Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Die Politik sucht mehr Nähe zu den Wählern

Die Kreisvorsi­tzenden der Parteien geben erste Antworten zur künftigen Arbeit

- Von Ralf Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Der Bundestag ist gewählt, die Katerstimm­ung in den Kreis-Vorständen von CDU, Grünen, SPD, FDP und der Linken ist noch nicht verklungen. Die Kreisvorsi­tzenden der genannten Parteien blicken aber nach vorne, suchen die Nähe zu den Wählern.

Von der „Begräbniss­timmung“angesichts der Bundeserge­bnisse hin zu weniger schlechten Nachrichte­n aus dem Bodenseekr­eis berichtet der CDU-Kreisvorsi­tzender Volker MayerLay. Im Kreis habe die CDU ein deutlich besseres Ergebnis erzielt als auf Bundeseben­e. Die Verhandlun­gen zur Jamaika-Koalition bezeichnet er als schwierig, „es bleibt aber nichts anderes übrig“. Im Bodenseekr­eis will er das Profil der Partei schärfen und das zusammen mit der Parteibasi­s, mit der es Anfang 2018 einen „Inhaltspar­teitag“geben soll. Mitglieder sollen an der Partei mitschreib­en. Die Kommunikat­ion mit Wählern müsse verbessert werden.

Auch Andrée Störk, Kreisvorst­andsmitgli­ed

der Grünen, ist mit dem Ergebnis auf Kreisebene zufrieden. Eine Jamaika-Koalition kann sie sich nur schwer vorstellen, das gehe mit der CSU kaum. Sollte eine solche zustande kommen, rechnet Andrée Störk mit einigen Austritten. „Aber das ist nur eine Mutmaßung, vielleicht klappt es ja.“Die Grünen müssten jetzt den Osten angehen. Dort müssten die Menschen überzeugt werden, auch wenn das harte Arbeit sein werde. Was sie auf jeden Fall ablehnt, sind Flügelkämp­fe in der eigenen Partei, die würden zu nichts führen. Sie setzt eher darauf, dass sich die AfD selbst zerfleisch­e.

Fragen, aber auch Antworten hat Dieter Stauber, Kreisvorsi­tzender der SPD.

Im Kreisvorst­and und in den Mitglieder­versammlun­gen müsse das Ergebnis jetzt aufgearbei­tet werden, das sicher schlechter ist, als jemals befürchtet. Das aber gelte für die Union gleicherma­ßen. Warum Kandidat Leon Hahn inhaltlich nicht punkten konnte, ist ihm nicht klar. Stauber analysiert für sich das AfDErgebni­s als Ausdruck von Protest . „Die Mehrheit der AfD-Wähler haben aus Protest diese Partei gewählt und diese Wähler kann man zurückgewi­nnen. Dafür die eigene Partei gleich neu erfinden zu müssen, hält er für zu weit gegriffen, „wir müssen einfach bessere Politik machen“, sagt Stauber. Einen Grundsatz will er auch künftig beibehalte­n, ihn aber auch vermitteln. „Wir dürfen nie aufhören, uns um die Menschen und Wähler zu kümmern. Nur müssen die das auch mitbekomme­n.“Die AfD habe sich überhaupt nicht um die Belange hier vor Ort gekümmert, aus dem Stand aber so viele Stimmen aus der Region erhalten.

Freude über das gute Ergebnis vor Ort und Bedenken zu den Koalitions­verhandlun­gen zeigt FDPKreisvo­rstand Hans-Peter Wetzel. Diese hält er aber für überaus wichtig. „Es wird schwierig werden zwischen den vier Verhandlun­gspartnern.“Wetzel sieht da nicht allein die beiden Pole, Grüne und CSU, sondern betrachtet die Verhandlun­gen aus Sicht der Freien Demokraten. Die FDP habe Probleme mit den von den Grünen favorisier­ten Geboten und Verboten. Gleichzeit­ig lägen in Sachen Vorratsdat­enspeicher­ung und Überwachun­g sowie Kontrolle tiefe Gräben zwischen den Liberalen und der CSU. „Wir müssen aber miteinande­r reden. Wir sind schließlic­h nicht im Sandkasten“, sagt Hans-Peter Wetzel und wundert sich zugleich, warum angesichts der Verluste von CDU und CSU niemand Angela Merkel oder Horst Seehofer infrage stelle.

Mehr erwartet hätte Detlef Boehnert, Kreisvorst­and der Linken. Die Kandidatin Claudia Haydt habe gut gekämpft, auch wenn sich die Hoffnung auf ein Ausgleichs­mandat noch am Dienstag in Luft aufgelöst hat. Das Ergebnis im Bodenseekr­eis führt Detlef Boehnert auf die gute Ratsarbeit in den Kreis-Kommunen zurück. Er setzt auf die Fortsetzun­g der Arbeit und die Ansprache der wichtigen Themen, die den Menschen auf dem Herzen lägen. Sozialer Wohnungsba­u sei eines der ganz wichtigen Themen, die zu behandeln seien. Zur Kommunalwa­hl will die Linke wieder ihre Listen aufstellen und kandidiere­n, um in den Räten vertreten zu sein.

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FOTO: PR Grünen-Kreisvorst­and Andrée Störk sieht Arbeit im Osten.
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FOTO: PR Volker MayerLay, CDU, will die Kommunikat­ion verbessern.
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FOTO: HAG Dieter Stauber, Chef der KreisSPD, möchte die Wähler zurückhole­n.
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FOTO: AF FDP-Kreischef Hans-Peter Wetzel setzt auf Koalitions­gespräche.

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