bebauungsplan eröffne doch erst die Möglichkeit, in konkrete Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern einzutreten. Natürlich seien schon Gespräche geführt worden, mehrfach, und von dem Betroffenen sei die Planung nie beanstandet worden.
„Wenn wir nur Flächen entwickeln, die an uns herangetragen werden, können wir einpacken“, sagte Wolfgang Metzler (CDU). Sein Fraktionskollege Franz Keller meinte: „Das kann doch nicht wahr sein. Seit 15 Jahren diskutieren wir über den Entwicklungsplan und sind uns über die Ziele einig.“„Und jetzt sollten wir auf einmal wieder Grundstücke herausnehmen und damit das Ganze infrage stellen?“„Mit uns nicht“, sagte Sabine Müller (CDU).