Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Kirchenkonzert und Erntedank: Zusammen ein Fest für die Sinne
Nikolai Geršak lässt die Empore beben – Ensemble 14 und Jugendchor aus Friedrichshafen beeindrucken in St. Martin
OBERTEURINGEN - Mit Körben voller Blumen und Früchte zum Erntedankfest war die leider nur dünn besetzte St. Martinus-Kirche in Oberteuringen am Samstagabend zum festlichen Chor- und Orgelkonzert geschmückt. Im Rahmen des 500jährigen Jubiläums der Kirche haben als Gäste aus der Nachbargemeinde Nikolai Geršak, Dekanatskirchenmusiker und Kantor von St. Nikolaus, das „Ensemble 14“und der Jugendchor von St. Nikolaus/ St. Petrus Canisius ein anspruchsvolles Programm mitgebracht.
Ein Fest für die Sinne sei der Abend in St. Martin, sagte Pfarrer Robert Müller in seiner Begrüßung. Der Duft von Herbst und viel schöne Musik erfülle die Kirche. Er dankte den Mitwirkenden für das Konzert, dessen Erlös für die Renovierung von Turm und Kirche bestimmt war. Geršak stellte das 2014 von ihm gegründete Ensemble 14 vor, das seinen Schwerpunkt auf aktuelle zeitgenössische Kirchenmusik legt.
Am Anfang stand wie am Sonntag zuvor bei Geršaks Orgelkonzert in St. Nikolaus Franz Schmidts Präludium D-Dur für Orgel, und es war eindrucksvoll, welche Klangfülle Geršak auch aus der kleinen Oberteuringer Orgel hervorholte, mit aller Kraft sich aufbäumend, als bändige er ein wildes Tier, sodass die ganze Empore bebte. Auch Johann Sebastian Bachs Concerto a-Moll für Orgel nach Vivaldi verriet noch die heitere Stimmung, die spielerische Leichtigkeit des Werks, auch wenn man nicht die Farbenfülle der Woehl-Orgel erwarten durfte. Eindringlich klang das Allegro aus CharlesMarie Widors 6. Orgel-Symphonie, ein unruhig pochender Satz voller Kontraste, als solle er die ganze Welt umspannen und bis zum Firmament hinausgreifen.
Hell und klar stiegen die jungen Stimmen des Jugendchors bei Gounods Kyrie und Delibes’ Gloria empor, freudig sangen sie vor dem Altar, von Geršak am E-Piano begleitet, mit Traditionals wie „Greensleeves“und „Over the rainbow“von Sehnsucht, Liebe und Hoffnung.
Eine andere Welt waren die Gesänge des Vokalensembles, das a cappella von der Empore und zuletzt vor dem Altar sang. Da waren zuerst die Chöre des schwedischen Komponisten Frederik Sixten, der beim Bodenseefestival 2016 in St. Nikolaus porträtiert wurde. Neben einem eindringlichen „Ave verum“traten in „Behold the Lamb“auch sehr schöne Soli hervor. Hohe Soprane kontrastierten mit den Bässen, leise verglühte der Gesang.
Am Ende standen drei Chöre von Matthew Brown aus Los Angeles, der dieses Jahr im Komponistenporträt des Bodenseefestivals vorgestellt wurde. Geheimnisvoll schwebten die Stimmen, Sprache und Sprachlosigkeit flossen ineinander, lang ausgehaltene Noten standen neben HellDunkel-Kontrasten, suggestiv stieg eine Solostimme empor – es waren mystische Gesänge von ganz eigener geheimnisvoller Kraft.