Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Autos statt Wohnungen in Mühlösch-West?

Vermeintli­cher Riesenpark­platz der Polizei führt zu Unmut unter Gemeinderä­ten

- Von Sarah Schababerl­e

FRIEDRICHS­HAFEN - Auf einer Freifläche mitten in Friedrichs­hafen könnten künftig von der Polizei sichergest­ellte Autos verwahrt werden. Wie Bürgermeis­ter Stefan Köhler am Dienstag im technische­n Ausschuss bestätigte, scheiterte die Stadt mit ihrem Versuch, das Gelände hinter dem Polizeirev­ier vom Land Baden-Württember­g abzukaufen, um darauf neue Wohnungen zu bauen.

Doch statt einer Parkfläche für womöglich eine Vielzahl Autos, sollen die bestehende­n Garagenanl­agen um gerade einmal sechs bis zehn Parkplätze erweitert werden. Das erklärte Peter Moser, stellvertr­etender Amtsleiter von der zuständige­n Landesbehö­rde Vermögen und Bau Ravensburg, auf Anfrage der Schwäbisch­en Zeitung.

Dass es an Wohnraum in Friedrichs­hafen fehlt, ist nicht neu. Die Stadt arbeitet seit Jahren an Konzepten, wie beispielsw­eise ältere Wohngebiet­e mit größeren Freifläche­n nachverdic­htet werden können. Eines davon ist das sogenannte Mühlösch-West II zwischen der Ehlersstra­ße und der Ailinger Straße sowie zwischen Ehlersstra­ße und Löwentalst­raße. Doch das Areal, für das die Stadt derzeit einen neuen Bebauungsp­lan erarbeitet, wird nun deutlich kleiner, als ursprüngli­ch geplant. Grund dafür ist, dass das Land Baden-Württember­g, ein Grundstück rund um das Polizeirev­ier nicht verkauft. Eine Umsiedlung des Polizeirev­iers an eine andere Stelle im Stadtgebie­t komme nicht in Betracht, heißt es in einem Schreiben des zuständige­n Amtsleiter­s Hermann Zettler an die Stadt. Als Gründe nennt er wirtschaft­liche Erwägungen und polizeistr­ategische Aspekte. „Ganz aktuell hinzugekom­men ist auch noch, dass die auf dem landeseige­nen Areal an der Ehlersstra­ße vorhandene Freifläche von uns in Teilen zeitnah zur Unterbring­ung von sichergest­ellten Kfz (Kraftfahrz­euge; Redaktion) aus dem gesamten Dienstbere­ich des Polizeiprä­sidiums Konstanz und der Staatsanwa­ltschaft Ravensburg benötigt wird.“Doch die geplante Stellfläch­e betreffe nur einen sehr kleinen Teil des Geländes, erklärte sein Stellvertr­eter Moser auf Nachfrage. Außerdem solle noch eine zweite Ausfahrt für die Polizei angelegt werden. Der Rest bleibe als Biotop bestehen.

Das war den Gemeinderä­ten im technische­n Ausschuss offenbar nicht bewusst, denn sie machten ihrem Ärger Luft: Man müsse alles unternehme­n, um zu verhindern, dass der Platz als Verwahrste­lle für sichergest­ellte Autos verwendet werde, forderte Heinz Tautkus (SPD). Die Stadt müsse der Polizei helfen, einen anderen Platz dafür zu finden. „Es geht nicht, dass da Autos stehen und Flächen leer stehen, wo wir Not haben“, sagte Daniel Oberschelp (CDU). Man habe lange verhandelt, erklärte Bürgermeis­ter Stefan Köhler, warum sich die Stadt dazu entschloss­en habe, das Polizeiare­al schließlic­h aus dem Bebauungsp­lan herauszune­hmen. Statt 7,9 Hektar umfasst der Bebauungsp­lan nun noch ein Gebiet von 5,4 Hektar.

Gerhard Leiprecht (Grüne) wollte das so nicht stehen lassen. „Wir müssen hier Kante zeigen“, sagte er und schlug vor, das landeseige­ne Areal dennoch zu überplanen. „Vielleicht ist da noch nicht das letzte Wort gesprochen“, sagte er.

Kein sinvolles Angebot der Stadt

„Wir hätten das der Stadt gerne verkauft, wenn sie uns ein sinnvolles Angebot gemacht hätte“, sagt der stellvertr­etende Amtsleiter Moser. Die Stadt habe zwar Grundstück­e zum Kauf vorgeschla­gen, diese seien aber zu teuer gewesen, zumal dann erst noch ein neues Polizeirev­ier mit allen Sicherheit­svorkehrun­gen gebaut werden müsste. „Da muss die Stadt dem Land entgegenko­mmen.“

Vom Vorschlag, auch das landeseige­ne Grundstück wieder in den Bebauungsp­lan aufzunehme­n, riet Köhler ab. Durch erhöhtes Baurecht gewinne das Grundstück an Wert, gab er zu bedenken. Künftige Käufer hätten es dadurch schwerer. Außerdem könnten sich städtebaul­iche Konzepte verändern. Man könne heute noch nicht absehen, ob man das Gelände künftig nicht anders nutzen wolle, als im heutigen Bebauungsp­lan festgelegt. Diesen müsste man dann später wieder ändern.

Köhler schlug den Räten vor, über die Abgeordnet­en ihrer Fraktion auf Landeseben­e zu versuchen, auf die Landesbehö­rden einzuwirke­n. Er werde Oberbürger­meister Andreas Brand bitten, ein entspreche­ndes Schreiben aufzusetze­n, um dem Ganzen mehr Gewicht zu geben. Die Räte stimmten dem Entwurfsbe­schluss ohne das Polizeiare­al einstimmig zu.

Unter den derzeitige­n Vorzeichen sei es für das Land besser, das Gelände zu behalten, sagte Moser von Vermögen und Bau. Schließlic­h müsse das Land sonst bei Bedarf wieder Grundstück­e teuer kaufen. Er schloss jedoch auch nicht aus, dass sich das Land bei einem entspreche­nden Angebot umstimmen lassen könnte. „Das muss dann bei uns im Haus entschiede­n werden.“

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FOTO: RALF SCHÄFER Im rückwärtig­en Bereich der Häfler Polizeiwac­he soll ein Parkplatz für beschlagna­hmte Autos entstehen. Die Stadt würde hier gerne Bauland erwerben.

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