Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Amüsante Frauenpower und fragile Leichtigkeit
In Eriskirch begegnen sich Aquarelle von Lisa Kölbl-Thiele und Papierobjekte von Kerstin Stöckler
ERISKIRCH - Mit Lisa Kölbl-Thiele aus Lindau und Kerstin Stöckler aus Bad Saulgau haben in Eriskirch zwei Künstlerinnen zusammengefunden, deren gemeinsame Ausstellung genau die „Leichtigkeit und Lebensfreude“ausstrahlt, die der Titel verspricht. Selten stimmt einen schon der erste Blick in den Ausstellungsraum in der Alten Schule so leicht und froh wie diesmal, wo der Raum frei atmen darf, wo farbige Aquarelle an den Wänden Frohsinn ausstrahlen und filigrane Figuren auf luftig angeordneten Podesten bewundert sein wollen.
Lisa Kölbl-Thiele, die schon zuvor in Eriskirch ausgestellt hat, hat die Zusammenarbeit mit der jüngeren Kollegin aus Bad Saulgau Spaß gemacht, sie hat ihre Freude am harmonischen Aufeinandertreffen ihrer jeweiligen Frauenbilder. „Ich stehe hinter meinen aquarellierten Frauen, ihrer Kraft und Lebenskunst“, sagt sie und fügt erklärend hinzu, dass sie sich auch mit ernsthaften Themen beschäftigt und in wenigen Tagen im Dommuseum Hildesheim einen Totentanz-Zyklus ausstellt. Hier aber sind die Frauen, mit denen sie vielen Freude macht, ob auf kleineren oder größeren Aquarellen oder auf Postkarten und Kalendern: „Meine Frauen ernähren mich.“Man wird nicht müde, zu schauen und zu schmunzeln über die rasch hingeworfenen Momentaufnahmen, die jedem so schon begegnet sein mögen oder auch aus einem Wunschdenken entspringen: „Solche Fahrzeuge habe ich nie gehabt.“
Frauen in Bewegung, im Tanz und im Sprung
Während eine Frau mit wehendem Rock und wehendem Haar auf dem Rad unterwegs ist, guckt nebenan geballte Frauenpower lachend aus einem VW-Bus, auch die Katze darf nicht fehlen. In „Good Old Times“gondeln zwei Hübsche allein im Bus dahin. Musik und Tanz seien schon sehr alte Themen, sagt Kölbl-Thiele, doch die Mehrzahl der 35 Bilder seien neu. Da spielen Frauen auf Piano, Saxophon und Bass, andere im Streichquartett oder singen im Chor. Eine dralle Tänzerin bewegt sich neben eingeschworenen Paaren. Und mittendrin entdeckt man analog zu den berühmten sieben Schwaben sieben beherzte Schwäbinnen am langen Spieß. Auch die Bildhauerin Kerstin Stöckler hat Frauenfiguren mitgebracht. Ihre Homepage zeigt Zeichnungen, Objekte und Skulpturen – in Eriskirch stellt sie ganz besondere Papierobjekte aus. Frauen in Bewegung, im Tanz, im Sprung, sich vorbeugend, scheinbar Grenzen überschreitend und doch die Balance haltend, fragil und federnd, aber von erstaunlicher Festigkeit. Ihre Figuren sind aufgebaut aus in Klebermischung getauchten Zeitungspapierstreifen, teilweise um Draht gewickelt, meist aber frei geformt. Einzelne sind mit Wachs überzogen und in Bronze gegossen. Für die Leichtigkeit steht auch die kapriziöse Rose des kleinen Prinzen, die eigens eine Glashaube bekommen hat.