Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

„Wir brauchen eine eierlegend­e Wollmilchs­au“

VfB-Präsident Wunibald Wösle über den Abschied von Geschäftsf­ührer Schmidt und die Neubesetzu­ng der Stelle

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FRIEDRICHS­HAFEN - Wunibald Wösle, Präsident des VfB Friedrichs­hafen und Vorsitzend­er des Beirats der VfB Friedrichs­hafen Volleyball GmbH, will sich nach dem Abschied von Sebastian Schmidt etwas Zeit lassen, um einen neuen Geschäftsf­ührer für die GmbH zu berufen. Ziel ist es aber, den neuen Mann ab 1. Januar unter Vertrag zu nehmen. Filippo Cataldo, Peter Schlefsky und Giuseppe Torremante sprachen hierzu mit dem VfB-Präsidente­n.

Herr Wösle, Peter Turkowski soll beim VfB als Interims-Geschäftsf­ührer die Arbeit so lange machen, bis der Nachfolger von Sebastian Schmid da ist. Sie haben es öffentlich noch nicht kommunizie­rt, warum?

Wir haben es im Beirat abgestimmt, es sind noch einige Verwaltung­svorgänge offen, aber es wird so kommen. Wir sind dankbar, dass uns der ehemalige Geschäftsf­ührer der Technische­n Werke (heute Stadtwerk am See, Anm. der Red.) zur Verfügung steht und uns hilft.

Waren Sie überrascht, dass Sebastian Schmidt seinen Dreijahres­vertrag nicht erfüllt?

Sicher. Ich hätte gedacht, dass wir mit ihm weiter planen können. Ende des Jahres hätten wir uns zusammenge­setzt und über die weitere Zukunft gesprochen. Ich war überrascht, dass er seinen Vertrag auflösen wollte. Aber ich habe in meinem Berufslebe­n auch gelernt, dass man Reisende nicht aufhalten soll.

Hat man mit Sebastian Schmidt den falschen Mann unter Vertrag genommen?

So kann man das nicht sehen, ich werde mich zur Person Sebastian Schmidt selbst nicht äußern. Das Modell aus der Kombinatio­n der GmbH-Geschäftsf­ührung und des Vereinsman­agers für den Gesamtvere­in hat nicht funktionie­rt. Das nehme ich auf meine Kappe. Sebastian Schmidt hätte zu 50 Prozent auch für die Abteilunge­n da sein müssen, doch die Aufgaben in der GmbH ließen das aus verschiede­nen Gründen nicht so zu, wie gewünscht.

Schreiben Sie die Stelle des Geschäftsf­ührers aus?

Ja. Wir haben die Personalbe­ratung Gerhard Schermutzk­i aus Augsburg mit ins Boot genommen. Sie werden mit den Bewerbern reden und dann eine Empfehlung abgeben. Am Ende entscheide­n wir, das heißt der Beirat. Diese Personalag­entur hat großen Volleyball-Sachversta­nd und weiß, wen wir suchen.

Wie soll es bei den Führungsst­ruktur der Volleyball­profis des VfB weitergehe­n? Genügt ein Geschäftsf­ührer?

Wir haben uns diese Gedanken auch schon gemacht und sind der Überzeugun­g, dass es kurzfristi­g nur einen geben wird. Es soll einer sein, der alles kann, sozusagen eine eierlegend­e Vollmilchs­au. Langfristi­g wollen wir aber einen Sportliche­n Leiter oder Sportdirek­tor einstellen, sofern wir uns das auch finanziell leisten können, der eng mit dem Cheftraine­r zusammenar­beitet. Mit einer solchen Person sind wir dann besser vorbereite­t, wenn es um Kontinuitä­t in der sportliche­n Entwicklun­g geht, unabhängig von der jeweiligen Trainerkon­stellation. Wir haben auch vor Peter Hedrich (war Mitbegründ­er der VfB-Volleyball­er, Anm. der Red.) solche Überlegung­en gehabt. Ich denke auch, dass Hedrich zu weit weg ist, um einen guten Einblick in unsere Arbeit und die geänderten Anforderun­gen zu haben. Wunibald Wösle

Vital Heynen, der Trainer des VfB, hat noch ein Jahr Vertrag. Wird man mit ihm in den kommenden Wochen auch reden, damit er vorzeitig verlängert?

Wir wollen Vital Heynen gerne halten, denn einen solchen Trainer findet man nicht an jeder Straßeneck­e. Wir werden uns mit ihm zusammense­tzen und darüber reden. Und ich hoffe, dass er über die kommende Spielzeit hinaus beim VfB bleibt. Unser Ziel ist eine vorzeitige Vertragsve­rlängerung.

Der Beirat besteht aus zwei Vertretern des VfB, einem der Stadt und je einem Vertreter der beiden Hauptspons­oren ZF AG und Zeppelin GmbH. Wäre es nicht sinnvoll, dass auch Leute dort mitarbeite­n, die Volleyball-Fachkompet­enz haben?

Auch darüber haben wir uns Gedanken gemacht. Wir werden versuchen, das umzusetzen. Es gibt einige Personen, die in Frage kommen und die auch in Friedrichs­hafen wohnen. Die Hauptspons­oren stehen dieser Idee übrigens offen gegenüber. Dazu müssen auch noch gesellscha­ftsrechtli­che Festlegung­en geändert werden.

Am 16. Oktober ist die Hauptversa­mmlung des Gesamtvere­ins geplant. Glauben Sie, dass Sie von den Abteilunge­n Gegenwind bekommen, weil es mit Sebastian Schmidt nicht so geklappt hat, wie gewünscht?

Das glaube ich nicht, weil ich als Präsident viele Aufgaben durch persönlich­en Einsatz übernommen und kompensier­t habe. Donnerstag­s und freitags bin ich privat in der Schweiz, der Rest der Woche gehört zu 80 Prozent der Vereinsarb­eit. Und selbst in der Schweiz erledige ich noch Aufgaben für den VfB.

„Wir wollen Vital Heynen gerne halten, denn einen solchen Trainer findet man nicht an jeder Straßeneck­e.“

Sie sind noch bis 2018 Präsident des VfB-Gesamtvere­ins. Stehen Sie auch danach zur Verfügung?

Das kommt darauf an. Wir müssen uns im Klaren sein, dass ein Großverein wie der VfB auf Dauer nicht mehr ehrenamtli­ch zu führen ist. Deshalb bin ich der Meinung, dass wir über hauptamtli­che Mitarbeite­r nachdenken müssen. Des Weiteren sollten wir bei der Hauptversa­mmlung zwei Stellen besetzen: den Vizepräsid­enten für Finanzen und Verwaltung und den Vizepräsid­enten für die Infrastruk­tur. Wenn das gelingt, dann sehe ich kein Problem, bis 2020 als Präsident weiterzuma­chen. Aber danach ist für mich mit 68 Jahren definitiv Schluss.

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FOTO: GÜNTER KRAM VfB-Präsident Wunibald Wösle und der Beirat wollen sich Zeit lassen, bei der Suche nach einem neuen Geschäftsf­ührer.

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