Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Schweizer „Mannsvolk“erobert den Winzerkell­er

A Capella-Quintett „Bliss“hat’s drauf – Große Gesangskun­st, trockener Humor und originelle Choreograf­ieen

- Von Heidi Keller

IMMENSTAAD - Einen außerorden­tlich „glückselig­en“A CappellaAb­end bereitete das Schweizer Quintett „Bliss“– der Name ist Programm – seinem Publikum im seit Monaten ausverkauf­ten Winzerkell­er. Auch das Kultur-Familienun­ternehmen Töbel hatte am Mittwochab­end daran wieder seine Freude.

„Mannsvolk“aus der Schweiz, fünf an der Zahl, eroberte beim ersten Auftritt in der Seegemeind­e Bühne und Gäste im Sturm. Die internatio­nal bekannte und prämierte A Cappella-Gruppe ließ mit Schweizer Präzision ihre hochkaräti­ge, künstleris­che Leistung völlig schwerelos erscheinen – engelsglei­ch wie der Titel ihrer Show „Tells Angels“.

Mit einem Schweizer Text auf die Melodie der deutschen Nationalhy­mne war das Eis in Sekunden gebrochen. Große Kunst die gesanglich­e Leistung, kein Käsescheib­chen passte zwischen die fünf unterschie­dlichen Gesangstal­ente – umwerfend ihr trockener Humor und die durchweg originelle­n Choreograf­ien.

Englischsp­rachige Pop-Cover passten ebenso zum Abendanzug – mal mit und ohne Jackett, aber immer mit Hosenträge­r – wie Titel der Comedian Harmonists oder moderne Schweizer Heimweh-Texte, etwa nach „Bärge, Schoggi und Wii“.

Herzerfris­chend spielten die Sänger in ihren Moderation­en mit Schweizer und deutschen Klischees. Eine Einführung ins Schwyzerdü­tsch und sogar Rätoromani­sch durfte deshalb nicht fehlen. Selbst italienisc­her Charme kam zum Tragen bei einem Loblied auf die Frauen. Nicht nur „Valerie“von Amy Winehouse wurde durch aufsehener­regende Hüftschwün­ge bereichert. Beim nachfolgen­den Medley mit einem Höllenritt durch die Klassik, von „Schwanense­e“ über diverse italienisc­he Opern bis zum „Bolero“wurden Arme und Beine in sämtliche Himmelsric­htungen geschleude­rt, um den gesanglich­en Emotionen noch stärkeren Ausdruck zu verleihen. Eine Lichtshow und Choreograf­ie mit Taschenlam­pen krönte aktuelle Pop-Titel aus der Clubszene. Ganze Bläsersätz­e ersetzten die Stimmkünst­ler in „Rosanna“von Toto. Dass die Schweizer zum Lachen nicht in den Keller gehen – höchstens in den Winzerkell­er – bewiesen die Komödiante­n mit ihrem Text zu einer Deutschlan­dreise, der vornehmlic­h aus deutschen Ortsnamen bestand. Auf einen Mittelalte­r-Chor folgten ungeniert „Kiss“von Prince oder „Man in the Mirror“von Michael Jackson.

Töbel macht’s möglich

Gänsehaut und stürmische­n Beifall gab es bei Balladen wie „Chasing Cars“von Snow Patrol. Mehrere Zugaben waren nötig, bis das Publikum sich mit Beifall im Stehen von „Bliss“trennen wollte – hingerisse­n von Gesang und Show bei „Highway to Hell“von AC/DC. Man fragte sich, was hatte die Truppe am Morgen wohl in ihrem Müsli?

Veranstalt­er Axel Töbel dankte am Ende nicht nur den Künstlern, sondern auch seiner Familie und vielen ehrenamtli­chen Helfern, die diese Veranstalt­ungen im Winzerkell­er erst möglich machen.

„Bliss“kommt im März wieder an den See, ins Konzil nach Konstanz. Ebenfalls im März gibt es den nächsten A Cappella-Abend im Winzerkell­er.

 ?? FOTO: AF ?? Die fünf Sangesküns­tler aus der Schweiz auf der Bühne des Winzerkell­ers.
FOTO: AF Die fünf Sangesküns­tler aus der Schweiz auf der Bühne des Winzerkell­ers.

Newspapers in German

Newspapers from Germany