Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
AfD will 2019 in Gemeinderäte einziehen
Vorstandsmitglied Christoph Högel distanziert sich von Rechtsaußen
Vorstandsmitglied Christoph Högel distanziert sich von Rechtsaußen.
- Nach dem Einzug ihrer Spitzenkandidatin Alice Weidel in den Bundestag plant die AfD im Bodenseekreis, im Jahr 2019 auch Sitze im Kreistag und in Gemeinderäten zu erobern. „Wir wollen auch auf kommunaler Ebene eine Rolle spielen“, sagt Christoph Högel, Mitglied des Kreisvorstands der Partei. 120 Mitglieder zähle die AfD derzeit im Bodenseekreis, Probleme mit Rechtsauslegern in den eigenen Reihen habe man vor Ort nicht.
„Grundsätzlich zufrieden“, so bewertet Högel (27), der auch stellvertretender Landesvorsitzender der AfD-Nachwuchsorganisation „Junge Alternative“ist, das Abschneiden seiner Partei bei der Bundestagswahl. Dass man im Vergleich zur Landtagswahl 2016 leicht verloren habe, führt er auch auf „Äußerungen einiger Parteikollegen, die manche abgeschreckt haben“, zurück. Man müsse daran arbeiten, sich in Zukunft „in der Öffentlichkeit klüger zu verhalten“. Damit meint er wohl unter anderem Aussagen des AfD-Spitzenmannes Alexander Gauland.
„Dass wir Probleme mit einzelnen Mitgliedern haben, da brauchen wir nicht drum herum zu reden“, sagt Högel der „Schwäbischen Zeitung“. So sei er persönlich „irrsinnig traurig“, dass ein Mann wie Jens Maier aus Sachsen, der mit äußerst rechten Ansichten und Aussagen aufgefallen ist, für die AfD im neuen Bundestag sitze. „Daraus aber zu schließen, die ganze Partei sei rechtsradikal, das weise ich mit Nachdruck zurück“, so der AfD-Funktionär, der in Friedrichshafen wohnt und als Ingenieur in der Elektronikentwicklung arbeitet.
Höcke soll Bild nicht bestimmen
Personen wie der thüringische Landeschef Björn Höcke sollten „nicht das Bild der Partei bestimmen“, wünscht sich Högel, der die AfD zwar im klassischen Parteisystem rechts verorten würde, ihre Grundhaltung aber als liberal-konservativ beschreibt. Im Kreisverband Bodensee gebe es keine rechtsradikalen Tendenzen, sagt Vorstandsmitglied Högel.
Alice Weidel habe als Spitzenkandidatin im Wahlkampf vor Ort gepunktet und in der Partei auch als stellvertretende Kreischefin eine wichtige Rolle gespielt. Angesichts ihres Einzugs in den neuen Bundestag hält es Högel aber für wahrscheinlich, dass Weidel ihr Parteiamt am See aus Zeitgründen demnächst niederlegen wird.
Von der neuen Bundestagsfraktion erwarte er, dass sie die wichtigen Themen „auf sachliche Art und Weise“angeht. „Wir sollten jetzt die Politik vertreten, für die wir im Wahlkampf gestanden haben, sonst erhalten wir in vier Jahren vom Wähler die Quittung.“Man habe sich vor dem Urnengang auf die Felder konzentriert, die die Menschen am meisten bewegten: Energiewende, Flüchtlingspolitik, Euro.
„Nicht den anderen überlassen“
In Zukunft wolle man sich aber auch verstärkt um die Themen vor Ort kümmern. „Wer Bundespolitik macht, der sollte die lokale Ebene nicht den anderen überlassen“, sagte Högel. Man darf also davon ausgehen, dass die AfD bei den nächsten Kommunalwahlen im Jahr 2019 für den Kreistag und auch zumindest für einige Gemeinderäte kandidieren wird.