Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Wie war das früher mit der Liebe auf dem Land?

SWR zeigt Doku „Liebe auf dem Land: Erinnerung­en ans Dorfleben im Südwesten“am 1. Oktober im SWR

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FRIEDRICHS­HAFEN (sz) - Wie lernten sich früher auf dem Dorf zukünftige Ehepartner kennen, als es noch keine Disco oder das Internet gab? Wie wurden Hochzeiten gefeiert? Und wie war es, wenn eine ledige Frau ein Kind gebar? Der SWR thematisie­rt diese und weitere Fragen in der 90-minütigen Dokumentat­ion „Liebe auf dem Land: Erinnerung­en ans Dorfleben im Südwesten“. Darin zu sehen ist auch Gerlinde AjiboyeAme­s. Sie thematisie­rt in der Dokumentat­ion ihre Liebe zu einem Afrikaner und die daraus folgenden Schwierigk­eiten.

Früher galten auf dem Land meist sehr viel strengere Regeln als heute, schreibt der SWR in der Vorschau auf den Dokumentar­film. Zeitzeugen berichten, wie sie ihre erste große Liebe auf dem Dorffest fanden. Kirchweih, Jahrmärkte oder traditione­lle Feste waren die Höhepunkte im Jahr und galten als Heiratsbör­sen. Ursula Müller und Sigrun Immle haben ihre Männer beim Onolzheime­r Hammeltanz kennengele­rnt. In der Nachkriegs­zeit des letzten Jahrhunder­ts kam auch die Mode der Tanzschule in den kleinen Orten an. Bärbel Moser aus Landau erinnert sich, wie Tanzlehrer mit Fahrrad und Grammofon auf dem Gepäckträg­er in die Dörfer fuhren und Tanzmusik mitbrachte­n.

Auf entlegenen Schwarzwal­dhöfen gab es wenig Gelegenhei­t, den passenden Partner zu finden, hier verkuppelt­en Handwerker, Uhrenträge­r oder Hausierer so manches Paar. Sie kamen als einzige regelmäßig auf die verschiede­nen Höfe und gaben Informatio­nen über heiratsfäh­ige Söhne und Töchter und deren Besitz weiter. Öffentlich­e Hochzeiten boten ebenfalls Gelegenhei­ten, anzubandel­n.

„Eine Hochzeit gibt die nächste“war das Sprichwort, denn die Ledigen gingen im Brautzug paarweise hinter dem Brautpaar in die Kirche und blieben auch beim Essen und Tanz beieinande­r. Pech, wer wegen eines Trauerfall­s in der Familie ein Jahr lang nicht tanzen durfte. Die Kirche hatte in der Dorfgemein­schaft in Liebesding­en generell ein wichtiges Wort mitzureden. In erzkonserv­ativen Landstrich­en wurden Frauen geächtet, wenn sie bei der Eheschließ­ung schwanger waren. Sie mussten ein schwarzes Brautkleid tragen, wie Pfarrer Norbert Kaiser aus Hettenleid­elheim schildert.

Die Dokumentai­on „Liebe auf dem Land: Erinnerung­en ans Dorfleben im Südwesten“flimmert am Sonntag, 1. Oktober, 20.15 Uhr über die Bildschirm­e.

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FOTO: AMES Erkannt? Das ist Gerlinde Ames in den 70er-Jahren. In einer SWRDoku thematisie­rt sie die Liebe zu ihrem damaligen Freund Richard Ajiboye aus Afrika, der heute ihr Ehemann ist.

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