Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
So nordisch klingt der Süden
Zehn Jahre Seemanns-Chor Friedrichshafen – Sänger laden ein zum Jubiläumskonzert
FRIEDRICHSHAFEN (chv) - „Ich hab’ Heimweh nach St. Pauli“singen rund 30 Männer am Montagabend im Musiksaal des Graf-Zeppelin-Gymnasiums aus voller Kehle. Der SeemannsChor Friedrichshafen probt für sein Jubiläumskonzert am Freitag, 29. September, im Graf-Zeppelin-Haus. Zehn Jahre sind es, seit acht Segelfreunde sich zum gemeinsamen Singen von maritimem Liedgut, von Shantys, Seemannsliedern und Schlagern, zusammengetan haben. 50 Mitglieder sind es heute, davon 30 aktive Sänger, die herzlich gern neuen Nachwuchs begrüßen würden.
Heimweh nach St. Pauli haben sie eigentlich nicht. Es sind gestandene Männer aus Friedrichshafen und Umgebung, die den See, das Wasser und natürlich das Singen und die Gemeinschaft lieben. Auch August Pfannkuchen hat sich vor wenigen Jahren locken lassen von ihren Liedern, die sie in der Musikmuschel am See, auf dem Weihnachtsmarkt oder bei Benefizkonzerten singen. Er ist seit zwei Jahren der zweite Vorsitzende. Neu als Vorsitzender ist Arthur Rusch, der zwar bedauert, dass das Durchschnittsalter recht hoch ist, aber voller Hoffnung in die Zukunft blickt, denn die Nische hat viele Freunde. „Volle Kraft voraus“haben sie als Motto über ihr Konzert gesetzt, und mit dieser vollen Kraft wollen sie überzeugen.
Auch gemischte Chöre haben es schwer, neue Männerstimmen zu gewinnen. Noch vor 30, 40 Jahren waren Männerchöre etwas Normales, doch heute sind die jungen Männer beruflich viel stärker belastet, müssen flexibel sein, es ist schwerer geworden, regelmäßig zu Proben zu kommen. Man kann nur hoffen, dass das Pendel wieder umschlägt, schließlich macht es Freude, zu einer Gemeinschaft zu gehören, bei der die Geselligkeit nicht zu kurz kommt.
„Macht’s mal e bissle martialischer“
Schon vom ersten Moment an spürt man die gute Stimmung im Musiksaal. Chorleiter Eberhard Graf war von Anfang an dabei und hat das rechte Gespür für die Männer. Hier geht es nicht um hochkultivierte Chormusik, sondern ganz einfach um die Freude am Singen: Seemannslieder vom Bodensee, aber vor allem von der Waterkant. „Wir sind Brüder, Mann für Mann, wir sind frei, frei wie der Wind, wir sind stolz ohne Scheu“, singen sie. Da gehen die Herzen auf, da wird aus voller Brust gesungen. „Macht’s mal e bissle martialischer“, ruft der Chorleiter, und schon wird das „Horrido zur großen Fahrt“noch dynamischer. Man darf sich freuen auf ein Konzert, das nicht die immer gleichen Lieder aufwärmen, sondern auch neue, flotte präsentieren will.
Beim Konzert wird der Seemanns-Chor singen, wobei immer wieder andere Solisten hervortreten, begleitet von Akkordeon, Mundharmonika, Geige und Gitarren. Dazu kommen auch ein Solo und ein Duett mit Carla Graf, in der Pause und am Ende gibt es kurze Einlagen von der Ballettschule Svetlana Koop.