Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Ein epochales Ereignis für Oberteuringen“
Ralf Meßmer und Karl-Heinz Beck streben nahtlosen Übergang an – Gemeinderäte in gespannter Erwartung
OBERTEURINGEN - Schreibtisch aufräumen, die letzten Sitzungen auf den Weg bringen, die Übergabe der Amtsgeschäfte vorbereiten – das steht in den kommenden Wochen für den neu gewählten Bürgermeister Ralf Meßmer in Horgenzell und für den scheidenden Karl-Heinz Beck in Oberteuringen an. Für beide beginnt ein neuer Lebensabschnitt, beide gehen ihn aktiv an und beide freuen sich darauf. Für Oberteuringen endet mit Beck eine Ära. Ob eine neue beginnt, wird sich zeigen. Meßmer machte am Sonntagabend jedenfalls deutlich, dass er Lust hat, anzupacken und die ersten acht Jahre die Bürger so mitnehmen und überzeugen will, dass sie eine weitere Amtszeit draufpacken.
Bis dahin fließt noch viel Wasser die Rotach hinab. Jetzt gelte es für ihn, in Horgenzell einen ordentlichen Abgang hinzubekommen. Den neuen Haushalt werde er sicher nicht mehr aufstellen, aber Begonnenes wolle er zu Ende führen. Ob er schon in der Woche nach der Verabschiedung von Beck – sie findet am 27. Oktober statt – im Teuringer Rathaus anfange, sei noch nicht fix. Ein nahtloser Übergang strebe er auf jeden Fall an. „Wenn etwas Wichtiges ansteht, werde ich aber dabei sein“, sagt Meßmer. Im Teuringer Rathaus müsse er sich dann erst einmal einfinden, seine Mitarbeiter kennenlernen, mit dem Gemeinderat die nächsten Schritte abstimmen und sich einen Überblick verschaffen.
Unter den Fraktionen im Gemeinderat herrscht derweil Erleichterung, dass die Entscheidung so deutlich gefallen ist und gleichzeitig gespannte Erwartung. Im Rückblick auf die vergangenen Wochen resümiert Sabine Müller: „Wir können uns glücklich schätzen, zwei so gute und kompetente Kandidaten gehabt zu haben.“Dass das Ergebnis so deutlich ausgefallen ist – 65,1 Prozent für Meßmer, 34,8 Prozent für Reinhard Friedel –, habe sie überrascht, sagt die Fraktionsvorsitzende der CDU. Sie hätte ein engeres Kopf-anKopf-Rennen erwartet. Auch ihr Kollege von den Freien Wählern, hatte einen knapperen Wahlausgang erwartet. „Beide haben sich gut präsentiert“, sagt Wolfgang Syré.
Dass am Ende Meßmer die Mehrheit für sich gewinnen konnte, führen beide auf die Erwartung zurück, dass ein ebenso kompetenter, noch nicht ganz so bekannter und keiner politischen Gruppierung angehöriger Bewerber unabhängiger agieren und mehr neue Impulse setzen kann. Zugute gehalten habe man Meßmer womöglich auch seine langjährige Rathauserfahrung als Kämmerer und Stellvertreter des Bürgermeisters. „Friedel, der schon viel für die Gemeinde getan hat, kann erhobenen Hauptes durchs Dorf gehen“, sagt Müller. Beide Vorsitzende der stärksten Fraktionen im Gemeinderat freuen sich auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Bürgermeister und erwarten, dass er den Gemeinderat möglichst bald mit ins Boot nimmt. „Es wird eine spannende Zeit“, sagt Sabine Müller.
So funktioniert Demokratie
In dieser Deutlichkeit hat auch Alexander Reuter das Ergebnis nicht erwartet. Friedel wäre sicher auch ein guter Bürgermeister gewesen, sagt der FDP-Gemeinderat. Nach mehr als 30 Jahren ein neuer Bürgermeister sei auf jeden Fall ein „epochales Ereignis für Oberteuringen“. Für Meßmer sei der Wahlerfolg ein guter Start. Die komfortable Mehrheit werde er auch brauchen, denn als parteiloser Bewerber werde er sicher mehr Arbeit reinstecken müssen, um seine Position zu finden. In gewisser Weise werde er es als „Neuer“aber auch einfacher haben und unbefangener an die Sache herangehen können. Gespannt sind alle, wie Meßmer die Bürgerbeteiligung gestalten wird. Ein Neujahrsempfang, Bürgerversammlungen, regelmäßige Gespräche in den Ortsteilen – im Wahlkampf sei das ein großes Thema gewesen. „Jetzt muss Meßmer unter Beweis stellen, dass er es damit ernst meint“, sagt Sabine Müller.
Der amtierende Bürgermeister geht davon aus, dass die Amtsübergabe zügig verläuft. Bereits heute führt Karl-Heinz Beck mit seinem Nachfolger ein Gespräch, wo es unter anderem darum geht. Dass er ab sofort in alle wichtigen Dinge eingebunden werde, sei selbstverständlich. Reinhard Friedel zollt Beck hohen Respekt. Er sehe das Ergebnis nicht in erster Linie als Niederlage, sondern eine solche ernsthafte Bewerbung habe immer einen hohen Stellenwert, sei sie doch Ausdruck eines hohen Engagements und aktiven Einsatzes für die Gemeinde. „Wenn niemand mehr bereit ist, Niederlagen hinzunehmen, funktioniert unsere Demokratie nicht mehr“, sagt Beck und verweist auf andere Länder, die damit lockerer umgehen.