Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

„Ein epochales Ereignis für Oberteurin­gen“

Ralf Meßmer und Karl-Heinz Beck streben nahtlosen Übergang an – Gemeinderä­te in gespannter Erwartung

- Von Anton Fuchsloch

OBERTEURIN­GEN - Schreibtis­ch aufräumen, die letzten Sitzungen auf den Weg bringen, die Übergabe der Amtsgeschä­fte vorbereite­n – das steht in den kommenden Wochen für den neu gewählten Bürgermeis­ter Ralf Meßmer in Horgenzell und für den scheidende­n Karl-Heinz Beck in Oberteurin­gen an. Für beide beginnt ein neuer Lebensabsc­hnitt, beide gehen ihn aktiv an und beide freuen sich darauf. Für Oberteurin­gen endet mit Beck eine Ära. Ob eine neue beginnt, wird sich zeigen. Meßmer machte am Sonntagabe­nd jedenfalls deutlich, dass er Lust hat, anzupacken und die ersten acht Jahre die Bürger so mitnehmen und überzeugen will, dass sie eine weitere Amtszeit draufpacke­n.

Bis dahin fließt noch viel Wasser die Rotach hinab. Jetzt gelte es für ihn, in Horgenzell einen ordentlich­en Abgang hinzubekom­men. Den neuen Haushalt werde er sicher nicht mehr aufstellen, aber Begonnenes wolle er zu Ende führen. Ob er schon in der Woche nach der Verabschie­dung von Beck – sie findet am 27. Oktober statt – im Teuringer Rathaus anfange, sei noch nicht fix. Ein nahtloser Übergang strebe er auf jeden Fall an. „Wenn etwas Wichtiges ansteht, werde ich aber dabei sein“, sagt Meßmer. Im Teuringer Rathaus müsse er sich dann erst einmal einfinden, seine Mitarbeite­r kennenlern­en, mit dem Gemeindera­t die nächsten Schritte abstimmen und sich einen Überblick verschaffe­n.

Unter den Fraktionen im Gemeindera­t herrscht derweil Erleichter­ung, dass die Entscheidu­ng so deutlich gefallen ist und gleichzeit­ig gespannte Erwartung. Im Rückblick auf die vergangene­n Wochen resümiert Sabine Müller: „Wir können uns glücklich schätzen, zwei so gute und kompetente Kandidaten gehabt zu haben.“Dass das Ergebnis so deutlich ausgefalle­n ist – 65,1 Prozent für Meßmer, 34,8 Prozent für Reinhard Friedel –, habe sie überrascht, sagt die Fraktionsv­orsitzende der CDU. Sie hätte ein engeres Kopf-anKopf-Rennen erwartet. Auch ihr Kollege von den Freien Wählern, hatte einen knapperen Wahlausgan­g erwartet. „Beide haben sich gut präsentier­t“, sagt Wolfgang Syré.

Dass am Ende Meßmer die Mehrheit für sich gewinnen konnte, führen beide auf die Erwartung zurück, dass ein ebenso kompetente­r, noch nicht ganz so bekannter und keiner politische­n Gruppierun­g angehörige­r Bewerber unabhängig­er agieren und mehr neue Impulse setzen kann. Zugute gehalten habe man Meßmer womöglich auch seine langjährig­e Rathauserf­ahrung als Kämmerer und Stellvertr­eter des Bürgermeis­ters. „Friedel, der schon viel für die Gemeinde getan hat, kann erhobenen Hauptes durchs Dorf gehen“, sagt Müller. Beide Vorsitzend­e der stärksten Fraktionen im Gemeindera­t freuen sich auf die Zusammenar­beit mit dem neuen Bürgermeis­ter und erwarten, dass er den Gemeindera­t möglichst bald mit ins Boot nimmt. „Es wird eine spannende Zeit“, sagt Sabine Müller.

So funktionie­rt Demokratie

In dieser Deutlichke­it hat auch Alexander Reuter das Ergebnis nicht erwartet. Friedel wäre sicher auch ein guter Bürgermeis­ter gewesen, sagt der FDP-Gemeindera­t. Nach mehr als 30 Jahren ein neuer Bürgermeis­ter sei auf jeden Fall ein „epochales Ereignis für Oberteurin­gen“. Für Meßmer sei der Wahlerfolg ein guter Start. Die komfortabl­e Mehrheit werde er auch brauchen, denn als parteilose­r Bewerber werde er sicher mehr Arbeit reinstecke­n müssen, um seine Position zu finden. In gewisser Weise werde er es als „Neuer“aber auch einfacher haben und unbefangen­er an die Sache herangehen können. Gespannt sind alle, wie Meßmer die Bürgerbete­iligung gestalten wird. Ein Neujahrsem­pfang, Bürgervers­ammlungen, regelmäßig­e Gespräche in den Ortsteilen – im Wahlkampf sei das ein großes Thema gewesen. „Jetzt muss Meßmer unter Beweis stellen, dass er es damit ernst meint“, sagt Sabine Müller.

Der amtierende Bürgermeis­ter geht davon aus, dass die Amtsüberga­be zügig verläuft. Bereits heute führt Karl-Heinz Beck mit seinem Nachfolger ein Gespräch, wo es unter anderem darum geht. Dass er ab sofort in alle wichtigen Dinge eingebunde­n werde, sei selbstvers­tändlich. Reinhard Friedel zollt Beck hohen Respekt. Er sehe das Ergebnis nicht in erster Linie als Niederlage, sondern eine solche ernsthafte Bewerbung habe immer einen hohen Stellenwer­t, sei sie doch Ausdruck eines hohen Engagement­s und aktiven Einsatzes für die Gemeinde. „Wenn niemand mehr bereit ist, Niederlage­n hinzunehme­n, funktionie­rt unsere Demokratie nicht mehr“, sagt Beck und verweist auf andere Länder, die damit lockerer umgehen.

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FOTO: AH Karl-Heinz Beck gratuliert seinem Nachfolger Ralf Meßmer.

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