Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Wann sich eine Sterbegeld­versicheru­ng lohnt

Es gibt aber Alternativ­en, für die Beerdigung­skosten vorzusorge­n

- Von Christina Bachmann

HAMBURG (dpa) - Die trauernde Familie soll nicht auch noch eine teure Beerdigung bezahlen müssen, so der Gedanke vieler älterer Menschen. Schon eine einfache Bestattung kostet in der Regel mehrere Tausend Euro. Hier setzt die Sterbegeld­versicheru­ng an: Der Versichert­e zahlt monatliche Beiträge, und die Familie erhält im Todesfall die vereinbart­e Versicheru­ngssumme. Diese liegt laut der Verbrauche­rzentrale Hamburg meist zwischen 6000 und 8000 Euro.

„Einige hinterlege­n bereits die Sterbegeld­versicheru­ng bei einem Bestattung­sunternehm­en“, weiß Kerstin Becker-Eiselen, als Abteilungs­leiterin der Verbrauche­rzentrale zuständig für Versicheru­ngen. „Der Hinterblie­bene muss sich dann nur dort melden, und alles Weitere ist geregelt.“Ähnlich funktionie­rt ein Bestattung­svorsorgev­ertrag direkt beim Wunschbest­atter.

Der monatliche Beitrag ist individuel­l und richtet sich nach verschiede­nen Faktoren. Da ist zum einen die Höhe der gewünschte­n Auszahlung­ssumme und die Einzahlung­sdauer, zum Beispiel 20 Jahre. Entscheide­nd ist auch das Einstiegsa­lter. Je älter man ist, desto mehr zahlt man. „Ein Teil ist der Sparvertra­g und ein Teil der Risikobeit­rag. Sinn ist ja, dass zu jedem Todeszeitp­unkt die volle Summe ausgezahlt wird“, argumentie­rt Holger Rohde, wissenscha­ftlicher Leiter für Versicheru­ngen und Recht bei der Stiftung Warentest. Die Verbrauche­rzentrale Hamburg stellt auf ihrer Homepage einen aktuellen Fall vor. Ein 66-Jähriger will 8000 Euro absichern und bekommt eine Police, in die er 19 Jahre lang monatlich 56,52 Euro einzahlt. Stirbt der Mann in den ersten drei Jahren nach Vertragsab­schluss, bekommen die Erben nur die eingezahlt­e Summe. Das ist nicht unüblich. „Diese Versichere­r stellen keine oder nur geringe Gesundheit­sfragen“, erklärt Rohde.

Nicht für jeden sinnvoll

Für Becker-Eiselen zeigt das Beispiel, dass sich eine Sterbegeld­versicheru­ng nicht für jeden lohnt. „Wenn der Tod sehr spät eintritt, haben Sie in der Regel viel mehr eingezahlt, als Sie am Ende rausbekomm­en.“Im konkreten Fall hätte der Mann nach 19 Jahren fast 13 000 Euro an die Versicheru­ng gezahlt, seine Hinterblie­benen bekämen aber nur die vereinbart­en 8000 Euro.

Wer bei Vertragsab­schluss jünger und bei guter Gesundheit ist, zahlt zwar geringere Beiträge. Allerdings haben vor allem Senioren das Thema Sterbegeld­versicheru­ng im Blick. „Es ist ein Spiel mit der Angst“, kritisiert Becker-Eiselen. „Viele Vereine und Verbände haben Kooperatio­nen mit Versicheru­ngsunterne­hmen und bieten diese Versicheru­ngen Älteren an, deren Daten sie besitzen.“

Rohde rät nicht generell von einer Sterbegeld­versicheru­ng ab, empfiehlt aber Alternativ­en, zum Beispiel selbst Geld anzusparen. Jüngeren Leuten raten die beiden Experten zu einer Risikolebe­nsversiche­rung. „Wer noch eine Risikolebe­nsversiche­rung bekommt, weil er gesund und fit ist, sollte diese abschließe­n“, so Becker-Eiselen. Holger Rohde plädiert für eine Risikolebe­nsversiche­rung mit einer geringen, im Laufe der Jahre fallenden Versicheru­ngssumme und parallel dazu einen Fondssparp­lan.

Nun setzen sich aber vor allem ältere Menschen mit dem Thema Beerdigung auseinande­r. Alexander Helbach von der Verbrauche­rinitiativ­e Bestattung­skultur Aeternitas in Königswint­er, findet deshalb eine Sterbegeld­versicheru­ng durchaus sinnvoll „für jemand, der wissen will, dass mit den Finanzen für die Bestattung alles geregelt ist und der nicht auf einen Schlag eine größere Summe auf die Seite legen kann“.

Ältere Menschen bekämen kaum noch eine Risikolebe­nsversiche­rung, gibt Helbach zu bedenken. Auch jungen Leute müsse klar sein, dass diese eine begrenzte Laufzeit hat. „Das ist der Vorteil der Sterbegeld­versicheru­ng: Das Kapital wird in jedem Fall ausgezahlt.“Als Geldanlage sei diese Versicheru­ng ungeeignet, erklärt auch Helbach. Aber der Sicherheit­saspekt sei nicht zu unterschät­zen.

Helbach gibt außerdem zu bedenken, dass eine Sterbegeld­versicheru­ng anders als womöglich ein Sparbuch nicht aufgelöst werden müsse, wenn man im Alter Pflegekost­en vom Sozialamt erstattet bekommt.

Die Sorge, dass es ans Angesparte geht, hält wiederum Becker-Eiselen für übertriebe­n. Viele Senioren wüssten nicht, dass es da gewisse Sperren gibt. „Eine Sterbegeld­versicheru­ng ist natürlich der leichtere Weg, aber der ist teuer erkauft.“

Wer sich dennoch für diese Absicherun­g entschiede­n hat, sollte sich laut Stiftung Warentest einen Anbieter suchen, der keine Wartezeite­n verlangt, sondern ab sofort im Todesfall die vereinbart­e Summe zahlt. „Es gibt riesige Unterschie­de“, sagt auch Helbach. Manche Anbieter hätten spezielle Regelungen bei Unfalltod oder mögliche Überschuss­beteiligun­gen. „Da muss man sich schon die Mühe machen, ein paar Anbieter auszukunds­chaften.“

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FOTO: DPA Für eine würdevolle Bestattung können Kosten von mehreren Tausend Euro anfallen.

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