Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Vom Fallenbrunnen und seinen vielen Leben
Führung durch den Fallenbrunnen lockt Neugierige an
FRIEDRICHSHAFEN - Ferdinand Nehm vom Wohn- und Kulturprojekt „Blaue Blume“hat am Samstag eine Gruppe Neugieriger durch den Fallenbrunnen geführt. Das Gelände wurde schon für viele Zwecke genutzt – und es gibt einiges zu entdecken.
„Ich bin nicht von hier“, ließ er die Runde direkt wissen und bat daher darum, wenn jemand mehr wisse, die anderen daran teilhaben zu lassen. Mit einer zweigeteilten Karte, die direkt gegenüber stellte, wie der Fallenbrunnen einmal ausgesehen hatte und sein aktuelles Stadium, und einigen alten Fotos gestaltete er die kleine Führung anschaulich und informativ. „Ich wusste gar nicht, dass das Gebäude unterkellert ist“, zeigte sich eine Anwesende erstaunt, als die Tour durch das Gebäude führte, das heute nach einem Umbau den ZFCampus der Zeppelin-Universität beherbergt und ursprünglich als Offiziersunterkunft gebaut worden war.
Andere wunderten sich über die Kerben, die in den zugemauerten Fensteröffnungen eines der Flure zu finden waren. Nehm erklärte, dass dort die Gewehre abgestellt wurden, als hier noch Soldaten lebten. Die Hochschule selbst pflegt einen ganz eigenen Umgang mit der Vergangenheit des Ortes. In kleinen Nischen finden sich alte Schwarzweißfotos, die an die Entstehungszeit erinnern.
Auch sonst lohne sich das genaue Hinschauen, betonte Nehm mehrfach, da man von jeder Nutzungsphase – der ersten als Flakkaserne, der zweiten durch die Franzosen bis 1992 und den darauffolgenden Nutzungen des Geländes – Spuren finden könne. Die Gruppe kam der Aufforderung nach. Im Wald entdeckten so direkt einige das Loch mitten im Boden, das eine Art Fensteröffnung darstellte, durch die man in einen teilweise mit Laub gefüllten Kellerraum blicken konnte. Diese kleine Höhle ist das Einzige, was vom Welfenhof übrig geblieben ist. Jener war die erste Kaserne, die auf dem Gelände gebaut worden sei, erfuhren die Anwesenden. Über eine schlammige, schiefe Treppe kann man ihn betreten.
Auch sonst lohnt es sich, in den Wäldchen des Fallenbrunnens genau hinzuschauen. Das Gelände ist von alten Unterkellerungen durchlöchert.
Als weiteres Relikt aus den Ursprungszeiten sei der Zaun, wie Nehm sagte und ging mit den Führungsteilnehmern ein ganzes Stück daran entlang. Niemand der Anwesenden konnte sich erklären, wieso der Zaun noch vorhanden sei, es wurde gemeinsam gegrübelt. „Vielleicht ist es zu teuer, ihn zu entfernen?“, lautete eine These, eine weitere, dass vielleicht noch niemand auf die Idee gekommen sei.
„Ich wohne hier auch schon lange und kenne das Gelände eben bloß mit Zaun“, äußerte sich eine unmittelbare Anwohnerin aus Schnetzenhausen und gab zu, dass sie sich bislang nie Gedanken über ihn gemacht habe. Nun, da sie auf ihn aufmerksam geworden sei, wirke er auf sie aber auch wie eine starre überholte Grenze, „besonders weil der Stacheldraht noch obendrauf ist“.
Das übrige Gelände wandelt sich aktuell schnell. Vergleichsfotos, die Gebäude zeigten, die erst vor wenigen Wochen abgerissen wurden, nutzte Nehm als Beispiel, um sie den Anwesenden zu zeigen.