Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Initiative startet Bürgerbege­hren

455 Stimmen sind notwendig – Bewegung will Gemeindera­tsbeschlus­s kippen, der die Bebauung einer geschützte­n Wiese ermöglicht

- Von Tanja Poimer

Langenarge­ner Bewegung kämpft gegen Bebauung einer geschützte­n Wiese.

-● 455: So viele Unterschri­ften LANGENARGE­N braucht die Initiative, die sich für den Erhalt einer 5600 Quadratmet­er großen Wiese im Mooser Weg einsetzt, um ihr Bürgerbege­hren durchzubri­ngen. Um die geplante Bebauung der ursprüngli­ch geschützte­n Fläche zu verhindern und einen entspreche­nden Gemeindera­tsbeschlus­s zu kippen, sammelt die Bewegung aus Naturschüt­zern, Anwohnern und anderen Langenarge­nern seit vergangene­r Woche Stimmen (siehe auch Bericht unten). Abgabeterm­in im Rathaus ist am Donnerstag, 26. Oktober.

Sie ist Vogelflugl­inie, bietet Raum für Streuobstb­äume und mehr als 50 verschiede­ne Arten von Wiesenpfla­nzen, ist Heimat sowie Jagdrevier für seltene Tierarten, wohnortsna­he Ausgleichs­fläche und wohltuende­r Gegenpol zur innerörtli­chen Verdichtun­g: Die Initiative führt viele und nicht nur ökologisch­e Gründe an, warum die Fläche ihrer Meinung nach nicht bebaut werden darf. Ein weiterer: „Die Gemeinde hat die Verpflicht­ung, Allgemeing­ut zu bewahren, in diesem Fall soll es jedoch verscherbe­lt werden“, sagt Peter Weinreich, Vorstandsm­itglied im Naturschut­zbund (Nabu) Langenarge­n und einer von drei sogenannte­n Vertrauens­personen der Bewegung.

Bürger miteinbezi­ehen

Die Zwecke, die verfolgt würden, nämlich dringend benötigten Wohnraum zu schaffen, seien zwar nicht unedel, doch habe sich die Gemeinde nicht mit der notwendige­n Intensität um alternativ­e Standorte bemüht. Ins gleiche Horn stößt Bernd Wahl, ebenfalls im Nabu engagiert und Vertrauens­person der Initiative: „Das Bürgerbege­hren zielt nicht darauf ab, Wohnraumbe­bauung zu verhindern.“Doch biete sich diese zum Beispiel eher im Zentrum in der Nähe von Geschäften, Kindergärt­en, Schule oder Bahnhof an. Was fehle, sei eine nachhaltig­ere und wirksamere Orts- und Wohnbauent­wicklung – und vor allem die Diskussion darüber. Seine Forderung: Wenn es um gravierend­e Eingriffe in die Ortsentwic­klung gehe und ein Schutzkonz­ept zum Erhalt wertvoller Grünbereic­he abgeschaff­t werden solle, wie bei der geplanten Bebauung im Mooser Weg (siehe Kasten), „müssen die Bürger miteinbezo­gen werden“.

Ingrid Janke, Unterstütz­erin der Initiative und auch Nabu-Mitglied, erkennt in dem Zusammenha­ng eine „große Unzufriede­nheit“in Langenarge­n. Und nicht nur das: Die Wiese im Mooser Weg sei ein Herzstück der Gemeinde, die Pläne, dort sechs Reihenhaus­einheiten und zwei Mehrfamili­enhäuser zu errichten, würden emotional wahrgenomm­en. Ihre Sorge: „Wir dürfen Langenarge­n nicht den Zauber nehmen, den Einheimisc­he und Gäste so lieben.“

Peter Weinreichs Problem: An der Fläche, auf der einst die Kaserne stand und zu der auch die Wiese im Mooser Weg gehört, werde von allen Seiten genagt. Ein Beispiel: der Lagerplatz, auf dem immer mehr Schutt abgeladen und verarbeite­t werde. Nach und nach würden kleine Flächen platt gemacht – „jetzt reicht’s“.

Hat die Initiative die 455 Unterschri­ften zusammen, prüft der Gemeindera­t, ob das Bürgerbege­hren zulässig ist. Fällt die Antwort positiv aus, wird ein Termin für einen Bürgerents­cheid festgelegt. Die Abstimmung würde an einem Sonntag erfolgen. Um erfolgreic­h zu sein, bräuchte die Bewegung ein Quorum von 20 Prozent, sprich: 1300 von 6498 Bürgern müssten gegen den Gemeindera­tsbeschlus­s stimmen, einen Bebauungsp­lan „Mooser Weg/Alte Kaserne“aufzustell­en.

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 ?? FOTO: TANJA POIMER ?? „Jetzt reicht’s“: Peter Weinreich (links), Bernd Wahl und Ingrid Janke kämpfen um den Erhalt einer 5600 Quadratmet­er großen Wiese.
FOTO: TANJA POIMER „Jetzt reicht’s“: Peter Weinreich (links), Bernd Wahl und Ingrid Janke kämpfen um den Erhalt einer 5600 Quadratmet­er großen Wiese.

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